Stromausfälle in Malta: Wird der erste systematische Brownout der EU verschwiegen?

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MARSALFORN – Temperaturen von ca. 40Grad Celsius während der Urlaubszeit in Malta überfordert wegen der zahlreichen Klimaanlagen in Büros, Restaurants, Hotels und Ferienwohnungen die Stromversorgung, mit der Folge, daß Gebiete in Malta über Tage ohne Strom blieben.

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Der Autor dieser Zeilen hält derzeit in Malta auf und wurde offenbar ungewollt Zeuge eines Brownout, also einer Vorstufe zum Blackout.

Malta liegt auf der Höhe von Tunesien und ist dieser Tage von der „Hitzewelle“ betroffen. Praktisch heißt das für die Bevölkerung, daß sie in diesem Sommer statt mit ca. 33Grad mit ca. 35Grad konfrontiert ist. Tatsache ist, daß das im KFZ eingebaute Thermometer gegen 8Uhr Früh beriets 29rad anzeigt und die 36 Grad in der Regel nicht überschreitet.

In Hitzesenken im Landesinneren der Insel konnte der Autor dieser Zeilen ein einziges Mal die Zahl 40Grad ablesen.

Zutreffend ist, daß selbst die Malteser sagen, daß dieser Sommer recht warm ist. Es interessiert sie jedoch nicht, da so gut wie jeder, der es sich leisten kann, zuhause eine Klimaanlage eingebaut hat.

Die Folge: Großflächige Stromausfälle in Malta, wie sie auf er Webseite des Stromversorgers Enerweb angezeigt werden (hier der 23.7. am Abend).

Im Laufe der Woche stiegen die Temperaturen auf über 40 Grad Celsius, was dazu führte, dass das Verteilungssystem von Enemalta aufgrund der hohen Nachfrage und der durch die hohen Temperaturen verursachten Schäden ausfiel.

Man erkennt großflächige Stromausfälle mit folgenden Besonderheiten:

  • Die Ausfälle rotieren durch das ganze Land
  • Die Hauptstadt ist bisher nicht betroffen, obwohl sie zahlreiche Büros mit Klimaanlagen hat
  • Gebiete in denen Reiche leben bisher kaum/nicht betroffen

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In den betroffenen Gebieten entstehen den Betroffenen hohe Schäden

Durch den ausbleibenden Strom entstehen den Betroffenen hohe Schäden:

Supermärkte müssen ihre auftauende Ware wegwerfen

Die Supermärkte in den betroffenen Gebieten haben ihre gekühlte und gefrorene Ware verloren:

Welbees Supermarkt in Santa Venera war nach tagelangen wiederholten Stromausfällen gezwungen, Gefrier- und Kühlartikel im Wert von mehreren Tausend Euro wegzuwerfen. 

In einem Video , das am Freitag an die Times of Malta gesendet wurde, waren die Gefrierschränke im beliebten Supermarkt leer zu sehen . Der Chef des Unternehmens bestätigte später, dass auch die Kühlschränke geleert worden seien.

Hotelbesitzer melden vorzeitige Abreisen

In einigen Fällen sahen sich Touristen gezwungen, frustriert aus Hotels auschecken.
Ein Besitzer eines Boutique-Hotels in Senglea sagte, die Situation sei einem „Albtraum“ gleichgekommen.

Restaurantbesitzer klagen über einbrechende Umsätze

Tatsache ist auch, daß der Stromausfall die Kundenströme in den Restaurants umlenkt. Nur noch Restaurants mit Notstromaggregaten konnten Kunden bedienen, denn niemand will warmen Wein und warme Cola trinken, wenn die Küche überhaupt in der Lage ist Essen zu liefern, weil sie z.B. mit Gas statt mit Elektrizität kocht. Das aber auch nur dann, wenn die Ware aus den Tiefkühltruhen nicht angetaut war, oder das Eis unter den Fischen in der Vitrine nicht bereits geschmolzen war, denn solche Restaurants mieden die Touristen verständlicherweise dann auch wieder:

Viele Restaurants, die über keine Generatoren verfügten, beklagten sich darüber, dass sie zwei oder drei Tage lang ihre Gesamteinnahmen verloren hätten, weil sie ihre Kunden nicht bedienen konnten, sagte Zahra.

