GenX: Alter (Gift-)Wein in neuen Schläuchen und das Landratsamt gibt sich wieder einmal völlig ahnungslos

ALTÖTTING – Ahnungslosigkeit die Dritte! Nach PFOA, Covid ist GenX der dritte Wirkstoff, bei dem sich das Landratsamt im Chemiedreieck Altötting völlig ahnungslos gibt, obwohl es an anderen Gen-X-Produktionsstandorten bereits seit Jahren Erfahrungen mit diesem Stoff und dessen Wirkungen gibt.

 

Die AfD hatte GenX bereits in ihrem PFOA-Vortrag 2017 im Spirkl-Wirt in Kastl  erwähnt gehabt. Dessen ungeachtet gab sich das Landratsamt erst einmalvöllig ahnungslos, als die Presse meldete, daß GenX am 22.11.2022 im Trinkwasser einiger Gemeinden im Landkreis Altötting entdeckt wurde. Dann begann das alte Spiel: Die „Qualitätspresse“ weigerte sich zu recherchieren und fragte untertänig beim Landratsamt nach, was es denn so an Infos zu GenX gebe und reduzierte sich damit selbst wieder einmal zum Regierungslautsprecher.

Am Tag, nachdem die AfD dem Landrat ihren Fragenkatalog mit den untigen Hinweisen auf den Schreibtisch gelegt hat, fällt dem Gesundheitsamt dann doch auf, daß man GenX mit Hilfe von Aktivkohlefilter aus dem Wasser herausfiltern könnte. Darin führt – nach  Auffassung der AfD – das Landratsamt die Bevölkerung mit dem Begriff „Leitwert“ in die Irre. Maßgeblich ist nach Verständnis der AfD vielmehr ein „Grenzwert“ und sie sich aus der Existenz eines „Grenzwerts“ ergebenden Folgen.

Außerdem hat die AfD dem Landratsamt am 28.11. bekannt gegeben: GenX ist ein PFOA-Ersatz-Stoff und muß als solcher erst einmal wirkidentisch zu PFOA sein, sonst wäre er ja kein PFOA-Ersatzstoff.

Nach Schätzungen der Europäischen Chemikalienagentur ECHA von 2015 gelangen jährlich 1.000-10.000 Tonnen der mittlerweile als problematisch angesehenen Perfluoroctansäure (PFOA) oder mit ihr verwandten Substanzen in die EU – allein in Form importierter Textilien… Acht Kohlenstoffatome (C8) im Kohlenstoffgerüst einer Verbindung wie PFOS und PFOA gelten bei Chemikern wegen ihrer Rigidität und den verlangten sterischen Eigenschaften zwar als optimal für eine effektive Abstoßung von Wasser und Öl.

Doch die Wissenschaftler fanden heraus, dass Verbindungen mit sechs oder weniger fluorinierten Kohlenstoffen fast genauso gut funktionieren – es sind nur größere Mengen davon notwendig, um denselben Effekt zu erzielen. Die Verbindungen sind zwar immer noch langlebig in der Umwelt, reichern sich aber aufgrund ihrer bedeutend höheren Wasserlöslichkeit zu einem wesentlich geringeren Grade im Menschen an und gelten deshalb als weniger giftig.

So arbeitet eine neuere Scotchguard-Version von 3M mit einer Perfluorobutan-(C4)-Chemie. Das Abbauprodukt Perfluorobutansulfonat hat im Menschen eine biologische Halbwertszeit von einem Monat. Diese gegenüber PFOS deutlich kürzere Dauer der Exposition verringert das Giftigkeitspotential…

Am schwierigsten gilt der Ersatz von PFOA als Prozesschemikalie in der Polymerherstellung. Große Unternehmen wie 3M, DuPont, Solvay oder Asahi haben PFOA in vielen Fällen durch Perfluoropolyether (PFPE) abgelöst.

 

GenX, der PFOA-Ersatzstoff in der Prozess-Chemie

Bekannt ist weiterhin, daß GenX,  auch „HFPO-DA“ (C6HF11O3)kürzere Kohlenstoff-Ketten aufweist, als PFOA und deswegen angeblich kürzer in lebenden Organismen verbleibt, bevor er vom Organismus wieder ausgeschieden wird.

HFPO-DA (auch FRD-903 oder GenX) ist eine chemische Verbindung, die zu den per- und polyfluorierten Alkylverbindungen (PFAS) gehört.

