BERLIN – Die SPD besteht eigentlich aus drei internen „Flügeln“, dem Seeheimer Kreis (konservativ), der Parlamentarischen Linken (links-ideologisch), dem Netzwerk Berlin (pragmatisch): Fast alle der Bundestagsabgeordneten gehören einem dieser drei „Flügel“ an. Ohne eine solche Zugehörigkeit gibt es offenbar keine Karriere in der SPD!
Die SPD, drei „Parteien“ in einer Partei
Das gilt auch für den aktuellen Mitgliederentscheid über die SPD-Spitze. Die derzeit die Parteispitze strebende Saskia Esken ist beispielsweise Repräsentantin der „Parlamentarischen Linken“ der SPD. Folglich wird sie unter anderem vom Landesverband Nordrhein-Westfalen und den Jusos unterstützt.
Die Linken Netzwerke in der SPD
Die „Parlamentarische Linke“, Plattform der linksradikalen SPD-Parlamentarier im Bundestag
Von den 152 Abgeordneten der SPD-Fraktion im Bundestag gehörten 71 Abgeordnete der so genannten „Parlamentarischen Linken“ an. Das sind 47 Prozent der Bundestagsabgeordneten der SPD. Ihre Namen sind der Homepage der „Parlamentarischen Linken“ zu entnehmen.
Wendet man die Definition der Behörden zum Begriff „radikal“
auf diese drei Netzwerke in der SPD an, und zieht man die Positionen der „Parlamentarischen Linken“ in Betracht, welche von Enteignungen (Kevin Kühnert) über eine „europäische Souveränität“ bis hin zur „Bürgerversicherung“ reicht, so erscheint der Begriff „radikal“ für diese Gruppe angemessen.
Innerhalb des Netzwerks dieser Linksradikalen in der SPD gibt es noch zwei weitere Netzwerke, denen die „Parlamentarische Linke“ noch immer nicht links genug ist:
Das Netzwerk der VVN-BdA Mitglieder innerhalb der „Parlamentarischen Linken“
Einige der Mitglieder der „Parlamentarischen Linken“, denen diese noch nicht links genug ist, bilden dann ein noch weiter links stehendes Netzwerk, das sich durch eine Mitgliedschaft in der SPD und im VVN-BdA auszeichnet.
Dieses zweite Netzwerk in der SPD, insbesondere innerhalb der „Parlamentarischen Linken“ und anderen linksradikalen Zusammenschlüssen in der SPD kann man unter Bezug auf die obige Unterscheidung zwischen „radikal“ und „extremistisch“ dann nur noch als „linksextremistisch“ einordnen.
Diese linksradikalen innerhalb der SPD-Bundestagsfraktion betreiben einen eigenen Internetauftritt. Seit der Bundestagswahl am 24. September 2017 haben sich nach eigenen Angaben viele neue Abgeordnete der Parlamentarischen Linken angeschlossen. Dies zeugt davon, daß die Linksradikalen innerhalb der SPD auf dem Vormarsch sind. Diesem Internetauftritt ist wiederum zu entnehmen, daß derzeit 71 der 152 SPD-Bundestagsabgeordneten dieser „Parlamentarischen Linken“ zugehörig sind, das sind 47 Prozent.
Das Netzwerk der „Denkfabrik“ der SPD
Ein weiteres Netzwerk innerhalb der „Parlamentarischen Linken“ bilden die Mitglieder der „Denkfabrik“. Aufgabe der „Denkfabrik“ ist es, mit Grünen und der „Linken“ zusammen eine Art Volksfront zu bilden. Geschäftsführerin war lange Zeit die von der „PDS“ zur SPD gewechselte „Angela Marquardt“ (ex IM der Stasi; ex PDS; nun SPD). Frau Marquardt war Mitarbeiterin von Ministerin Nahles, bevor Letztere zur SPD-Vorsitzenden gewählt wurde. Die Umstände dieser Zusammenarbeit sind eine Präzisierung wert:
Frau Marquardt „gestaltet“ seither die „Denkfabrik“ in der SPD. Seit Mai 2019 lautend die Vorstände dieser „Denkfabrik“:
- Stephan Borghorst (Sprecher), bekennt sich außerdem zur Magdeburger Plattform in der SPD
- Lars Castellucci, MdB (Sprecher)
- Martin Deschauer (Sprecher), ist Büroleiter von Bärbel Bas, die Mitglied der Parlamentarischen Linken ist, er bekennt sich außerdem zur Magdeburger Plattform in der SPD
- Sarah Ryglewski, MdB (Sprecher), bekennt sich außerdem zur Magdeburger Plattform in der SPD
- Michael Schrodi, MdB (Sprecher)
- Alex Geisler (erweiterter Vorstand)
- Elisabeth Kaiser, MdB (erweiterter Vorstand)
- Dietmar Nietan, MdB (erweiterter Vorstand), bekennt sich außerdem zur Magdeburger Plattform in der SPD
- Dorothea Riedel (erweiterter Vorstand)
- Sönke Rix, MdB (erweiterter Vorstand), bekennt sich außerdem zur Magdeburger Plattform in der SPD
- Frank Schwabe, MdB (erweiterter Vorstand), bekennt sich außerdem zur Magdeburger Plattform in der SPD
Das linke Ersatznetzwerk „Magdeburger Plattform“ in der SPD
Wie man der obigen Liste entnehmen kann, sind fast alle dort aufgeführten Personen Mitglieder des Bundestags. Das gilt ausnahmslos auch für die Mitglieder der „Parlamentarischen Linken“. Aus Protest gegen Kompromisse dieser Parlamentarier haben Raff Stegner, Carsten Sieling, Johanna Uekermann eine „Basisbewegung“ gegründet, die „Magdeburger Plattform“:
Die „Magdeburger Plattform“ hat derzeit 1314 Unterzeichner.