Stromstöße legen Industrie lahm

Auch ein ganz anderes Phänomen forderte weitere „Opfer“. Beim Wiederanfahren wurde ein Stromstoß durch das Netz gejagt, der wiederum einige Hauptsicherungen hat ausfallen lassen:

Unterdessen musste ein Industrieelektronikunternehmen im Corradino Industrial Estate in Paola am Donnerstagmorgen seine 130 Arbeiter nach Hause schicken, nachdem ein vermuteter Stromstoß zum Durchbrennen einer Sicherung geführt hatte.

„Die Reparatur dauert 15 Minuten, aber ich musste warten, bis Enemalta sie repariert hat“, sagte Aaron Azzopardi, General Manager von Delta Malta Ltd.

Azzopardi beschrieb die Kosten für das Unternehmen als „erheblich“ und wies darauf hin, dass der Ausfall auch ein Unternehmen im Ausland betroffen habe, das auf die Systeme von Delta angewiesen sei. 

Das Bemerkenswerte: die Firma stellt Komponenten zur Stromerzeugung her:

A family-run organisation specializing in the manufacturing and the delivery of high quality power supplies.

Die Unfähigkeit von Enermalta, Strom zu liefern stachelt den Volkszorn an

Die offizielle Variante, daß defekte Kabel für die Stromausfälle verantwortlich seien, klingen für Viele in Malta unglaubwürdig.

Die Unfähigkeit des Energieversorgers führt sogar zu tätlichen Angriffen auf Mitarbeiter des Stromversorgers.

Die Gewerkschaft erklärte, dass sie sich zwar darüber im Klaren sei, dass hohe Temperaturen zu Frustration führen können, dass sie jedoch physische Angriffe auf Arbeitnehmer sowie verbale Beschimpfungen in den sozialen Medien aufs Schärfste verurteile.

Ein Sprecher der GWU erklärte, dass Eier und Wassersäcke auf die Arbeiter geschleudert wurden, während die Leute sie beleidigend anbrüllten.

Die zentrale Frage lautet nun, wie viele dieser Abschaltungen so genannte „Brownouts“,also gezielte Lastabwürfe waren, um das Gesamtnetz zu stabilisieren:

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Stromabschaltungen in Malta: Zufall oder Absicht?

Da stellt sich natürlich die Frage nach den Hintergründen der Abschaltungen. Tatsache ist, daß Enermalta Stromabschaltungen auf ihrer Webseite ankündigt. Tatsache ist aber auch, daß tatsächlich vielmehr Stromabschaltungen durchgeführt wurden, als auf der Webseite als „geplante Abschaltungen“ angekündigt waren.

Über die Hintergründe dieser Differenz schweigen sich die Verantwortlichen jedoch aus.

Malta: billigste Strompreise in der EU

Das industrielose Malta leistet sich einen Energieverbrauch von knappen 5000kWh/Einwohner während das Industrieland Deutschland knappe 6000kWh/Einwohner hat. Kein Wunder, wenn die meisten der ca. 500.000 Einwohner unter Tags zuhause die Klimaanlage laufen haben und in der Arbeit ihre Büros auf 18Grad herunterkühlen.

Für Stromkunden, die deutsche Preise gewohnt sind, sind jedenfalls die Strompreise in Malta (Inkl. 5 % MwSt.) sehr interessant:

Band Kumulierter Verbrauch (kWh) Preis ( €)
1 0 – 2.000 0,1047
2 2.001 – 6.000 0,1298
3 6.001 – 10.000 0,1607
4 10.001 – 20.000 0,3420
5 20.001 und mehr 0,6076
Natürlich wirken diese Energiepreise wie eine Einladung, die Klimaanlage anzuschalten.
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Bauboom in Malta

Hinzu kommt ein unglaublicher Bauboom in Malta:
Seit ca. 10 Jahren hat die Regierung in Malta die Insel den internationalen Konzernen zum Fraß vorgeworfen. Die Folge ist, daß die Küsten in einem unglaublichen Ausmaß mit Hotels und Ferienwohnungen zubetoniert werden.
Natürlich schaltet jeder Tourist und jeder Bewohner einer Ferienwohnung die Klimaanlage an.
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Leistungsfähigkeit des Stromnetzes in Malta überschritten

Diese Kombination aus billigem Strom, massenhaft hinzugebauten Klimaanlagen und einer Hitzewelle hat bereits seit etwa einer Woche die Leistungsfähigkeit des Stromnetzes überschritten. Die offizielle Lesart dazu lautet:
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Durch Hitze beschädigte Stromkabel in der Erde?