Bekannt ist außerdem, daß GenX in Tierversuchen kanzerogen und reproduktionshemmend wirkte.

All das ist längst bekannt und wissenschaftlich erwiesen. Die Belege und Quellen dazu wurden dem Landratsamt am
28.11.2022 durch die AfD im Rahmen einer Begründung zu einem Antrag zur Kenntnis gegeben.

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Weltweit zahlreiche Informationen zu GenX vorhanden

Tatsächlich gibt es zur GenX-Problematik aus anderen Ländern längst zahlreiche und wichtige Erkenntnisse, inklusive wissenschaftlicher Studien.

Die folgenden Beiträge sind aus dem Englischen / Niederländischen maschinenübersetzt. Ihnen sind Hinweise zur Toxikologie von GenX zu entnehmen und Auszüge aus einem offiziellen Untersuchungsbericht über eine GenX-Kontamination in North-Carolina, sowie das Engagement der Firma Chemours GenX-Emissionen „vollständig zu reduzieren“.

„Am 13.7.2018 hat Chemours-Dordrecht bekannt gegeben: Chemours reduziert die GenX-Einleitung ins Wasser um 85 % dank Kohlenstoffbetten Chemours berichtet, dass es die Einleitung des GenX-Additivs FRD903 in Oberflächengewässer durch den Einsatz einer Filteranlage mit Kohlebetten erheblich reduziert hat. Ein Versuch mit diesen Filtern startete im Juli 2017. Die Filter sind nun dauerhaft in Betrieb. Die Kohlefilter reduzieren die Wasserabgabe der GenXKomponente FRD903 um mehr als 85 % im Vergleich zur zulässigen Abgabe von 2035 Kilogramm pro Jahr seit April 2017. Chemours hat beantragt, den Versuch zu verlängern, um das Kohlebettfiltersystem weiter zu optimieren und die Wassereinleitungen von GenX-Komponenten weiter zu reduzieren.“

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In den Niederlanden reduziert Chemours GenX fast vollständig aus den Emissionen hinaus

Am 28.11.2019 berichtet die Presse in den Niederlanden, daß der dortige, Gen-X emittierende Standort die Gen-X-Stoffe „vollständig reduziert“

„Chemours will dauerhafte Aktivkohlefilter installieren, um die Emissionen von GenxStoffen vollständig zu reduzieren „Chemours in Dordrecht hat die indirekte Einleitung von FRD-903 und PFOA in die Kläranlage Dordrecht seit Anfang 2017 um 99 bzw. 97 Prozent reduziert. Die Pilotanlage, einschließlich Aktivkohlefilter, scheint so gut zu funktionieren, dass Chemours am 10. September eine Genehmigung für eine permanente, stärker automatisierte Wasserreinigungsanlage beantragte. Die Provinz Südholland erwägt nun eine Entscheidung über den Antrag. Im Juni 2017 begann das Chemieunternehmen mit dem Wassertechnologieanbieter Logisticon Water Treatment mit der Planung und dem Bau einer Pilotanlage, um verschiedene Wasseraufbereitungstechniken zu testen, um den Ausstoß von FRD-903 und PFOA zu reduzieren. Dazu gehören ein Lamellenabscheider zur Abscheidung der Feststoffpartikel aus dem Abwasserstrom sowie eine DAF-Anlage (Druckentspannungsflotation) und ein Sandfilter. Herzstück der Aufbereitung ist die Aktivkohlefiltration mit drei charakteristischen Silos der belgischen Firma Desotec. Ziel erreicht Im Jahr 2017 hat die Provinz Südholland die maximal zulässige Jahresfracht für die indirekte Einleitung von FBA in die Kläranlage Dordrecht von 6400 kg auf 2035 kg reduziert. 2018 von 2035 kg auf 148 kg und dann auf 140 kg. Anschließend forderte Chemours selbst eine Reduzierung auf maximal 20 kg pro Jahr bis 2021. Dies wurde nun durch den Genehmigungsantrag vom 10. September überholt, in dem Chemours eine maximale jährliche Belastung von 2 kg pro Jahr fordert. „Das haben wir bereits erreicht“, sagt der Chemours-Sprecher.

