Während Dänemark bei einer Inzidenz von 7600 alle Covid-Maßnahmen abschafft will Markus Söder das Covid-Virus weiterhin mit einem Schnitzelverbot für Gesunde vertreiben

Quelle: https://en.wikipedia.org/wiki/Schnitzel

BERLIN/MÜNCHEN – Obwohl die Inzidenzen von einem Rekord zu nächsten eilen, heben immer mehr Länder, wie z.B. Dänemark bei einer Inzidenz von knappen 8000, die Bürgerschikanen auf. Nur Markus Söder glaubt bei einer Inzidenz von 2000 noch immer daran, Omikron mit einem Schnitzelverbot für Gesunde besiegen zu können.

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Eigentlich ist es eine Art naturwissenschaftliche Norm, daß sich Corona-Viren mit der Zeit immer stärker abschwächen und dann irgend wann einmal endemisch werden. Seit die Omikron-Variante nun diesen Grundsatz ein weiteres Mal praktisch bestätigt, ist die Fachwelt aber in heller Aufregung und weiß nicht, was zu tun ist und warnt ins Blaue hinein von neuen Horror-Viren. Doch es gibt neue Widerstände.

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Ministerpräsident Söder richtet sein Fähnchen nach dem neuen Wind aus

Kaum gibt es aber einen neuen Machtfaktor, orientiert sich Ministerpräsident Söder blitzschnell um, wobei die nach außen getragenen Gründe für „Lockerungen“, die er in der Bild-Zeitung verkündete doch recht merkwürdig klingen:

Erstens meint Söder wohl, daß z.B. Frauen weniger shoppen gehen, als in Gasthäuser, denn

„Mit einer FFP2-Maske können wir auf die 2G-Regel im Handel verzichten. Man hält sich nur kurz in Geschäften auf. Das könnte man bundesweit umsetzen“

aber:

Mit anderen Worten: Die Staatsregierung öffnet die Gasthäuser für geimpfte Superspreader und hält sowohl in der Innengastronomie, als auch in der Außengastronomie das Schnitzelverbot für Gesunde und getestete Bürger aufrecht und behauptet mit dieser Maßnahme weiterhin das Omikron-Virus zurückdrängen zu können.
Ganz anders ist es aber, in Fußballstadien, dort dürfen in den Stadien bald auf jedem zweiten Sitzplatz stundenlang die Fans aus vollem Hals gröhlen, jedenfalls dauert ein Fußballspiel viel länger, als der Verzehr eines Schnitzels in der Außengastronomie. In der Kultur darf man dann sogar in Innenräumen 75% der Plätze besetzen und offenbar dann zeitlich unbegrenzt vor einem Gemälde verweilen! Der Ministerpräsident denkt da aber offenkundig anders, denn:

„Wir können wieder mehr Zuschauer in Stadien und Kulturveranstaltungen zulassen. Derzeit dürfen Kulturveranstaltungen 50 Prozent Zuschauer haben, da können wir bundesweit auf 75 Prozent gehen. Beim Fußball sind wir jetzt bei 25 Prozent. Da können wir auf 50 Prozent Zuschauer mit einer Kapazitätsgrenze gehen, allerdings mit Abständen.“

Dann phantasiert der Ministerpräsident noch etwas davon, daß der Bundesgesundheitsminister die Kontaktbeschränkungen herunterfahren soll; warum er dazu dann keinen Antrag im Bundesrat stellt, verschweigt er jedoch.  Als weitere Weisheit meint Söder Omikron dadurch aufhalten zu können, daß er die Inzidenz m Inland als unbeachtlich erklärt, die Inzidenz im Ausland aber so wichtig ist, daß man sich bei der Rückkehr testen lassen soll:

„Die Inzidenz hat bei Omikron als Maßstab ausgedient. Bei so hohen Werten, wie wir sie derzeit haben, machen zum Beispiel auch Reiseregelungen mit Verweis auf Risiko-Gebiete wenig Sinn. Das Einzige, was sinnvoll ist, sind Test nach der Rückkehr. Das muss angepasst werden.“

Offenkundig muß ein neuer Grund her, um das mit Covid verbundene Überwachungssystem nicht sinnlos werden zu lassen. Am Ende wiederholt Söder dann noch einmal das altbekannte Narrativ

„…dass das Gesundheitssystem nicht mehr überlastet wird.“

Also genau das Gesundheitssystem, dem er mit einer Impfpflicht die Pfleger und Krankenschwestern entziehen möchte?!

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2021_02_01 Dänemark hebt bei der höchsten Inzidenz der Welt das Pendent zur „epidemischen Lage“ auf

Quelle: https://ourworldindata.org/covid-cases

Anfang November hatte Dänemark bereits einmal den „Freedom-Day ausgerufen gehabt. Angesichts von Omikron hatte die dänische Regierung jedoch aus Angst die Maßnahmen dann wieder verschärft gehabt, um sie jetzt dann ein zweites Mal aufzuheben.