Die Energieagentur Enermalta spricht offiziell davon, daß die Hitze Erdkabel schädigen würde:

Der Chef von Enermalta zeigt sich selbst erstaunt von den vielen „Kabelfehlern“:

Ryan Fava, Vorsitzender von Enemalta, sagte, das Unternehmen erhöhe weiterhin seine Ressourcen, um Reparaturen zu beschleunigen, ohne die Sicherheit der Arbeiter zu gefährden.

„Bei einer so beispiellosen Anzahl von Kabelfehlern wird das Netzwerk weniger widerstandsfähig gegenüber anderen Netzwerkstörungen. Daher achten wir darauf, viele dieser Kabel so schnell wie möglich zu reparieren, um die Flexibilität des Netzwerks wiederherzustellen und besser in der Lage zu sein, in kürzerer Zeit auf Netzwerkschwierigkeiten zu reagieren. Die Arbeiten werden am Samstagabend und am Sonntag fortgesetzt, bis alle Kabel getestet und unter Spannung stehen“, sagte Fava.

Tatsache ist, daß Enermalta zumindest einen Teil dieser Kabelfehler vorherzusehen scheint und „Wartungsarbeiten“ durchführt:

Wartungsarbeiten quer über die Insel?

Stadt Aus Zu Mehr Details
Hal Gharghur 23. Juli 2023 08:00 23. Juli 2023 17:00
Hal Gharghur 23. Juli 2023 10:00 23. Juli 2023 17:00
Iz-Zejtun 24. Juli 2023 07:00 24. Juli 2023 11:00
Il-Mosta 24. Juli 2023 08:30 24. Juli 2023 13:00
Is-Siggiewi 24. Juli 2023 06:30 24. Juli 2023 12:00
Hal Qormi 24. Juli 2023 06:30 24. Juli 2023 12:00
Il-Mosta 24. Juli 2023 08:30 24. Juli 2023 13:00
Is-Swieqi 25. Juli 2023 04:00 25. Juli 2023 09:00
Iz-Zejtun 25. Juli 2023 07:00 25. Juli 2023 11:30
Is-Siggiewi 25. Juli 2023 06:30 25. Juli 2023 13:00
L-Imsida 25. Juli 2023 07:00 25. Juli 2023 13:00
Il-Mosta 25. Juli 2023 04:30 25. Juli 2023 07:30
Hal Qormi 26. Juli 2023 06:30 26. Juli 2023 17:00
Iz-Zurrieq 27. Juli 2023 07:00 27. Juli 2023 13:00
Haz-Zebbug 27. Juli 2023 06:30 27. Juli 2023 12:00
Hal Qormi 28. Juli 2023 06:30 28. Juli 2023 12:00
Tatsache ist, daß man überall dort, wo man „geplant“ abschalten kann auch Strom spart. Ein sehr angenehmer Effekt, wenn man währ5endener Hitezwelle zu wenig Strom hätte!
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Ungeplante Abschaltungen quer über die Inselquer über die Insel!

Hinzu kommen jedoch auch noch ungeplante Stromabschaltungen quer über die gesamte Insel:

In Teilen des Landes hielt die Stromausfallmisere auch am Freitagabend an, wobei mehrere Städte gezwungen waren, die Nacht und Teile des Samstags ohne Strom zu verbringen.

In Teilen von Gudja, Rabat, Mdina, Dingli, Kalkara, Cospicua, Senglea, Vitttoriosa, Swieqi und Sliema kam es zu längeren Stromausfällen, die sich in vielen Fällen über die Nacht und bis in den Samstagmorgen erstreckten.

Es gab auch Berichte über Stromausfälle in verschiedenen Städten auf Gozo, darunter Nadur, Marsalforn und Xagħra.

„Ich versuche die dritte Nacht in Folge ohne Strom zu schlafen. Das ist unerträglich“, sagte ein Leser der Times of Malta in Rabat .

Ein anderer Leser in Swieqi sagte, dass sie um 23.30 Uhr den Strom verloren hätten und ihn bis 9 Uhr morgens immer noch nicht wieder bekommen hätten. Es war die zweite volle Nacht ohne Strom, nach einem 14-stündigen Stromausfall zwischen Donnerstag und Freitag.

In Nadur sagte ein Leser, dass sie weder Strom noch Wasser hätten, während ein anderer Leser in Tignè, Sliema , sagte, dass sie versuchten, den fünften Tag in Folge mit Stromausfällen zurechtzukommen…

Den Menschen in Senglea ging es noch schlimmer: Ein Bewohner von Triq il-Vitorja berichtete der Times of Malta , dass sie am Samstag um 11 Uhr morgens seit mehr als 36 Stunden ohne Strom gewesen seien. 