Messprogramm:

Rijkswaterstaat kommt auf der Grundlage eines Messprogramms rund um Chemours im Zeitraum März/Mai 2019 zu dem Schluss, dass die indirekte Einleitung von FRD-903 und PFOA in die Kläranlage Dordrecht seit Anfang 2017 um 99 bzw. 97 Prozent reduziert wurde. RWS hat insgesamt 108 Wasserproben entnommen, unter anderem aus Abwässern, die sowohl direkt als auch indirekt über die Kläranlage Dordrecht in die Oberflächengewässer eingeleitet werden. In Bezug auf das aufnehmende Oberflächenwasser gibt RWS an, dass die gemessenen Konzentrationen sowohl für FRD als auch für PFOA deutlich unter den verfügbaren Standards für Oberflächenwasser und Trinkwasser liegen. Darüber hinaus wurden Proben aus Oberflächengewässern in unmittelbarer Nähe der Chemours-Einleitung und weiter unten in der Merwede entnommen. Besonderes Augenmerk wurde auf Stellen gelegt, an denen Trinkwasser entnommen wird.

Wirkung:

Die Provinz Südholland schreibt daher in einem Schreiben , dass die „von Amts wegen vorgenommenen Änderungen zur systematischen Reduzierung der genehmigten Indirekteinleitung von FRD-903 durch Chemours tatsächlich Wirkung zeigen“. Chemours arbeitet auch daran, die Emissionen über die Luft um 99 % zu reduzieren, was laut dem Sprecher des Chemieunternehmens zu einer proportional geringeren Deposition von Stoffen in der Umwelt (und dem Wasser) führen wird. Der Oasen-Sprecher spricht von einer positiven Entwicklung. „Wir dürfen nicht vergessen, dass wir vor einigen Jahren noch mit einer Genehmigung von 6.400 Kilo pro Jahr zu kämpfen hatten! Spricht man von einem Eintrag von 2 Kilo pro Jahr, dann sinkt die messbare Konzentration im Oberflächenwasser auf unter 1 Nanogramm pro Liter, sprich: es ist dann kaum mehr messbar. Es wäre fantastisch, wenn diese letzten zwei Kilo auch irgendwann auf 0 gehen könnten. Denn unser Grundsatz lautet: Was nicht in der Umwelt landet, muss nicht entsorgt werden.“

Membranfiltration

Der Sprecher betont, dass zwischen der Entscheidung, unsere Wasseraufbereitungsanlagen in Zukunft anzupassen, und der Einleitung von Chemours kein Zusammenhang besteht. „Künftig müssen wir unsere westlichsten Kläranlagen unabhängig vom Ablauf auf Membranfiltration umstellen. Denn wir gehen davon aus, dass die zunehmende Versalzung – bedingt durch den Klimawandel und immer heißere und trockenere Sommer – dazu führen wird, dass die Konzentration von Chlorid (Salz) im Fluss in den kommenden Jahrzehnten für herkömmliche Behandlungsmethoden zu hoch wird. Wir werden also die neuen Reinigungsmethoden tatsächlich anwenden. Als wir uns noch mit der hohen Lizenz von Chemours beschäftigten, sagten wir: Wenn wir diese Investitionen beschleunigen müssen,“

 

Wissenschaftliche Studie aus 2019:

Peer-reviewte Studie aus 2018: Kürzlich festgestellte Trinkwasserverunreinigungen: GenX und andere Per- und Polyfluoralkylethersäuren:

„Mehrere Jahrzehnte lang war das Ammoniumsalz der Perfluoroctansäure (PFOA) ein gängiges Verarbeitungshilfsmittel bei der Herstellung von Fluorpolymeren. Da PFOA persistent, bioakkumulierbar und toxisch ist, werden seine Produktion und Verwendung in den Vereinigten Staaten schrittweise eingestellt. Im Jahr 2009 legte die US-Umweltschutzbehörde Bedingungen für die Herstellung und kommerzielle Nutzung von GenX, einem PFOA-Ersatz, fest. Während GenX für kommerzielle Zwecke hergestellt wird, entsteht die Säureform von GenX auch als Nebenprodukt bei der

Herstellung von Fluormonomeren.

