Bericht aus Amerika – Ein AfD Rosenheim Vorstand ist noch einmal in die USA gezogen und berichtet aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten.

Quelle: Von William “Patrick” Ma…, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=53448946

BOCA RATON – Ein Leben ohne Corona-Auflagen, niedrigen Benzin- und Stromkosten, viel Sonnenschein und einem Krokodil im Garten – so ist es uns im letzten Jahr ergangen.

Als meine Frau und ich uns entschieden haben, noch einmal in die USA zu gehen, haben wir uns für Florida entschieden. „Florida“, das klingt erst einmal nach Strand und Sonne. Jedoch was viele nicht wissen: Florida hat sich in den vergangenen Jahren klammheimlich zu einem wesentlichen Finanzplatz der USA gemausert. Auch das deutsche Handelsblatt hat diesen Trend erkannt und hat im Februar dazu geschrieben:

„[Florida], speziell die Gegend um Miami, ist dabei, zu einer „Wall Street des Südens“ zu werden. Die Banker lockt nicht nur das gute Wetter, sondern auch die vergleichsweise geringen Steuern und die relative Nähe zu New York, falls man doch noch mal bei einem Termin persönlich dabei sein muss.“ (1)

Die Wall Street zieht also in den Sonnenstaat. Für mich als Banker entstanden hier völlig neue Möglichkeiten.

Vor 20 Jahren war Florida noch eher bekannt als ein schläfriger Staat von Rentnern und Snowbirds (Übersetzt „Schneevögel”. Leute aus den nördlichen Bundesstaaten und Kanada die den harten Winter entfliehen wollen und nur zwischen Oktober und April in Florida wohnen) in dem es außer Tourismus keine wesentlichen Industrien gab.  Heute ist Florida ein Staat mit großen, börsengelisteten Tech-Konzernen und Unternehmen in der Luft-und Raumfahrtindustrie der mittlerweile sogar den Zuzug von Start-ups aus dem Silicon Valley verzeichnet.

Übrigens, wer kann sich nicht noch an die US-Präsidentschaftswahl 2000 zwischen George Bush und Al Gore erinnern, das Wahldesaster und das wochenlange Nachzählen von Stimmen? Die US-Präsidentschaftswahl im letzten Jahr verlief völlig problemlos – Gewählt wurde 2020 zumeist elektronisch und das Endergebnis stand innerhalb von 3 Stunden fest. Donald Trump hat Joe Biden mit 51% zu 48% geschlagen.

So sind wir nach Boca Raton, circa 1 Stunde nördlich von Miami, gezogen (hier hat Steffi Graf auch einmal gewohnt). Wir kennen den Ort seit vielen Jahren. Boca Raton ist eine Stadt mit circa 100.000 Einwohnern die sich nahtlos in die größere Metropolenregion um Miami einreiht (7 Millionen Einwohner). Einige wichtige Finanzdienstleister und Gesundheitsunternehmen haben hier ihren Sitz. Es gibt einen Privatflughafen bei dem starten und landen Privatjets fast im Minutentakt und zwei sehr respektierte Universitäten.  Wer zur richtigen Zeit in den Himmel schaut kann hin- und wieder einen Raketenstart von Elon Musks SpaceX sehen (mir selber ist das aber noch nicht gelungen).

Da es relativ wenige Häuser zu mieten gibt, haben wir uns entschieden, ein Haus zu kaufen. Das war aber gar nicht so einfach. Teilweise gab es mehr als 10 Bieter für die selbe Immobilie und teilweise haben auch die Käufer sogar mehr als den verlangten Preis angeboten.  In Boca Raton sind die Immobilienpreise im vergangenen Jahr um rund +30 % gestiegen. Überall, so scheint es, wird gebaut. Nördlich von Boca Raton wurde gerade ein riesiges Stück Land verkauft. Darauf werden jetzt 700 Einfamilienhäuser gebaut.

In den Medien konnte man lesen, dass plötzlich “halb New York” nach Florida ziehen will. Zum einen hängt das mit Corona zusammen, denn die Leute wollen die engen Städte verlassen. Das ist auch richtig. Jedoch hört man hinter vorgehaltener Hand auch, dass die Unruhen und die Gewaltexzesse von Black Lives Matter in New York bei vielen Leuten das Sicherheitsgefühl endgültig verletzt haben und sie deshalb den Großstadtdschungel verlassen wollen.

Florida ist auch bekannt dafür, dass es einer der wenigen Bundesstaaten ist, der selber keine Einkommensteuer erhebt. Während man in New York bis zu 52 % seines Einkommens an Steuern zahlt, sind es in Florida für ein verheiratetes Paar 12 % auf die ersten 53.000 Dollar und dann weitere 24 % bis 163.000 Dollar. Erst über 518.000 Dollar zahlt man den Höchststeuersatz von 37%. (Es gibt aber eine durchaus beachtliche Grundsteuer auf Immobilien von circa 0,7-1,0 % auf einen “Geschätzten Marktwert” der Immobilie (gerne in Deutschland mit einer „Vermögenssteuer” verwechselt)).

