Die Vereinten Nationen haben sich Äthiopien und Swasiland als Testländer zur Einführung digitaler ID-Systeme ausgesucht

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NEW YORK – Die Indutrieländer, genauer gesagt die Tech-Giganten aus den Industrieländern der „Ersten Welt“ benutzen Afrika wieder einmal als Testgebiet: Die Vereinten Nationen testen aktuell in afrikanischen Ländern ein neues digitales ID-System, das auch zur Impfstoffverfolgung geeignet ist, bevor die Technologie weltweit im großen Stil eingeführt wird.

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Verschiedene digitale ID-Projekte, die anderswo auf der Welt in der Regel auf Unbeliebtheit und Skepsis stoßen, werden seit geraumer Zeit in Afrika vorangetrieben voran. So testen die Vereinten Nationen und die GAVI beispielsweise digitale ID-Systeme zur Impfstoffverfolgung in Afrika. Nach deren Erprobung ist mit einer weltweiten Einführung zu rechnen. Diese Kooperation zwischen UNO und der von Bill Gates koordinierten GAVI erstaunt schon deswegen, weil sich die UNO offiziell ja gegen Kolonialismus stark macht, praktisch aber den Neo-Kolonialimus in Gestalt des Aufzwingens der Ideen des Bill Gates in den Ländern Afrikas aktiv unterstützt.

Als Teil des im Herbst angenommenen „Global Digital Compact“ der UNO wird auch die digitale ID von der

  • UN-Entwicklungsagentur UNDP sowie dem
  • UN-Innovationsnetzwerk und sogar der
  • Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO)

vorangetrieben. Offiziell vermarktet die UNO diese Initiativen in den betroffenen Ländern als Möglichkeiten an, die angeblich

  • einen besseren Zugang zu Dienstleistungen ermöglichen und die
  • „digitale Inklusion“ verbessern.

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Neokoloniale Experimente der Digital-Industrie in Afrika

Aktuell kommen neue Aktivitäten in Äthiopien und in Südafrika dazu, um das, was im „Global Digital Compact“ der UNO angedacht wurde, umzusetzen. Der Plan wird in Berichten beschönigend als „umfassende Initiative“ bezeichnet:

In Äthiopien hat die Regierung ein groß angelegtes Bürgerregistrierungsprojekt für nationale Personalausweise gestartet, das den Zugang zu Gesundheitsversorgung, Bildung und Finanzdienstleistungen vereinfachen soll. Das Programm zielt darauf ab, eine robuste digitale Identitätsinfrastruktur zu schaffen, die verschiedene öffentliche Dienste unterstützen kann, und orientiert sich dabei an ähnlichen Modellen, die auf dem gesamten Kontinent umgesetzt werden.

Zeitgleich werden am anderen Ende Afrikas weitere Experimente durchgeführt:

In Südafrika, genauer gesagt in Eswatini Rahmen hat das südafrikanische Ministerium für Informations- und Kommunikationstechnologie in Zusammenarbeit mit dem UNDP wiederum eine Bewertung der digitalen Bereitschaft (Digital Readiness Assessment, DRA) durchgeführt. Durch diese Bewertung soll die Bereitschaft des Landes Spdafrika für die „digitale Transformation“ in mehreren Sektoren geprüft werden und legt einen Rahmen für die Umsetzung digitaler Lösungen fest, der auf Erfahrungen aus regionalen Initiativen wie der Entwicklung der Roadmap für digitale IDs der ECOWAS aufbaut.

Was aber ist ein „Digital Readines Assessment“?

Mit Hilfe eines DRA sollen mehrere Schlüsselbereiche identifiziert werden, darunter

  • Investitionen in Konnektivität und
  • öffentliche digitale Infrastruktur,
  • die Entwicklung von Schulungsprogrammen für digitale Kompetenzen,
  • die Verbesserung digitaler öffentlicher Dienste und
  • die Unterstützung der Digitalisierung des privaten Sektors.

Diese Komponenten bilden dann die Grundlage einer darauf aufbaubaren Strategie für die vorgesehene „digitalen Transformation“, die dann durch eine Beteiligung des privaten Sektors unterstützt werden sollen.

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Afrika als Versuchslabor

Nachdem die UN-Organisationen ihre Initiativen zuvor gerne in Kenia ausprobiert hatten, werden die aktuellen Pläne zu den digitalen ID-Programmen nun auch auf andere Länder, wie Äthiopien und Eswatini (früher Swasiland) ausgeweitet und von den dort herrschenden opportunistischen Regierungen umgesetzt. Kritiker auf der ganzen Welt argumentieren, daß durch diese Projekte große, zentralisierte Überwachungsnetzwerke entstehen könnten. Daher besteht die Gefahr des Missbrauchs, insbesondere wenn keine strengen Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden.