Die Entdeckung hoher Konzentrationen von GenX und verwandten Perfluoralkylethersäuren (PFEAs) im Cape Fear River und im Trinkwasser von mehr als 200.000 Einwohnern von North Carolina erforderte schnelles Handeln von Forschern, Aufsichtsbehörden, Beamten des öffentlichen Gesundheitswesens, kommerziellen Labors und Trinkwasserversorgern , und beratende Ingenieure. Informationen über Quellen und Toxizität von GenX sowie ein Analyseverfahren zum Nachweis von GenX und acht verwandten PFEAs wird vorgestellt. Das Vorkommen von GenX/PFEA im Wasser und die Entfernung von GenX/PFEA durch verschiedene Trinkwasseraufbereitungsverfahren werden ebenfalls diskutiert.

TOXIZITÄT VON GENX UND GESUNDHEITSZIELE in NORTH CAROLINA

„Der Großteil der toxikologischen Forschung zu PFAS hat sich auf PFOA und PFOS konzentriert. Obwohl ihre Produktion und Verwendung von großen Herstellern in den Vereinigten Staaten als Ergebnis eines Stewardship-Programms mit der USEPA (2006) eingestellt wurde, geben die Umweltkonzentrationen der alten PFAS nach wie vor Anlass zur Sorge. PFOA und PFOS können aus dem Abbau von PFAS-Vorläufern entstehen (Houtz et al. 2013) und sind umweltbeständig; daher ist eine fortgesetzte Untersuchung ihrer Toxizität gerechtfertigt, da sie noch Jahrzehnte in der Umwelt verbleiben werden. Gesammelte Beweise aus Studien von experimentellen Tiermodellen und von Menschen aus stark exponierten Populationen stützen die Schlussfolgerung, dass PFOA und PFOS zusammen mit anderen Carboxylat- und Sulfonat-PFASs Multisystem-Giftstoffe sind. Mit anderen Worten, die Exposition gegenüber PFAS ist mit toxikologischen
Befunden in vielen Arten von Geweben und Systemen verbunden. Tatsächlich ist der Beweis für PFOA ausreichend stark, dass es von der International Agency for Research on Cancer (IARC 2016) als möglicherweise krebserregend für den Menschen (Gruppe 2B) eingestuft wurde, und das US National Toxicology Program (NTP 2016) hat beides eingestuft PFOA und PFOS als „angeblich immungefährdend für den Menschen“. Die USEPA HAL für PFOA und PFOS basiert auf Endpunkten der Entwicklungstoxizität, die darauf hindeuten, dass eine Exposition während der sensiblen Phase des frühen Lebens, einschließlich des fötalen Lebens und der Laktationsphase, nachteilige gesundheitliche Auswirkungen auf Wachstum und Entwicklung haben kann (USEPA 2016a, 2016b).

Darüber hinaus gelten PFOA und PFOS als umweltbeständige, bioakkumulierbare undbtoxische Verbindungen (Wang et al. 2017). Verbindungen, die verwendet und entwickelt werden, um PFOA, PFOS und andere langkettige Verbindungen zu ersetzen, sollten daher idealerweise weniger persistent, bioakkumulierbar und toxisch sein als die alten Verbindungen und strengeren Kontrollen unterzogen werden, um zu verhindern, dass sie entweichen oder in die Umwelt freigesetzt werden. Das regulatorische Umfeld für Verbindungen, die entwickelt wurden, um PFOA, PFOS und andere langkettige Verbindungen zu ersetzen, die unter die USEPA-Stewardship-Vereinbarung fallen, ist etwas unterschiedlich. Für einige Verbindungen umfassen Tests, die gemäß den Anforderungen des Toxic Substances Control Act durchgeführt werden, Umweltzerstörungstests vor der Vermarktung und mögliche zusätzliche Tests, um nachzuweisen, dass die endgültigen Abbauprodukte weniger bioakkumulierbar und weniger toxisch sind als PFOA und andere längerkettige PFAS (USEPA 2017a).
Öffentlich zugängliche und von Experten begutachtete veröffentlichte Studien für viele der Ersatzverbindungen sind jedoch weitaus weniger als Studien zu PFOA und PFOS, so dass es schwierig ist, den Schluss zu ziehen, dass ihnen das Risiko von gesundheitsschädlichen Auswirkungen fehlt.
Ohne tiefgreifende Kenntnisse veröffentlichter Studien zu Ersatzverbindungen müssen sich Regulierungsbehörden – insbesondere diejenigen auf bundesstaatlicher Ebene, die sich mit „Hot Spots“ der Kontamination durch industrielle oder andere Ableitungen von Ersatz-PFAS befassen, und eine Öffentlichkeit, die Maßnahmen zum Schutz ihrer Gesundheit fordert – oft darauf verlassen auf den besten verfügbaren Daten aus unvollständigen Datensätzen bei der Beratung der Öffentlichkeit. Dies war in North Carolina der Fall, als festgestellt wurde, dass der Cape Fear River mit GenX und anderen PFAS kontaminiert war, wobei nur wenige Studien zu ihrer Toxizität veröffentlicht wurden.