Die Linksradikalen / Linksextremisten in der bayerischen Landesgruppe der SPD im Bundestag
Die bayerische Landesgruppe der SPD im Bundestag umfasst 18 Mitglieder. Von diesen 18 Mitgliedern der bayerischen SPD-Landesgruppe im Bundestag gehören folgende 11 bayerische Bundestagsabgeordnete einem radikalen Flügel der SPD an, der sich „Parlamentarischen Linke“ nennt:
- Ulrike Bahr (auch VVN-BdA)
- Martin Burkert
- Uli Grötsch (auch VVN-BdA) (auch „Denkfabrik„)
- Rita Hagl-Kehl
- Gabriela Heinrich
- Dr. Bärbel Kofler (auch „Denkfabrik„)
- Anette Kramme
- Florian Pronold (fragwürdige Distanz zum VVN-BdA) (auch „Denkfabrik„)
- Bernd Rützel
- Michael Schrodi (auch „Denkfabrik„)
- Martina Stamm-Fibich
- Claudia Tausend (Auftritt mit VVN-BdA) (auch „Denkfabrik„)
Während bundesweit also lediglich 47 Prozent der Abgeordneten der „Parlamentarischen Linken“ in der SPD angehören, sind es in der bayerischen SPD-Landesgruppe im Bundestag 61 Prozent. Wie soll man dies anders lesen, als daß innerhalb der SPD der bayerische SPD-Landesverband zu denjenigen Landesverbänden gehört, die bereits nach links abgekippt sind?
Die Landtagsfraktion der SPD hat sich – im Gegensatz zu ihren Kollegen im Bundestag – bisher auch nicht dazu durchringen können, die Namen der bayerischen SPD-Abgeordneten offen zu legen, welche sich diesem linken Netzwerk zugehörig fühlen. Da aber die Listen zum Bundestag und zum Landtag auf Parteitagen der SPD von den selben Personen gewählt werden, spricht nichts dafür, daß sich die Zugehörigkeiten der 22 Abgeordneten der SPD im Maximilianeum anders verteilen könnten, als im Bundestag. Dies hätte zur Folge, daß 13 Landtagsabgeordnete zu diesem linksradikalen Flügel der SPD zu zählen wären.
Die Jusos als Königsmacher
Der Finanzminister Olaf Scholz gab seine Kandidatur erst Mitte August 2019 bekannt. Nachdem das Bewerberfeld eine erkennbar große Anzahl an Repräsentanten des linken Flügels der Partei aufwies, blieben ihm und dem Seeheimer Kreis wohl nichts Anderes übrig, als den Delegierten ein eigenes Angebot zu unterbreiten. Entsprechend fallen auch die Reaktionen aus: Der Seeheimer Kreis jubelt, die Linken schäumen.
Zuvor hatte Juso-Chef Kühnert noch den linken Parteivize Stegner unterstützt gehabt. Doch wenige Wochen vor der Abstimmung hat Kühnert den Kontakt zu Stegner offenbar abgebrochen gehabt. Geradezu unheimlich, hieß es damals aus Stegners Umfeld.
Mit anderen Worten: der wohl derzeit exponierteste Parteilinke Stegner war dem Juso Kühnert offenbar nicht fundamentalistisch genug. Kühnert hatte sich dann für das Duo aus Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans ausgesprochen.
Die „erste Wahl“
Insgesamt standen sechs Zweierteams zur Wahl. Es waren 425.630 Mitglieder der SPD stimmberechtigt, ihre Wahlbeteiligung lag bei 53,28 Prozent. 213.693 gültige Stimmen wurden abgegeben, mit 2.367 Enthaltungen. Etwa 250 Helfer aus ganz Deutschland haben einen ganzen Tag benötigt, um diese Stimmzettel auszuzählen.
Die Fürsprache der Jusos für die kompromisslosen Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans
Entsprechend fiel dann auch das Ergebnis aus:
- Bundespartei-Vize Ralf Stegner und Gesine Schwan erhielten mit 20.583 Stimmen lediglich 9,63 Prozent.
- 31.271 Mitglieder und damit 14,63 Prozent stimmten für die Bundestagsabgeordnete Nina Scheer und Karl Lauterbach.
- Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans erhielten 21,04 Prozent
- Olaf Scholz und Klara Geywitz konnten 22,68 Prozent der Stimmen auf sich vereinigen
Der parteilinke Ralf Stegner, Vater des sich gerne schwarz-vermummt kleidenden Antifa-Mitglieds Fabian Stegner, landete ohne Unterstützung der Jusos mit nur 9,63 Prozent abgeschlagen auf einem hinteren Platz.
In einer ersten Reaktion sagte Stegner am Abend:
Ohne die Jusos ist es allerdings offenbar sehr schwierig in der SPD ein Spitzenamt zu bekommen