EMMERTING – In der voll besetzten Sporthalle der Gemeinde Emmerting schlug der Firma Quair-Deutschland eine unerwartete Menge Skepsis bis Ablehnung zu deren Windparkprojekt entgegen.
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Alle betroffenen Gemeinden haben Informationsveranstaltung zum Thema Windkraft angekündigt und Emmerting ist vorgeprescht. Die Besonderheit: Die Emmertinger wurden nicht einseitig informiert, denn der Bürgermeister ließ sowohl Vertreter der Windkraftbetreiber, als auch Vertreter er Skeptiker deren Argumente vortragen und setzte damit Maßstäbe für seine Bürgermeisterkollegen:
„Eine Veranstaltung, die längst überfällig war“,
betonte Bürgermeister Stefan Kammergruber dann auch.
Von der Presse war Mike Fuchs, Schmidt-TV und Hans Hausner als anwesend begrüßt worden.
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Stichwortsammlung aus der Veranstaltung
Die Staatsforsten waren eingeladen, haben sich aber entschuldigt.
Kernaussagen des Bürgermeisters (auf der Basis einer eigenen Mitschrift):
- Der Wald leistet unschätzbaren Beitrag.
- Er ist die grüne Lunge
- Waldanteil 28% (Erwin Schneider)
- Schneider 2023: Ich habe mich bewußt für den Wald entschieden
- Der Konflikt betrifft die Standortwahl, nicht die Erneuerbaren Energien an sich. Erneuerbare Energie darf nicht das zerstören, was sie erhalten soll
- Es sind 40 Industrieanlagen, die in den Wald kommen
- Emmerting hat noch nicht abgestimmt
- Chronologie: Die erste Info kam Mitte Oktober 2022 wenn alle positiv zustimmen wird weiteres eingeleitet. Grundvoraussetzung ist die Zustimmung Aller. Dez. 22 Eingang einer Beschlußvorlage ohne dazu eine weitere Info zu geben. Erste Beschlüsse wurden gefasst. Es folgte ein „Initiativschreiben“ von Wirtschaftsminister Aiwanger der es als „Leuchtturmprojekt´“ bezeichnete. Nächster Infotermin war dann Februar 22, der mitsamt dem „Windkümerer“ in Burgkirchen stattfand. Es wurde verkündet, daß Windmessungen bei bekannten Windgeschwindigkeiten von 5-6 Metern gar nicht notwendig seien. Beschlüsse seien lediglich…
- Der Windatlas gilt noch und weist ein Windschwachgebiet aus
- Die Planungskuillisse hat sich seither vollkommen verändert. Eine Windgeschwindigkeit von 4,8-4,9 sollen nun genügen. Nach geänderten Vorlagen sollen es nun 200 Meter-Nabenhöhe für die Türme geben, plus 85 Meter für ein Rotorblatt
- „Ich hätte mich über den Tisch“ gezogen gefühlt
- Das bisherige Ausschlußgebiet soll nun zum Vorranggebiet werden.
- Raumordnungsverfahren Planfeststellungsverfahren gibt es bisher keines. Der Umgang mit dem PFOA-Boden ist ungeklärt
- Paradox ist, daß erst eine Firma beauftragt wird und dann erst die Regionalplan geändert wird.
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QUAIR Deutschland Frau Sabine Müller und Herr Martin Ecker:
- Sabine Müller seit 13 Jahren Windkraft, leitet Acquise und seit Anfang an bei Quair.
- Martin Ecker ist seit Anfang Quair Deutschland ist Leiter Wind.
- Es gibt Runden mit Landrat und Gemeindevertretern im 6-wöchtigen Rhythmus
- Quair hat eine hohe Eigenkapitalquote von über 500 Millionen Euro
Partner und finanzieller Gründer ist Jean-Marc Bouchet
Investoren sind:
- Jean-Marc Bouchetein Ökokapitalist mit Family Holding
- bpi, das ist ein französischer Staatsfonds
- ???
- Torgen
Projekt AÖ
- Auf 200 Meters Höhe herrscht eine Windgeschwindigkeit von 5.5-6m/sec. Hieraus ist ein Ertrag errechenbar von 550 Mio. kWh pro Jahr bei 2000 Volllaststunden. Das ergebe 288 Megawatt. Das sind die Werte mit denen Quair in das Bieterverfahren hineingegangen ist
- Es gab eine zweistellige Anzahl an Bewerbern für diesen Windpark
- Es könnte mit diesem Windpark 10% des Bedarfsstroms produziert werden
- Ein Kran braucht viel Fläche, die „wir ausgleichen müssen“ bekennt Quair
- Eine Windkraftanlage zu löschen ist unmöglich in dieser Höhe. Quair stellt aber Löschwasser bereit womit dann der Wald auch bei anderen Bränden geschützt wird
- Forstministerin Kaniber: Pachteinnahmen dürfen nur für den Wald genutzt werde
- Der Flächenbedarf für ein Windrad beträgt etwa 9400m2. Zufahrtswege sind hier noch nicht dabei. Vor allen Kurvenradien braucht es noch Arbeiten
- Bisher ist eine Vestas-Anlage geplant. Sie hat die höchste Nabenhöhe am Markt und eine Nennleistung von 7,2MW
- Das Fundament hat einen Radius von 25-30 Meter und eine Tiefe von 2,5 -4 Meter. Es wird beim Rückbau komplett rausgenommen. „Da bleibt nix drinnen“.