Die Entdeckung von GenX in einer Trinkwasserquelle erforderte, dass das North Carolina Department of Health and Human Services (DHHS) Maßnahmen ergreift, um die Gesundheit von Bürgern zu schützen, die GenX über ihre ausgesetzt sind Wasser trinken.
Das DHHS hat im Juli 2017 (DHHS 2017) ein Gesundheitsziel für GenX von 140 ng/L herausgegeben. Das Gesundheitsziel ist ein „nicht regulatorisches, nicht durchsetzbares Niveau Kontamination, unterhalb derer keine gesundheitsschädlichen Auswirkungen über die gesamte Lebensdauer der Exposition zu erwarten sind.“ Diese Bezeichnung steht im Einklang mit der von der USEPA abgeleiteten PFOA/PFOS HAL. Die vom DHHS zur Ableitung eines Gesundheitsziels für GenX verwendete Studie wurde eingereicht der Europäischen Union (EU) im Rahmen des Programms zur Registrierung, Bewertung, Zulassung und Beschränkung chemischer Stoffe (REACH).

Das REACH-Programm ist eine Verordnung der EU, die erlassen wurde, um den Schutz der menschlichen Gesundheit und der Umwelt vor den Risiken durch Chemikalien zu verbessern (ECHA 2017).

Die GenX-Studie wurde in einem Bericht des Niederländischen Nationalen Instituts für öffentliche Gesundheit und Umwelt (Beekman et al. 2016), die eine analoge Funktion wie die USEPA hat.

Andere Studien in der veröffentlichten Literatur zur Toxizität von GenX sind zahlenmäßig begrenzt, weisen jedoch darauf hin, dass GenX wahrscheinlich zu ähnlichen toxikologischen Ergebnissen wie PFOA führt, wenn auch bei anderen verabreichten Konzentrationen. Zu diesen Ergebnissen gehören ein erhöhtes Lebergewicht und die Nagetier-„Tumortriade“, d. h. das Vorhandensein von Tumoren in Leber, Bauchspeicheldrüse und Hoden (Rae et al. 2015).

Eine Immuntoxizitätsstudie von GenX bei Mäusen berichtete, dass GenX bei der Unterdrückung der Antikörperproduktion weniger stark war als PFOA; 10 mg/kg/Tag war die „No-Observed-Adverse-Effect-Level“ (NOAEL) und 100 mg/kg/Tag war die „niedrigste beobachtete Nebenwirkungskonzentration“ (LOAEL) für GenX nach 28 Tagen oraler Exposition (Rushing et al. 2017).

Zum Vergleich: Nach 15-tägiger oraler PFOA-Exposition waren für den gleichen Endpunkt Werte von 1,88 bzw. 3,75 mg/kg/Tag der NOAEL bzw. LOAEL (DeWitt et al. 2008). NOAEL stellt die höchste verabreichte Dosis dar, die sich nicht von der Reaktion nicht exponierter Tiere unterscheidet, während LOAEL die niedrigste verabreichte Dosis darstellt, die sich von der Reaktion nicht exponierter Tiere unterscheidet.

Beide Parameter dienen oft als Ausgangspunkt für die Berechnung von HALs und anderen Werten zum Schutz der öffentlichen Gesundheit.

Eine Studie von Rae et al. (2015) implizierten einen LOAEL von 1 mg/kg/Tag für Wirkungen von GenX in Lebern und Nieren männlicher Ratten, was darauf hindeutet, dass Wirkungen bei niedrigeren verabreichten Dosen auftreten können als denen, die in Rushing et al. (2017) Studie.

