WASHINGTON / BERLIN / KABUL – Der am ersten Tag bereits offenkundige Verrat der Führung Afghanistans könnte Teil eines Deals zwischen allen Beteiligten der Doha-Verhandlungsrunde sein, der zwei Seiten hat, eine spektakulär erscheinende äußere Seite, die man nach außen kehrt und eine Umsetzung der tatsächlichen Verhandlungsergebnisse als innere Seite dieses „Deals“, über den man nicht spricht:
Betrachtet man die Übergabe Afghanistans etwas genauer, so zeigen sich zahlreiche und deutliche Spuren eines schmutzigen Deals ab. Ein Deal, bei dem alle maßgeblichen Verhandlungspartner optimal aus Afghanistan herauskommen: Mit dem Verrat des vom Westen eingesetzten Marionetten-Präsidenten kann der Westen den Rückzug halbwegs begründen, der Marionetten-Präsident hat für den Rest seines Lebens ausgesorgt, da er mit so viel Geld fliehen durfte, daß die Transportmittel dafür nicht reichten und die Taliban bekommen, was sie wollen, nämlich einen eigenen Staat. Alle Verhandlungspartner haben für sich das Optimum herausgeholt und dürften zufrieden sein.
Tatsache ist, daß in Doha seit ca. einem Jahr Verhandlungen mit den Taliban laufen. Fakt ist auch, daß der Westen offenkundig nicht in der Lage ist, die von den Bevölkerungen erwarteten Ziele durchzusetzen, bzw. die mit den Taliban verhandelten Ergebnisse, wie z.B. die Übergabe des kompletten Landes an die Taliban, den Bevölkerungen zuhause zu verkaufen. In einem Interview deutet Dr. Sarajuddin Rasuly an, daß aus seiner Erfahrung in Afghanistan heraus in Wirklichkeit ein schmutziger Deal geschlossen worden sein dürfte: Der Westen überlässt den Taliban das gesamte Land und ein „Verrat“ des westlich gestützten Präsidenten ermöglicht eine schnelle und schmerzlose Umsetzung dieses Ziels. Als Gegenleistung sorgen die Afghanen dafür, daß von afghanischem Boden aus keinerlei Bedrohungen mehr auf die USA und ihre Verbündeten durchgeführt werden.
Die Taliban nutzten die Unsicherheit, die durch die im Februar 2020 in Doha, Katar, erzielte Einigung zwischen dieser militanten Gruppe und den Vereinigten Staaten erzielt wurde, die einen vollständigen amerikanischen Rückzug aus Afghanistan beinhaltet. Einige afghanische Streitkräfte erkannten, dass sie bald nicht mehr auf die amerikanische Luftwaffe und andere wichtige Gefechtsunterstützung zählen konnten, und wurden so für das Vorgehen der Taliban empfänglich. Den USA und ihren Verbündeten kann dies kaum entgangen sein.
Nach dem Beginn des Rückzugs der NATO aus Afghanistan waren die Taliban in der Lage innerhalb weniger Monate viele Distrikte des Landes zu erobern. Für Dr. Sarajuddin Rasuly kam das alles nicht überraschend.
„Die Amerikaner haben 2001 ein Regime installiert, das sich nach und nach zu einem korrupten Regime entwickelt hat […]“,
erklärt der Politikwissenschaftler und deutete damit an, daß die Bevölkerung Afghanistans das Vertrauen in die Regierung verloren hat. Doch die Beschleunigung am Schluss habe er in dieser Intensität auch nicht erwartet, meinte Dr. Sarajuddin Rasuly. Daß sie innerhalb einiger weniger Tage ganz Afghanistan in eindrucksvoller Weise übernehmen, das war für ihn so auch nicht vorauszusehen.
Die deutschen Geheimdienste sind angeblich ahnungslos:
Der spektakuläre Zusammenbruch des afghanischen Militärs, der es Taliban-Kämpfern ermöglichte, trotz 20-jähriger Ausbildung und amerikanischer Hilfe in Milliardenhöhe am Sonntag in die afghanische Hauptstadt einzumarschieren, begann mit einer Reihe von Geschäften, die in ländlichen Dörfern zwischen der militanten Gruppe und einigen der afghanischen . ausgehandelt wurden rangniedrigsten Beamten der Regierung.
Die ursprünglich Anfang letzten Jahres angebotenen Deals wurden von afghanischen Beamten oft als Waffenstillstand beschrieben, aber die Taliban-Führer boten laut einem afghanischen Offizier und einem US-Beamten tatsächlich Geld für die Übergabe ihrer Waffen durch die Regierungstruppen an. Im Laufe der nächsten anderthalb Jahre führten die Treffen bis auf Distriktebene und dann schnell in die Provinzhauptstädte, was laut Interviews mit mehr als einem Dutzend afghanischer Offiziere, Polizisten und Sondereinsätzen in einer atemberaubenden Reihe von ausgehandelten Kapitulationen der Regierungstruppen gipfelte Truppen und andere Soldaten.