Kenia: Neugeborene werden in einem digitalen „Impfmanagementsystem“ erfasst

Im Jahr 2023 begann die UN in Kenia mit der Erprobung ihres fortschrittlichen digitalen ID-Systems. Das System nutzt fortschrittliche Technologie, um den Impfstatus der Bürger zu verfolgen. Das neue Verfahren soll sicherstellen, dass gleich nach der Geburt eines Kindes und seiner ersten Impfung ein biometrischer Scan von vier Fingern erfolgt. Neben den Fingerabdrücken der Babys werden auch biometrische Stimmdaten der Eltern erfasst. Hierzu werden die Mütter im Wochenbett überrumpelt. Die GAVI, also die Impforganisation von Bill Gates meldet dazu voller Stolz:

Seit September 2022 nehmen rund 2.000 Kinder an der klinischen Studie des biometrischen Impfmanagementsystems teil. Das System, das im Kinango Sub-County Hospital vom Kenya Medical Research Institute (KEMRI), der NEC Corporation und dem Nagasaki University Institute of Tropical Medicine getestet wird, verwendet die Fingerabdrücke von Kindern im Alter von nur zwei Stunden und die Stimmabdrücke ihrer Betreuer, mit dem Ziel, letztendlich die Echtzeit-Datenverwaltung zu verbessern und die Impfabdeckung auszuweiten.  

Für Gulu, eine 18-jährige Erstgebärende aus Chibandaoongo, war der Vorgang offenbar ebenso merkwürdig wie neuartig. „Die Krankenschwester nahm den Finger meines Babys und legte etwas Blinkendes darauf. Danach machten sie ein Foto von ihr. Mir wurde ein Zettel mit einigen Texten zum Vorlesen gegeben, damit meine Stimme aufgezeichnet werden konnte.“  

Der Zweck war jedoch klar. „Mir wurde gesagt, dass dieser Vorgang den Impfverlauf meines Babys zeigen wird und dass er auch dazu verwendet wird, mir auf mein Mobiltelefon Benachrichtigungen und Erinnerungen zu senden, damit ich Zawadi zur Impfung ins Krankenhaus bringen kann“, sagte sie. 

Diese, bei der Geburt erhobenen Daten können dann im digitalen Ausweis jeder Person gespeichert und dort lebenslang überwacht und aktualisiert werden.

Eswanti: Das Land wird mit Hilfe eines Digital Readiness Assessment (DRA) auf Digitalisierbarkeit hin überprüft

In Eswatini, also dem ehemaligen Swasiland führte das UNDP gemeinsam mit der dortigen Regierung eine Bewertung der digitalen Bereitschaft des Landes durch. Das Ministerium für Informations- und Kommunikationstechnologie (MICT) veröffentlichte in Zusammenarbeit mit dem Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) die Ergebnisse dieses Digital Readiness Assessment (DRA) am 13.11.2024 offiziell. Dies stellt

einen wichtigen Meilenstein auf dem Weg des Landes zur digitalen Transformation dar.

Ziel war es, herauszufinden, ob die digitale Infrastruktur Eswatinis in verschiedenen Sektoren derzeit in der Lage ist, digitale ID-Programme zu implementieren. Das UNDP stellte dabei fest, dass Eswatini noch nicht bereit ist, seine Bürger mit digitalen Ausweisen zu versehen. Das Ergebnis belegte, daß mehr Geld in den Aufbau dieser Infrastruktur sowie in die Schulung des Personals fließen müsse. Darüber hinaus müssen sowohl öffentliche als auch private digitale Dienste weiterentwickelt werden. Der UN-Vertreter in Eswatini wird mit den Worten zitiert, daß die Ergebnisse des Bewertungsprogramms dazu genutzt würden, einen Fahrplan zur Verbesserung der digitalen Infrastruktur und der damit verbundenen Qualifikation der Mitarbeiter auszuarbeiten. Sobald dies abgeschlossen sei, wird die Regierung dann die digitalen IDs der UN einführen. Vertreter der Regierung von Eswatini äußerten sich vergleichbar. Die Regierung bestätigte, dass die Ergebnisse der UN-Analyse die Strategie des Landes zur digitalen Transformation fördern und letztendlich zu „integrierten digitalen Diensten“ führen würden. Weiter ist man da offenbar in Äthiopien:

Äthiopien: an den Personalausweis sollen die Zugänge zu Finanzdienstleistungen, Gesundheitsversorgung und Bildung gekoppelt werden

In Äthiopien setzt die dortige Regierung aktuell eine Personalausweis-Registrierung um. In diesem Zusammenhang soll es sich um eine umfassende Initiative handeln, die auch Finanzdienstleistungen, Gesundheitsversorgung und Bildung betrifft. Der Regierungs-Webseite kann man dazu entnehmen:

Fayda wurde entwickelt, um allen Einwohnern Äthiopiens einen sicheren digitalen Ausweis mit einer eindeutigen Kennung zu bieten, der einen nahtlosen Zugang zu wichtigen Diensten ermöglicht.