- „Wir planen aktuell 40 Anlagen, so sind wir ins Rennen gegangen“. Das entspricht rechnerisch dem Strom von 150.000 Haushalten. Damit würden 400.000 Tonnen CO2-Aquivalente gespart
Beteiligung:
- die betroffenen Gemeinden erhalten eine Gemeindebeteiligung von 0.2 ct/produzierter kWh
- Bei 550 Millionen kWh wären das 1,1 Millionen für alle Gemeinden. 4,1% bekäme Burghausen mit seinen eingebrachten 32.000m2
- Bürgerbeteiligung erfolgt über Energiegpatenschaften an denen man sich mit großen Beträgen beteiligen kann. Insgesamt 400 Mio. Die Hälfte davon soll aus Eigenkapital stammen
- Ein Stromtatrif wird mit regionalen Partnern definiert
- Sparbriefe stehen Anwohnern der Anliefergemeinden offen
- Frage: wie ist man in der Insolvenz abgesichert?Antwort: Als Miteigentümer geht man mit ins Risiko
- Investitionen: „Sie steigen erst nach der Bank ein“
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Werkleiter der Wacker-Chemie Dr. Peter von Zumbusch
- überzeugt davon daß wir etwas ändern müssen
- umstellen, daß wir das in Zukunft umstellen um weiter produzieren zu können
- Was wir brauchen ist nachhaltig erzeugter Strom
- Wacker erhält 55% aus dem europäischen Stromnetz 10% aus eigener Wasserkraft etwa 35% mit eigenen Gaskraftwerken
- für Chemdelta würde 10% ersetzbar sein. Wir haben eine, die man mit Gas betreiben kann
- Ich persönlich bin überzeugt die gesamte Produktion in eine nachhaltige Zukunft mit nachhaltigem Strom zu versorgen
- Frage aus dem Publikum: wir Bürger subventionieren doch diesen Strompreis für die Industrie
- Der Vertreter des BUND gibt an eine „Kröte schlucken“ zu müssen
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Vernunftkraft: Dr.-Ing. Detlef Ahlborn
Am 10.2. informierte „Gegenwind Altötting“ die Bevölkerung und klärte sie über die tatsächlich zu erwartende Ausbeute einer einzigen Windturbine auf. Da wir am 23.6. keine Aufnahme des Vortrags von Dr. Ahlborn machen konnten, fügen wir an dieser Stelle den selben Vortrag von Dr. Ahlborn vom 10.2. in Kastl ein. Die Inhalte sind weitgehend identisch:
Teil 1:
Teil 2:
Prof. Sinn:
Vergleichbare Argumente trägt auch Prof. Sinn in seiner Weihnachtsvorlesung 2022 im zweiten Teil, ab ca. 1h vor.
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Fragen:
- Studien zeigen, daß hinter Windrädern Dürre zunimmt. Ist das in den Verträgen drinnen? Ecker: in den Verträgen ist Trinkwasser nicht geregelt. Die notwendige „BIMSCH“-Genehmigung fragt aber alles ab, auch Wasserschutz
- Frage: Wacker braucht ein Backup, wenn sich die Windräder nicht drehen. Von Zumbusch: Wenn man Wind und Photovoltaik kombiniert, ist dies besser als nur eines von beiden. Bei negativen Strompreisen kann das eine Chance sein. Größere Kapazitäten zu bauen, die dann H2 produzieren könnten.
- Frage: Burgkirchen sei herausgenommen, weil es ein Wasserschutzgebiet sei? Eckert: es ist möglich unter Auflagen in Zone 3 zu planen, das muß aber separat genehmigt werden.
- Frage: wie viel CO2 benötigt der Baus des Windrads? Eckert: Ein Bau benötigt viel, aber das ist Teil der „BIMSCH“-Genehmigung
- Frage: Warum stellt sich Wacker die Windräder nicht auf das eigene Werksgelände? Antwort: Baurechtliche Vorgaben, legen fest, daß 300 Meter Abstand zu Industrieanlagen einzuhalten sind
- Frage zum Geschäftsmodell, das besagt,daß innerhalb eines Jahres der Einsatz amortisiert sei, wie soll das funktionieren? Eckert: Gemeint war die energetische Amortisationszeit von bis zu 9 Monaten
Abschluss:
- Gemeinden wurden mit falschen Informationen versorgt. So waren beispielsweise 200-Meter-Höhe genannt worden. Nun sind es 285 Meter. Das sind neue Vorgaben, die neu diskutiert werden müssen.
- Wohnumfeldqualität und Grundstücksqualität ist auch ein Thema.
- Der Regionalplan ist noch nicht einmal geändert, aber die Firma Quair wurde bereits beauftragt
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