100 Jahre Zwangsehe mit Italien, Südtiroler wollen „Los von Rom“

Quelle Screenshot: https://www.youtube.com/watch?v=DPH6h1bvmpA

BOZEN / ROM / WIEN – Im Geheimvertrag von London versprachen die Alliierten 2015 Rom Südtirol als Kriegsbeute, wenn Rom die Seiten wechseln würde. So geschah es dann kurze Zeit später auch und im Vertrag von Saint Germain im September 1919 bekam Italien dann seinen „Lohn“ für den Seitenwechsel dann auch offiziell zugesprochen.

Bei  einer Umfrage des Magazins UnserTirol24 sprachen sich – Stand 4. Oktober 2019 – etwa 85 Prozent der Leser dafür aus, daß Tirol unzerteilt sein soll und als Einheit ein Teil von Österreich sein soll. Lediglich etwa 15 Prozent sprachen sich für einen Verbleib Südtirols bei Italien aus.

Anfang September hat das Magazin UnserTirol24 unter seinen Lesern eine Umfrage über die Frage gestartet, ob sie lieber bei Rom bleiben, oder künftig zu Wien gehören wollten. Anlaß war der 100-jährige Jahrestag der Teilung Tirols. An der Umfrage haben sich mehr als 5.000 UT24-Leser beteiligt. Das Ergebnis war  eindeutig. 4.288 der etwa 5000 Leser befürworteten, daß sich Südtirol sich in naher Zukunft von Rom trennen sollte.

 

100 Jahre Teilung Tirols in Saint Germain

Die offizielle Lesart besagt, daß Tirol durch den Vertrag von Saint Germain im Jahre 1919 geteilt wurde.

 

Tatsache ist jedoch, daß dieser Teilung ein Teilungsversprechen vorausging,welches die Gegner der Achsenmächte im Frühjahr 1915 Italien gaben, wenn es seine Verträge mit den Achsenmächten bricht und auf der Seite der Entente gegen die Achsenmächte in den Krieg eintritt.

Damit wurden Italien Gebiete Tirols als Kriegsbeute für den Eintritt in den Weltkrieg versprochen. Geostrategisch hatte die Entente damit Deutschland und Österreich mit Kriegsgegnern eingekesselt.

Das Tragische war, daß Wien  damals längst bereit war, das von Wien aus regierte italienischsprachige Tentino an Rom anzugeben. Noch kurz vor dem Kriegseintritt Italiens hatte Alcide De Gasperi als Abgeordneter zum österreichischen Reichsrat die Gewissheit gegenüber dem österreichischen Botschafter in Rom, Karl von Macchio geäußert, dass bei einer Volksabstimmung 90 Prozent der Italiener Tirols für den Verbleib bei Österreich stimmen würden (vgl. Paolo Piccoli, Armando Vadagnini: De Gasperi. Un trentino nella storia d’Europa, Soveria Mannelli 2004, S. 103). Im Ersten Weltkrieg kämpften sogar  rund 60.000 italienischsprachige Trentiner in den Reihen der Österreich-Ungarischen Armee gegen Italien und an der Ostfront (vgl. Claus Gatterer: Erbfeindschaft Italien-Österreich. München-Zürich 1972, S. 138).

 

Der Geheimvertrag von London 1915

Rom hatte bereits am 26. April 2015 mit den Gegnern Deutschlands und Österreichs in London einen Geheimvertrag geschlossen, in welchem auch die Brenner-Grenze Italiens definiert worden war. Dieser enthielt folgende Passage:

Extracts from the Treaty of London, 26 April 1915

Auszug aus dem Londoner Geheimvertrag, 26. April 1915


Article 4

Under the Treaty of Peace, Italy shall obtain the Trentino, Cisalpine Tyrol with its geographical and natural frontier, as well as Trieste, the counties of Gorizia and Gradisca, all Istria as far as the Quarnero and including Volosca and the Istrian islands of Cherso and Lussin, as well as the small islands of Plavnik

Artikel 4

Nach dem Friedensvertrag mit Italien  erhält es das Trentino, Tirol Cisalpine mit seiner geographischen und natürlichen Grenzen sowie Triest, die Grafschaften Görz und Gradisca, Istrien alle so weit das Quarnero einschließlich Volosca und der istrischen Inseln Cherso und Lussin, sowie die kleinen Inseln Plavnik, Unie, Canidole, Palazzuoli, San Pietro di Nembi, Asinello, Gruica, und die benachbarten Inseln … 

Dieser Vertrag bezeugt vor der Geschichte, daß Italien der südlichen Teil Tirols als Kriegsbeute versprochen wurde, wenn Italien die Seiten wechseln würde.

So geschah es dann auch. Italien führte nach dem 26.4.2015 mit Österreich-Ungarn noch weitere Scheinverhandlungen, brach diese aber dann schnell ab.

Am 4. Mai 1915 hatte Rom dann offiziell den Dreibund-Vertrag gekündigt, verhandelte mit Wien aber noch weiter, obwohl es in London bereits den Vertrag geschlossen hatte.

Wien gestand im Zuge dieser „Verhandlungen“ am 10. Mai 1915 die Abtretung aller italienischen Gebiete einschließlich des Trentino, der Gebiete am Isonzo und von Gradisca zu. Triest sollte ein Freihafen werden. Nur auf die deutschen Gebiete Süd-Tirols zu verzichten, war Wien nicht bereit.