Eine weitere Studie an männlichen Mäusen, denen vier Wochen lang eine Einzeldosis von 1 mg/kg/Tag GenX verabreicht wurde, zeigte eine Schädigung und Veränderung von Genen, die mit dem Fettstoffwechsel in der Leber verbunden sind (Wang et al. 2016). Diese Studie konzentrierte sich jedoch nur auf eine verabreichte Einzeldosis, sodass die Dosisabhängigkeit dieser Wirkungen nicht bestimmt oder auf Gesundheitsziele angewendet werden kann.

Um sein vorläufiges Gesundheitsziel für GenX zu entwickeln, verwendete das North Carolina DHHS einen NOAEL von 0,1 mg/kg/Tag für Lebereinzelzellnekrose (d. h. Zelltod in der Leber) bei männlichen Mäusen, die 28 Tage lang GenX oral ausgesetzt wurden (zusammengefasst in Beekman et al. 2016).

Um verschiedene mit diesem NOAEL verbundene Unsicherheiten zu berücksichtigen, hat das DHHS von North Carolina diesen NOAEL um einen Faktor von 10 für eine „Maus-zu-Mensch“-Extrapolation, einen Faktor von 10 für die Variabilität in der menschlichen Population und einen Faktor von 10 für die Verwendung angepasst einer relativ kurzen Studie (d. h. 28 Tage Exposition), wodurch eine Referenzdosis abgeleitet  wird (RfD) von 0,0001 mg/kg/Tag (0,1 mg/kg/Tag/1.000) (DHHS 2017).

Der RfD ähnelt einem Gesundheitsziel, da es sich um eine Dosis einer Chemikalie handelt, unterhalb derer keine gesundheitsschädlichen Wirkungen über die lebenslange Exposition gegenüber Menschen zu erwarten sind.

Um diese RfD in ein Trinkwasseräquivalentniveau (DWEL) umzuwandeln, das flaschenernährte Säuglinge schützen würde, eine Subpopulation, die als besonders empfindlich gegenüber den Auswirkungen von PFAS identifiziert wurde (erinnern Sie sich daran, dass die USEPA HAL für PFOA und PFOS auf dem Schutz von sich entwickelnden Föten sowie gestillte Säuglinge) ging das DHHS von folgenden Annahmen aus (DHHS 2017):
• 7,8 kg Körpergewicht für einen mit der Flasche gefütterten Säugling
• 1,1 l/Tag Wasseraufnahme für einen mit der Flasche gefütterten Säugling
• 0,2 für den relativen Quellenbeitrag (Anteil der gesamten täglichen Exposition gegenüber einer Chemikalie, die Leitungswasser zugeschrieben oder zugewiesen wird [unter Berücksichtigung von Expositionen über mehrere Wege] bei der Berechnung akzeptabel Chemikalien im Wasser [Bundesregister 2014]).

Auf Basis dieser Annahmen wurde die DWEL wie folgt berechnet:
DWEL = [(RfD x Körpergewicht) / (Aufnahme)]x RSC × Umrechnung von mg in ng-Einheiten
= [(0001 mg/kg/Tag×7.8kg)/(1,1L/Tag)]× 0:2 × 10hoch6 ng/mg = 140ng/Liter. Die DWEL von 140 ng/L stellt das aktuelle vorläufige Gesundheitsziel für GenX in North Carolina dar.“

 

Offizieller Untersuchungsbericht aus 2019:

Überblick über eine GenX-Kontamination: GenX-Verschmutzung des Cape Fear River in North Carolina, USA; Department of Biological and Biomedical Sciences North Carolina Central University Durham, North Carolina USA

„Diese Übersichtsarbeit untersucht die GenX-Verschmutzung des Cape Fear River in North Carolina. Diese Überprüfung konzentriert sich auf die Geschichte von GenX, seine Herstellung und Verwendung, die damit verbundene Toxizität und was gegen seine Umweltverschmutzung unternommen wird Die Studie wird durch statistische Daten unterstützt, um die Zuverlässigkeit zu gewährleisten. Aktuelle Daten deuten darauf hin, dass GenX zusätzlich zu seiner oralen und respiratorischen Toxizität Hautreizungen und Verätzungen verursachen kann. In einer Studie, die durchgeführt wurde, um die aktuelle Technologie zu überprüfen, die Chemours zur Herstellung von GenX verwendet, wurde festgestellt, dass die verwendeten Chemikalien negative Auswirkungen auf die Fortpflanzung bei Mäusen hatten. Es wurde auch mit Nieren- und Leberschäden sowie einem erheblichen Gewichtsverlust und Veränderungen des Cholesterinspiegels in Verbindung gebracht. Aufgrund solcher Gesundheitsgefahren haben die Behörden in North Carolina mehrere Strafen gegen Chemours, den Hersteller von GenX und anderen verwandten Toxinen, verhängt. In ähnlicher Weise stellen die Bürger von North Carolina die Einleitung chemischer Abwässer von Chemours in den Cape Fear River in Frage. Dieses Papier wird diese Fragen im Detail untersuchen…..