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Gezielte Brownouts auf Malta?

Für die Betroffenen vor Ort wirkt es jedoch offensichtlich, daß am dritten Juliwochenende ganze Gebiete ganz gezielt abgeschaltet werden:
Eigentlich ist es eine ganz einfache Rechnung; der Energieversorger weiß, welche Mengen an Strom er liefern kann und er sieht jeden Tag, welche Mengen an Strom nachgefragt werden und er weiß, wo die Mächtigen und Reichen sitzen und wo Krankenhäuser und Sicherheitseinrichtungen ihre Liegenschaften haben.
Die nach solchen Ausschlusskriterien verbleibenden Gebiete haben wiederum unterschiedliche Verbrauchsmengen an Strom.
Hieraus ergeben sich Abschaltkandidaten. Klar ist, daß es nur Sinn macht Gebiete abzuschalten, die auch die Strommengen einsparen, die  eingespart werden  müssen. Der Rest ist – zumindest theoretisch – ein Knopfdruck.
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Der Stromausfall in Marsalforn

Ein solches Gebiet ist der Touristenort Marsalforn auf der Insel Gozo. Viele Feriengäste, wenige Einheimische, keine Industrie! Marsalforn dürfte damit – aus Sicht des Energiebetreibers – ein idealer Kandidat zur Einsparung von Strom sein:
Am Freitag, den 21.7. checkte der Autor dieser Zeilen über das Wochenende um 23h15 auf der Insel Gozo in einem Hotel in Marsalforn ein.
Um 0Uhr 20 wurde dann schlagartig alles dunkel.
Vom ersten Moment an war klar, daß es sich um einen Stromausfall handelt, denn die gesamte Gegend war ohne Strom.
Etwa eine halbe Stunde zuvor war man selbst noch in den Aufzug eingestiegen und hat sich von diesem in den dritten Stock des Hotel hochfahren lassen. Was passiert wäre, wenn man während des Stromausfalls im Aufzug gesteckt wäre? Kaum auszumalen!
Man legte sich dann aber mit der Vorstellung ins Bett, daß am Tag darauf alles wieder in Ordnung gebracht worden sein dürfte.
Doch dem war nicht so. Nach einer Nacht ohne Klimaanlage und ca. 30 Grad im Zimmer suchte man den Weg durch die dunklen Flure in den Frühstücksraum. Als die Zimmertüre ins Schloss sprang fragte man sich, ob man überhaupt noch einmal zurück kommt, denn die modernen programmierbaren Schlüsselkarten funktionieren ja auch mit Strom! Eine Nachfrage bei der Rezeption ergab, daß der Strom von Batterien käme; der Weg zurück ins Zimmer war also sicher!
Obwohl das Team, das für das Frühstück zuständig war, professionell mit der Situation umging, erkannte man ihre Sorgenfalten!
  • Was ist mit dem Inhalt aus der Gefriertruhe
  • was ist mit dem Inhalt des Kühlschranks

stand in den Gesichtern geschrieben, mit der Folge, daß das Frühstück eher beklemmend war.

Das Handy konnte sich noch in ein Netz einbuchen, was bedeutete daß die Masten noch Strom hatten. Ob Notstrom, oder nicht, war unklar. Über des  Rest des Akkus konnte man dann die Seite des Energieanbieters abrufen und von dort die Information beziehen, daß die Abschaltung drei Gemeinden auf der Insel Gozo betraf. Eine davon eben Marsalforn!

Da völlig unklar war, wie es weitergehen wird, war die erste Entscheidung, den Tank des Autos bei der nächsten Tankstelle, die in Betrieb war, aufzufüllen. Dann wurden im Supermarkt die Lebensmittelvorräte und Getränkevorräte so aufgefüllt, daß sie bis um Ende der Reise halten würden.

Gegen Mittag dann, als noch immer kein Strom vorhanden war, ergab ein Spaziergang folgendes Bild:

  • Menschen standen ratlos vor Banken, bei denen sich die Türen zum Geldautomaten nicht mehr  öffneten
  •  Alle Restaurants waren bis auf eines leer. Das eine aber hatte Strom, das es sich über einen Notstromaggregaten selbst erzeugte. Es war voll und man konnte deswegen dort sogar mit Karte bezahlen.
  • Etwa drei andere Restaurants hatten ebenfalls Notstromaggregate. Diese waren aber offenbar zu schwach um einen Küchenbetrieb zu ermöglichen.