Am 20. Mai ermächtigte die italienische Abgeordnetenkammer die königliche Regierung zu außerordentlichen Vollmachten für den Kriegsfall. Ein Abgeordneter kommentierte dies wie folgt:

„Heute haben wir die niederträchtigste Tat unseres Lebens begangen, aber hätten wir es nicht getan, hätten uns draußen die Pflastersteine der Volksmassen erwartet!“

Am 23. Mai 1915 erklärte König Viktor Emanuel Österreich-Ungarn den Krieg!

Der italienische Ministerpräsident Salandra hatte den Seitenwechsel mit den Worten des

„Sacro Egoismo“

eine politische Absolution erteilt und damit die Raubmoral zur Maxime seines politischen Handelns erhoben.

Die Einzelheiten des Londoner Geheimvertrages kamen erst an das Tageslicht, als in Petersburg die russische Revolution gesiegt und das schändliche Papier aus den Geheimarchiven geholt und veröffentlicht wurde.

 

Die Nachwirkungen des Geheimvertrags von London

Der Schock über diesen Verrat wirkt bis heute nach. Weder in Italien, noch im deutschsprachigen Raum ist der Geheimvertrag von London allgemein bekannt.

https://www.youtube.com/watch?v=ORdQFdQLNZM

Anläßlich des hundertsten Jahrestags des Teilungsvertrags von Saint-Germain sprachen sich die Schützen Südtirols klar gegen ein Weiterbestehen dieser Zwangsehe mit Italien aus:

Blecherne Hochzeit BOZEN – Das Jubiläum ist Blech, denn es war eine Zwangsehe, die vor genau hundert Jahren im Pariser Vorort Saint-Germain angeordnet und vollzogen wurde. Damals wurde Südtirol gegen seinen Willen mit Italien vermählt. An der Seite des ungeliebten Bräutigams standen die Trauzeugen Frankreich, Großbritannien und die USA. So kennzeichnet der Landeskommandant der Schützen, Jürgen Wirth Anderlan, das Schicksal Tirols zum 100. Jahrestag der Unterzeichnung des Pariser Friedensdiktats. Die Folgen der Zwangsheirat vor hundert Jahren waren Jahrzehnte der Entbehrungen und des Leids, Jahrzehnte der Unterdrückung und ein zweiter furchtbarer Krieg. Die hundert Jahre seit Saint Germain sind aber auch die Geschichte des unbeugsamen Willens, der harten Arbeit, des Respekts und Mutes von Frauen und Männern, die hart für die die Freiheit und Unabhängigkeit ihres Landes gekämpft haben und nach wie vor für die Heimat einstehen, gibt der Südtiroler Schützenbund zu bedenken. „Heute boomen Wirtschaft und Tourismus, die Arbeitslosenquote ist gleich null, unsere jungen Handwerker sind Garanten für die Zukunft und ehrenamtliche Traditions- und Kulturvereine haben regen Zulauf. Wir haben Bergsteigerlegenden, Olympiasieger, Weltmeister, die Kastelruther Spatzen und Frei.Wild hervorgebracht und sprechen immer noch mehrheitlich Deutsch. Italien hat sein Ziel der Italianisierung Südtirols noch nicht erreicht“, stellt Landeskommandant Wirth Anderlan fest, ohne die Augen vor den Schwächen des Landes zu verschließen: „Wir haben die weltbeste dynamische ‚Super-Sonder-Voll-Autonomie‘ im ‚europäischen Geist‘, zugleich aber auch die höchste Abwanderungs- und Suizid-Rate im Stiefelstaat – und die drei Volksgruppen leben friedlich aneinander vorbei“, so Jürgen Wirth Anderlan. In seiner Aussendung zum 100. Jahrestag der Zwangsehe von St. Germain wagt der Landeskommandant des Südtiroler Schützenbundes einen kritischen Ausblick in die Zukunft: „Wir werden noch einige Regierungs- und Wirtschaftskrisen unseres ungeliebten Ehegatten überstehen. Mit den 2.117 Euro pro Kopf, die wir jährlich und auf Nimmerwiedersehen nach Rom schicken, verlängern wir weiterhin künstlich das Leben unsers wirtschaftlich todkranken Ehepartners. Unsere Schüler demonstrieren montags gegen Ärzte- und Lehrermangel und unsere Enkel und Urenkel wachsen fünfsprachig auf. Die deutsche Volksgruppe sinkt unter die 50% Marke, die deutschen und ladinischen Ortsnamen werden immer noch nicht amtlich sein. Der Proporz, Artikel 19, das Selbstbestimmungsrecht, der österreichische Pass oder die Ergebnisse des Autonomiekonvents wandern ins Museum, gleich neben dem Ötzi, und werden dort den Besuchern als Überbleibsel aus einer längst vergangenen Zeit präsentiert. Kurzum, die Zwangsehe von einst wird zur einseitigen Freiheitsberaubung im beiderseitigen Einvernehmen“, mahnt Landeskommandant Jürgen Wirth Anderlan. Aus aktuellem Anlass hat der Südtiroler Schützenbund den Kurzfilm „ICH TRENNE MICH UM FREI ZU SEIN“ gedreht. Premiere ist am Dienstag, den 10. September 2019 um 19.19 Uhr auf schuetzen.com.

 

8.500-000 Zugriffe auf den Titel“Südtirol“ von der Band „Freiwild“ zeugen davon, wie lebendig der Wunsch nach Freiheit bei den Südtirolern noch heute ist