GenX ist ein enger Partner von C8 und anderen von DuPont und Chemours hergestellten PFOA. Diese Verbindung besteht im Vergleich zu PFOA aus kürzeren Ketten. Seine chemische Struktur wird als PFPrOPrA abgekürzt. Im vergangenen Jahr haben verschiedene Studien gezeigt, dass GenX ähnliche gesundheitliche Auswirkungen hat wie die Vorgänger PFOA und PFOS. Zu diesen Effekten gehören eine beschleunigte Pubertät, das Wachstum von Krebszellen, abnorme Veränderungen des Cholesterinspiegels sowie Leber- und Nierenschäden. Es wird auch eng mit Hautreizungen und -verätzungen sowie mit Karzinogenität in Verbindung gebracht. Aufgrund dieser potenziellen Gesundheitsgefahren haben die Behörden eingegriffen, um das Problem anzugehen. Beispiele für Interventionen sind die Aufklärung der Öffentlichkeit, die Bereitstellung von Wasser in Flaschen für Haushalte, deren Brunnen mit Gen X kontaminiert waren, die Verhängung von Strafen für umweltverschmutzende Unternehmen, die Förderung der sozialen Verantwortung von Unternehmen und die Identifizierung von Technologien zur Wasseraufbereitung. Beispiele für diese Technologien zur Entfernung von GenX-Verbindungen sind körnige Aktivkohle, Nanofiltration, Flussuferflotation, Anionenaustausch, Mikrofiltration und Umkehrosmose. Um sicheres Trinkwasser in North Carolina und anderen Bundesstaaten
(Vermont, Massachusetts, New York, Delaware, Virginia, und Michigan), sollte die Menge an GenX und ähnlichen Verbindungen 70 ppt nicht überschreiten. Daher sollte jede Aufbereitungsanlage Wasserproben testen und auf Spuren von GenX, PFOS und PFOA und verwandten Verbindungen untersuchen. In dem Fall, in dem die Schadstoffe 70 ppt überschreiten, sollte die Behandlungsanlage erwägen, eine der oben diskutierten Maßnahmen anzuwenden, um den Schadstoff zu entfernen.“ 

 

Stellungnahme der AfD im Landkreis Altötting

Hierzu ergänzt der Sprecher der AfD im Landkreis Altötting Thomas Schwembauer:

„Das Landratsamt versucht offenbar mit Hilfe der im Umgang mit PFOA und Covid erprobten Taktik der „Ahnungslosigkeit“ auf Kosten der Bevölkerung ein weiteres Mal Zeit zu gewinnen. Statt sich mit Hilfe weniger Mausklicks über die Studienlage und die Problematik von GenX-Emissionen in anderen Gegenden der Erde, wie z.B. in Dordecht, NL oder North Carolina, USA zu informieren und von dem Umgang der dortigen Behörden mit dieser Frage zu lernen, tun die in Altötting zuständigen Ämter so, als wäre GenX eben erst vom Himmel gefallen. Um dem Landratsamt aus dieser selbst verschuldeten Ahnungslosigkeit herauszuhelfen hat die AfD dem Landrat zur nächsten Kreistagssitzung einen Katalog von bisher acht Fragen in Gestalt eines Berichtsantrags vorgelegt (Anlage). In dessen Begründung sind auch Studien enthalten, die wiederum die Studienlage zu GenX auflisten. Einige dieser Studien ordnen GenX – vergleichbar zu PFOA – in Tierversuchen als kanzerogen und reproduktionshemmend ein. Die bisher angestoßene Diskussion um GenX geht aus Sicht der AfD aber am eigentlichen Kern vorbei. Für die AfD sind die folgenden zwei Fragen zentral: 1. Darf ein unbekannter Stoff, der bei Tierversuchen eine kanzerogene Wirkung gezeigt hat, zu dem es aber (noch) keine Grenzwerte gibt, überhaupt im Wasser / Trinkwasser vorkommen und welche Folgen hat seine Entdeckung für dieses Wasser /Trinkwasser? 2. Filtert der GenX-Produzent am Standort Altötting prozentual mehr oder weniger seiner Emissionen zu Land, Luft, Wasser heraus als der selbe GenX-Produzent dies an anderen Standorten, wie ggf. in Dordrecht praktiziert? Wenn ja, warum lassen die zuständigen Behörden im Landkreis Altötting dies zu? Das Bitterste an der GenX-Entdeckung ist bisher aber, daß das Landratsamt im Umgang mit derartigen Entdeckungen offenbar rein gar nichts dazulernt. Die wieder einmal zur Schau gestellte Ahnungslosigkeit ist vollkommen inakzeptabel. Die AfD erwartet, daß sich das Landratsamt mindestens darüber informiert, wie die GenX-Thematik an anderen Standorten und von den Behörden anderer Länder behandelt wurde und welche Erkenntnisse dort über eine mögliche Gefährdung der Bevölkerung gewonnen wurden. Das wäre dann nach Überzeugung der AfD eine vertretbare Ausgangslage, die aber weit von der bisher praktizierten „ich habe keine Ahnung-Ausgangslage“ entfernt ist und was im Vergleich zum Umgang mit PFOA und Covid ein riesiger Fortschritt wäre!“

Zu diesem Zweck hat die AfD dem Kreistag folgenden Fragenkatalog in Gestalt eines Berichtsantrags am Montag, den 28.11. zukommen lassen.

  1. der Landrat oder einer seiner Vertreter berichtet dem Kreistag auf der nächsten Kreisratssitzung in wie vielen bisher genommenen Proben GenX identifiziert wurde und in welchen Konzentrationen;
  2. der Landrat oder einer seiner Vertreter setzt sich dafür ein, daß der Standort GenXemittierender Firmen im Landkreis Altötting, was GenX-Emissionen betrifft, nicht schlechter behandelt wird, als andere Standorte GenX-emittierender Firmen z.B. in North Carolina und / oder Dordrecht, Niederlande;
  3. der Landrat oder einer seiner Vertreter setzt sich dafür ein, daß GenX-emittierende Firmen im Landkreis Altötting, mindestens mit gleich effektiv wirkenden GenX-Filteranlagen zur Filterung von emittierten Gasen (Luft) und emittierten Fluiden (Flüssigkeiten/Wasser) ausgestattet werden, wie andere Standorte GenX-emittierender Firmen z.B. in North Carolina und / oder Dordrecht, Niederlande;
  4. der Landrat oder einer seiner Vertreter berichtet dem Kreistag auf der nächsten Kreisratssitzung wie und in welchem Umfang im Landkreis angesiedelte, GenX-emittierende Firmen, an deren anderen Standorten, insbesondere in North Carolina und Dordrecht, Niederlande ihre in die Umwelt abgegebenen Gen-X-Emissionen filtern;
  5. der Landrat oder einer seiner Vertreter berichtet dem Kreistag auf der nächsten Kreisratssitzung ob die in 3 abgefragten Gen-X-Filter freiwillig, oder auf Anordnung der Behörden eingebaut wurden;
  6. der Landrat oder einer seiner Vertreter berichtet dem Kreistag auf der nächsten Kreisratssitzung, welche Mengen an PFOS / PFOS-Äquivalenten, wie z.B. GenX seit 2012 jedes Jahr legal im Landkreis Altötting emittiert werden dürfen und auf welchen Wegen diese jeweils emittiert werden (z.B. Luft, Wasser o.ä.);
  7. der Landrat oder einer seiner Vertreter berichtet dem Kreistag auf der nächsten Kreisratssitzung, wie die in 6 abgefragten Mengen jedes Jahr kontrolliert wurden und welche Indizien vorhanden sind, daß die genehmigte Menge überschritten worden sein könnte;
  8. der Landrat oder einer seiner Vertreter berichtet dem Kreistag über die bisherigen Erfolge seines Engagements, die Gen-X-emittierenden Firmen im Landkreis auf das selbe Emissions-Niveau zu bringen, wie es bei „Chemours in Dordrecht “ (NL) gelungen ist.