Am 1.2.2022 hat Dänemark dann aber als erstes Land in Europa sogar alle Gesetze im Zusammenhang mit Coronaviren beendet. Das Besondere daran: An diesem 1.2.2022 hatte das praktisch komplett durchgeimpfte skandinavische Land eine Inzidenz von knapp 8000. Das ist unter den größeren Ländern am 2.1.2022 die höchste Inzidenz der Welt (vgl. Bild rechts).

Dennoch hat die dänische Regierung dem Covid-Virus den Status als

„kritische Bedrohung für die Gesellschaft“.

aberkannt, was in Deutschland der Aberkennung der „Epidemischen Lage nationaler Tragweite“ entspricht.

Auch bei einem positiven Test besteht daher nun keine gesetzliche Pflicht zur Selbstisolation mehr. PCR-Positive können daher problemlos in die geöffneten Diskotheken gehen. Nicht einmal die neue, noch leichter übertragbare BA.2-Omicron-Variante, die jetzt die Infektionen in Dänemark dominiert schreckt die Regierung davon ab, diesen Weg zu gehen.

Ein Grund dafür könnte sein: In Dänemark wurde die Epidemiologie nicht politisiert. Stattdessen sind sozialer Konsens und Vertrauen in die Regierung Dänemarks Markenzeichen des Zusammenlebens zwischen Staat und Gesellschaft. Wie in Island auch hat man die Bewältigung echten Fachleuten überlassen. Dänemark war auch das erste Land in Nordeuropa, das am 11. März 2020 Lockdowns einführte.

„Wenn Sie eine auf Vertrauen und Solidarität basierende Strategie haben, können Sie sich tatsächlich mit einer relativ breiten Zustimmung öffnen, bei der die Schwachen und Älteren die Risiken akzeptieren“,

ergänzt Prof. Petersen. Die über 50-Jährigen – von denen 96 Prozent vollständig geimpft sind – übernehmen „Eigenverantwortung“, um jüngeren Gruppen wieder ein normales Leben zu ermöglichen, lautet das offizielle Narrativ in Dänemark.

„Öffnen muss nicht bedeuten, dass man sich nicht um die Schwachen in der Gesellschaft kümmert, und es bedeutet nicht, dass man das Coronavirus nicht ernst nimmt“,

sagt er. Stattdessen handelt es sich um „einen Kompromiss“, der auf Daten basiert – etwas, von dem Dänemark mit seiner erstklassigen Gensequenzierung und seinen Massentests eine Menge hat.

„Interessant ist, dass es, wenn wir uns die verfügbaren Meinungsdaten ansehen, selbst unter älteren Menschen eine Mehrheit gibt, die die Aufhebung der Beschränkungen befürwortet“,

sagt Prof. Petersen.

„Man könnte sagen, dass viele junge Menschen während der gesamten Pandemie Solidarität mit den älteren Menschen gezeigt haben [indem sie sich abriegelten] – und jetzt zeigen die älteren Menschen eine gewisse Solidarität mit den jüngeren Generationen.“

Dänemark mußte hierbei auch nicht spekulieren, denn es leistet sich den Luxus den höchsten Anteil an Sequenzierungen in der Welt durchzuführen. Die Folge: Man wußte in Dänemark immer womit man es zu tun hatte. Viele Experten glauben, dass sie es zu einem der besten Pandemie-Performer der Welt gemacht haben, vielleicht zum besten.

Tyra Grove Krause, die Direktorin für Infektionsvorsorge bei der Landesbehörde für Infektionskrankheiten SSI, gab bekannt:

„es gebe nichts anderes, als die neue Welle „durch die Bevölkerung laufen “

zu lassen.

„Mit Omicron ist es unmöglich, die Ausbreitung von Infektionen zu stoppen, selbst mit strengen Einschränkungen“,

ergänzte sie. In Bezug auf die Gesundheit der Gesellschaft sei Covid jetzt mit einer Erkältung zu vergleichen.

Dänemark hat dies trotz Einschränkungen geschafft und die Zahl der Todesfälle pro Million bei der Marke von 640 gehalten. Das ist etwa der Hälfte des westeuropäischen Durchschnitts. Wenn man sich internationale Vergleichsdiagramme der Leistungen der Gesundheitssysteme während der Pandemie ansieht, findet man Dänemark oft nicht etwa bei seinen europäischen Nachbarn eingereiht, sondern mit Singapur und anderen ostasiatischen Ländern.