Und von alldemn sollen die Geheimdienste angeblich nichts mitbekommen haben: Das berichtet jedenfalls die „Bild“, die aus dem Protokoll der Sitzung von Freitag, dem 13. August, zitiert. Darin heißt es demnach: Eine Übernahme Kabuls durch die Taliban vor dem 11. September sei
In die gleiche Richtung gehen Äußerungen von Vertretern des Verteidigungsministeriums und des Auswärtigen Amts im Verteidigungsausschuss und im Auswärtigen Ausschuss des Bundestags am Freitag, über die „Business Insider“ berichtet.
So sei die Bundesregierung der Auffassung gewesen, dass die Taliban Kabul nicht angreifen würden. Vielmehr sei damit zu rechnen, dass sie sich mit der Kontrolle der Provinzen begnügen würden und die Hauptstadt in Händen der afghanischen Regierung bleiben werde. Afghanistan werde dann ein gespaltenes Land werden, die internationale Gemeinschaft müsse sich letztlich mit den Taliban arrangieren.
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Der afghanische Politikberater Dr. Sarajuddin Rasuly,
Dr. Sarajuddin Rasuly war von 1994 bis 2012 Lektor am Institut für Politikwissenschaft der Universität Wien
Themen seiner Lehre: Politische Eliten und Nationbuildung und geo-strategische Bedeutung Zentralasiens, unter der besonderer Berücksichtigung der Lage Afghanistans für Regional- und Großmächte, sowie Menschenrechte in islamischen Gesellschaften.
Ausländerreferent des ZA der österreichischen Hochschülerschaften von 1982 bis 1985
Manager der humanitären Projekte in den afghanischen Flüchtlingslagern in Pakistan: mit Mitteln der österreichischen Außen- und Familienministerien und der Volkshilfe von 1987 bis 1992
Forschung zur politischen Eliten Afghanistans im Auftrag des Wissenschaftsministeriums unter Dr. Erhard Busek von 1991 bis 1993
Sozialberatung für Flüchtlinge aus Bosnien, Afghanistan und Iran im Rahmen eines Beratungsvereins von 1992 bis 1994
Dr. Sarajuddin Rasuly war wissenschaftlicher Mitarbeiter des Ludwig Boltzmann Instituts für Menschenrechte unter der Leitung von Prof. Manfred Novak und Prof. Hannes Tretter. Projektmanager des „Ante Mortem Data Base Project“ in Bosnien unter der Leitung des UNO Beauftragten für Vermissten in Ex-Jogoslawien, Prof. Manfred Novak, und unter Hospisiums der UN Hochkommissariat für Menschenrechte.
Mediation zwischen verfeindeten Gruppen in Bosnien von 1995 bis 1997
Registration Supervisor der OSZE in Tuzla/Bosnien im Jahre 1997
AKTUELLE TÄTIGKEITEN
Sachverständiger f. aktuelle politische Lage in Afghanistan seit 1998 bis Gegenwart, hauptsächlich für Gerichte und auch für Rechtsanwälte in Österreich. Dolmetscher für afghanische Sprachen: Dari, Paschtu und Usbekisch
Mitglied der Großen Ratsversammlung in Herat in Afghanistan 1994
Mitglied der UN-Beratungsgruppe (UN Advisory Group) für Afghanistan in Quetta im Sep-Okt 1994.
Mitglied der “UN-Übergangsregierung“ für Afghanistan: UN – mechanism for the transfer power in Afghanistan Februar 1995.
Stellv.Vorsitzender des österr. sozialistischen Afghanistankomitees von 1983 bis 1992
Mitglied der interministeriellen Kommission für Asien und pazifischer Raum, Wien.
Nach dem Truppenrückzug der NATO spitzt sich derzeit die Lage in Afghanistan dramatisch zu. Die Taliban erobern immer mehr Gebiete. Innerhalb Afghanistans sind viele auf der Flucht. Der Journalist Reitschuster konnte mit dem Afghanistan-Experten und Politikwissenschaftler aus Wien, Dr. Sarajuddin Rasuly ein Gespräch führen, aus dem einige der folgenden Zitate stammen. Seine Sichtweise lautet zusammengefaßt:
Hierzu ergänzt der Stimmkreisabgeordnete der AfD-Rosenheim, Franz Bergmüller
Alleine anhand dieser Karte erkennt man, dass Afghanistan kein geschlossenes Staatsgebilde ist, sondern immer schon von Stämmen aus ethnischen Volksgruppen regiert wurden, die eben einen König vor dem sowjetischen Einmarsch hatten, der das gesamte Land repräsentierte. Entweder sie arrangieren sich mit den Taliban oder es gibt Bürgerkrieg, wobei die Taliban durch die kampflos von den korrupten Militärs überlassenen Waffen einen Vorteil haben gegenüber der früheren Zeit.
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Dr. Sarajuddin Rasuly: Übergabe an die Taliban als Folge eines „Deals von Doha“?