Unser Haus ist in einer der für Florida nicht untypischen Gated-Communities also Anlagen von baustil-ähnlichen Häusern bei denen man erst durch eine Schranke passieren muss. Die sind natürlich in Deutschland verschrien “weil sich die Reichen hier abschotten”. Dabei gibt es solche Communities für jeden Geldbeutel, auch für den Kleinen. Das Leben in so einer Community ist langweilig und das ist auch gut so!  In den 16 Jahren seitdem unsere Community mit ihren 200 Einfamilienhäusern existiert gab es hier noch nie einen Einbruch oder einen Autounfall oder Vandalismus oder sonst irgendwelche Kriminalität (Kriminalität ist nämlich in den USA schon ein Thema.) Es gibt in diesen Communities keinen Durchgangsverkehr und auch sonst laufen keine Unbekannten vor der Tür herum. Meine Tochter (12 Jahre) geht abends um 22:30 Uhr noch einmal mit dem Hund Gassi und wenn wir einkaufen gehen sperren wir nicht einmal die Tür ab.  Ansonsten teilen sich die Anwohner einen kleinen Golfplatz, ein Pool, zwei Tennisplätze, ein Basketballfeld und ein Clubhaus das für Veranstaltungen genutzt werden kann. Die monatliche Zahlung hierfür an die Eigentümergemeinschaft ist rund 400 Dollar.Das tägliche Leben ist relativ günstig. Die Umsatzsteuer beträgt 7 %. Der Liter Benzin kostet derzeit 81 US-Cent. Die Lebensmittelpreise sind natürlich unterschiedlich, jedoch bewegen sie sich im Großen und Ganzen auf dem Niveau von Deutschland. Wer geschickt einkauft, Apps und Coupons sammelt und auf die wöchentlichen Angebote achtet, der kann gut und gerne einmal 50 % auf viele Produkte sparen.

Die Stromkosten belaufen sich auf rund 10,8 US-Cent pro Kilowattstunde und im Fernsehen macht der Stromhersteller Werbung mit einem Mädchen das über eine Wiese läuft und den Zuschauern erklärt, dass in den letzten zehn Jahren der Strompreis in Florida um -10 % gesunken ist, gerade auch weil der Konzern auf Atomenergie setzt. Das Thema Klima kommt eigentlich nur im Fernsehen vor (und das weit weniger als in Deutschland). Wenn man sich mit den Leuten unterhält sagt nie jemand „wir sollten dies und das wegen dem Klima tun“.

Behördengänge hatte ich fast keine. Führerschein, Anmeldungen, Bauanträge, KfZ-Zulassung usw. all das läuft elektronisch über das Internet (der County (Landkreis) bietet Bauherren sogar die Abnahme von kleineren Bauwerken durch eine virtuelle Video-Begehung über das Smartphone an). Auch die Straßen und die Infrastruktur sind meiner Meinung nach in einem guten Zustand und das für einen Staat der die Bürger nicht bis zum Maximum an Steuern gängelt (andererseits ist das nicht verwunderlich ohne harte Winter).

Die Schule meiner Tochter ist “OK”, beeindruckt bin ich nicht. Die Schulen in den USA sind immer Gesamtschulen und so ist der Standard als Ganzes niedriger als auf einem bayerischen Gymnasium. Dazu kommen soziale Probleme in den Schulen, die man aus Deutschland her kaum kennt. Zwölfjährige rauchen Zigaretten und trinken Wein auf der Schultoilette. Drogen. Manche Schülerin sind so reich sie fliegen mit ihren Eltern übers Wochenende im Privatjet zum Shopping nach Chicago (und lassen es natürlich jeden wissen). Wiederum eine andere Schülerin wurde vor zwei Wochen mitten im Unterricht von zwei Polizisten abgeführt weil das Jugendamt herausbekam dass sie mit ihrer Mutter in einem Auto schläft. In der Schule wird regelmäßig trainiert was zu tun ist wenn jemand mit einer Waffe kommt. Auch das ist leider Amerika.

Im letzten Jahr hat Florida auch damit Berühmtheit erlangt dass es keinen zweiten Lockdown gab und das Leben seit Sommer 2020 ganz normal weiterging. Restaurants, Bars und Geschäfte waren immer geöffnet. Gefühlt haben in Boca Raton im letzten Jahr sicher 30-50 neue Restaurants und Bars eröffnet. Überhaupt sind alle Corona-Maßnahmen seit 1. Juli beendet. Ja, es wird oft noch „empfohlen“ eine Maske zu tragen, das kommt aber dann oft vom Restaurantbesitzer selber. Der Gouverneur hat den Kreuzfahrtschiffen verboten den Impfstatus von Passagieren abzufragen, unter Androhung von 5000 Dollar Strafe pro Passagier! (Ich möchte aber zum Thema Corona ein anderes Mal mehr berichten.)

So bleibt nun erst einmal ein Leben mehr beruflichen Möglichkeiten, eine Kultur in der das “morgen” immer besser ist und 360 Tage im Jahr Sonnenschein (den letzten Schneefall gab es 1977).

Nur an die veränderte Tierwelt mussten wir uns arg gewöhnen. Unser Haus liegt an einem künstlichen See. Neulich ist ein 1,5 Meter langer Alligator auf unser Grundstück gekommen und hat sich einige Stunden lang in der Sonne gesonnt – man kann auf sie jederzeit treffen!