Aber Søren Brostrøm, der Direktor der dänischen Gesundheitsbehörde, sagt, dass es angesichts der führenden Impfrate Dänemarks und der relativen Milde der Omicron-Variante auch keinen Sinn mehr macht, sich die Infektionsraten anzusehen.

„Ich behalte Schwerkranke im Auge und schaue mir die Zahlen für stationäre Patienten auf Intensivstationen an – die übrigens immer weiter gesunken sind und jetzt unglaublich niedrig sind“,

sagte er dem Sender TV2 zum Abschluss. Sogar dann, wenn die Aufhebung der Beschränkungen zu einem weiteren Anstieg der Infektionen führen sollte, wird die Rate bald danach wieder zurückgehen, denn:

„Wir haben eine himmelhohe Immunität in der Bevölkerung, teilweise aufgrund unserer großen Impfstoffakzeptanz, aber auch aufgrund der weiten Verbreitung von Omicron“,

sagte Brostrøm.

„Das bedeutet auch, dass wir bald das Ende davon sehen werden.“

Dänische Experten sind optimistisch, dass omicron den „Anfang vom Ende“ der akuten Phase der Pandemie eingeläutet hat. Prof. Lone Simonsen, Epidemiologin an der Universität Roskilde, dazu:

„Wenn Sie mich bitten würden, eine Kristallkugel vor mich hinzulegen, würde ich sagen: ‚Ich denke, dass dies die letzte Art von Lockdown-verrückter Pandemiewelle ist‘ durch zwei, drei, vier Pandemiewellen – was für die jüngsten historischen Pandemien normal ist – stelle ich mir vor, dass die Covid-Kontrolle [bald] ähnlich der der saisonalen Grippe sein wird.“

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2022_01_17 Spanien hebt alle Beschränkungen auf

Die Gesundheitsministerin Carolina Darias erklärte diesen Mittwoch nach dem Interterritorialen Rat des Nationalen Gesundheitssystems, dass es bei einer massiv geimpften Bevölkerung und bei anscheinend milderen Varianten

„notwendig ist, ein neues Covid-Überwachungssystem zu bewerten“,

und sich dafür entschieden hat, „führend“ zu sein international Foren diese Debatte.

Wie EL PAÍS an diesem Montag mitteilte, haben die Gesundheitsbehörden, die Gemeinden und das Nationale Zentrum für Epidemiologie bereits einen Pilotplan zur Überwachung von Covid nach dem seit Jahren praktizierten Vorbild der Grippe. Dieses besteht aus einem Netzwerk von Wächterärzten, die sozusagen als Melder dienen, um zu erkennen, wie sich ein Virus ausbreitet. Die Ministerin wollte aber nicht vorhersagen, ob dieses System angenommen werden soll.

„Dieser Bewertungsprozess wird bereits von Experten des Warnberichts eingeleitet, und gleichzeitig fördern wir die Diskussion darüber, wohin wir gehen und wie wir diesen Übergang schaffen. Und wir fördern auch eine Debatte mit unseren europäischen Partnern, um die besten Optionen zur Bewältigung einer Pandemie zu ermitteln, die nach und nach endemische Merkmale annimmt“,

betonte sie.

Obwohl die Pläne für dieses Sentinel-System weit fortgeschritten sind und es auf eine lange Vorgeschichte mit der Grippe zurückgeht, muss die schließlich verabschiedete Überwachungsstrategie mit den internationalen Behörden abgestimmt werden. Sowohl das Europäische Zentrum für die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) als auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) fordern derzeit von Fall zu Fall erschöpfende Daten an.

Darias hat versichert, dass Spanien das ECDC bereits gebeten hat, neue Strategien zu untersuchen.

„Ich tausche und diskutiere viel mit meinen europäischen Kollegen, die auch die Notwendigkeit sehen, neue Horizonte zu öffnen. Wir müssen von der Notfallüberwachung zu einer Überwachung höherer Qualität übergehen, die mit anderen Atemwegsphänomenen kompatibel ist. Es gibt Gemeinschaften, die es bereits entworfen haben, und wir wollen mit den Autonomien Hand in Hand gehen. Spanien will diese Debatte führen“,

versicherte die Ministerin.

Fünf autonome Gemeinschaften testen bereits die Covid-Sentinel-Überwachung in Gesundheitszentren und neun in Krankenhäusern als Pilotprogramm. Einer von ihnen ist Extremadura. Sein Gesundheitsminister José María Vergeles erklärte am Dienstag, dass bereits seit mehreren Wochen „Schatten“-Simulationen durchgeführt würden und „gute Ergebnisse“ geliefert hätten. Die Überwachung der Krankheit an Schlüsselpunkten hat den Vorteil, dass eine sehr genaue Annäherung an die Realität erreicht werden kann, ohne dass das gesamte System zusammenbrechen muss.