Die Abzugsvereinbarung von Doha
Fakt ist, seit September 2020 wird in der Hauptstadt Kathars, Doha über einen Weg zu Frieden in Afghanistan verhandelt. Die Bundesregierung unterstützt diese innerafghanischen Friedensverhandlungen intensiv: Heute wurde im informellen „Arria-Format“ des UN-Sicherheitsrats über die Situation in Afghanistan diskutiert.
Klar ist ,Angela Merkel ist mitten drinnen in dieser Gemengelage und der Afghanistan-Experte Dr. Sarajuddin Rasuly glaubt nicht an eine solche „Verhandlungslösung“, sondern sieht die „Eroberungen“ durch die Taliban als einen Teil eines unter allen in Doha verhandelnden Parteien, darunter auch Deutschland abgesprochenen Deals:
Die afghanische Armee: mehr ein Versorgungssystem für Günstlinge, als eine Streitkraft
Dr. Sarajuddin Rasuly sieht in der Armee Afghanistans keine Streitmacht, sondern Versorgungsposten für Familien und das Umfeld der Mächtigen. Mit Unterstützung Pakistans und des Westens wurde nach Dr. Sarajuddin Rasuly eine Show-Truppe geschaffen, die niemandem und vor allem Pakistan nie gefährlich werden darf
Noch am 11. August, also vier Tage vor dem Fall Kabuls hatte der BND berichtet, daß eine Übernahme Kabuls durch die Taliban „unwahrscheinlich“ sei. Dies erstaunt, denn dem BND kann nicht entgangen sein, daß in den Monaten zuvor die Taliban einen Provinzguoverneur nach dem anderen korrumpierten.
Die Taliban zogen mit diesen Deals die führenden Köpfe der jeweiligen Provinz auf ihre Seite und überließen deren Sicherheitspersonal damit deren Schicksal:
Diese Spezialeinheiten wurden von den USA und auch von der Bundeswehr ausgebildet, weswegen man engste Beziehungen pflegte und dennoch sollen diese Zustände z.B. dem BND unbekannt gewesen sein? Schwer zu glauben!
All das, was in Afghanistan sogar in den Zeitungen steht, soll nicht nur dem BND, sondern allen westlichen Geheimdiensten, deren oberste Dienstherren in Doha mit den Taliban verhandeln entgangen sein?
Zeitgleich waren die wirklich regierungstreuen Spezialeinheiten quer durch das gesamte Land verteilt worden und fern ab von der zusichernden Hauptstadt Kabul:
Was veranlaßte den Präsidenten und den Verteidigungsminister, die kampfbereiten Einheiten aus Kabul an die Grenzen des Landes zu entsenden und damit möglichst weit von der eigentlich zu schützenden Hauptstadt wegzuschicken, während die Taliban durch Verrat einen Provinzgouverneur nach dem Anderen korrumpieren und umdrehen?
Auf die Truppenwirken derartigeDeals jedenfalls nicht wirklich motivierend:
Und all das soll allen Geheimdiensten entgangen sein? Kann den mit diesen kampfwilligen Einheiten eng verbundenen Ausbildern aus den USA und Deutschlands all dies wirklich entgangen sein? Wohl kaum!
All diese Tatsachen legen es wohl eher nahe, daß die in Doha zusammensitzenden Verhandlungspartner all dies wußten und mindestens wissend geschehen ließen, wenn nicht sogar genau dies der Deal war, über den man sich in Doha verständigt hatte:
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Angela Merkel als Teil dieses „schmutzigen Deals“?
Die Interessen einer Lösung in Afghanistan sind in erster Linie an den Interessen Pakistans ausgerichtet, die wiederum an den Interessen der USA ausgerichtet sind.
Dr. Sarajuddin Rasuly sieht vor diesem Hintergrund einen Deal der Taliban mit allen anderen international Verantwortlichen, der durch das aktuelle Schock-Szenario einer schnellen Einnahme Kabuls durch den „Verrat“ des Präsidenten nur den öffentlich kommunizierten Teil dieses Deals betrifft.
Letztendlich wird man die Absprachen dieses Deals an den tatsächlichen Handlungen der Parteien ablesen können. Von diesen Handlungen sind einige bereits jetzt erkennbar, wie z.B. keine Gegenwehr der afghanischen Armee; kein Vorstoß der Taliban auf den Flughafen Kabuls und freier Abzug des westlichen Personals; Eine Amnestie durch die Taliban, Mindestrechte für die Frauen und Mädchen, und vor allem deutet Dr. Sarajuddin Rasuly an, daß es nicht so sein wird, daß jetzt Millionen von Afghanen aus Afghanistan nach Deutschland fliehen werden und deutet an, daß dies aber vielmehr eine gute Gelegenheit wäre, wenn die Türkei unter diesem Deckmantel ihre Afghanen in die EU los werden würde. Und es gibt ein weiteres Indiz, was teil dieses „Deals“ sein könnte. Bis jetzt haben die Taliban jeden vernichtet, der ihnen im Weg stand. das soll sich offenbar gewandelt haben: Die heutigen Taliban erklärten offiziell …. ständig, es gäbe eine Amnestie für alle.