BERLIN – Neue Technologien erlauben auch das massenhafte Überwachen von Bargeldströmen mit Hilfe des Trackings der Seriennummern auf den Geldscheinen.
Bargeld wird oft als anonyme Zahlungsmethode angesehen. Doch die Realität sieht völlig anders aus: Die Seriennummern auf Geldscheinen ermöglichen es, die Routen der Scheine nachzuverfolgen. Diese Technologie des Bargeld-Trackings wird zunehmend genutzt, auch von deutschen Sicherheitsbehörden für Ermittlungen.
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Bargeld-Tracking und seine Auswirkungen
Inzwischen stehen immer mehr technologische Möglichkeiten bereit Bargeldbewegungen zu verfolgen. Schon die Existenz einer individuellen Seriennummer auf jedem Geldschein, wie zum Beispiel bei einem Zwanziger, ermöglicht es, den Weg eines Scheins durch verschiedene Stationen zu verfolgen. Automaten wie Fahrkartenautomaten, Snackautomaten und andere können in die Lage versetzt werden, diese Seriennummern zu erkennen. Auch bei der täglichen Barabholung durch Geldtransportfirmen werden die Scheine durch Maschinen geleitet, die die Seriennummern scannen können.
Globale Entwicklung und Nutzung
In verschiedenen Ländern ist das Bargeld-Tracking bereits im Einsatz. In China werden die Seriennummern von Geldautomaten abgehobenem Geld bestehenden Konten zugewiesen, in Südafrika gibt es Tracking in Echtzeit. In den USA nutzen Strafverfolgungsbehörden ein Netzwerk von Geldzählmaschinen, um kriminelle Aktivitäten zu überwachen. Auch Deutschland ist längst im Spiel, wobei die Sicherheitsbehörden eine Verbindung zwischen Bargeld-Tracking und verschiedenen Straftaten wie Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung herstellen.
Nur Strafverfolgungsbehörden?
Sowohl Strafverfolgungsbehörden als auch die Industrie interessieren sich für derartiges Tracking. Die Behörden sehen darin eine Ermittlungsmethode, während Unternehmen ihre Logistik optimieren möchten. Daneben gibt es sogar Privatpersonen, die aus Hobby Bargeld folgen.
Datenschutz und Privatsphäre
Bargeld wird nicht ohne Grund bevorzugt. Über 80 % der Deutschen sehen den Datenschutz als einen wesentlichen Vorteil von Bargeldzahlungen an. Mehr als zwei Drittel der Bürger erachten Bargeld für die Gesellschaft als wichtig.
Auch wenn die Bundesbank den Datenschutz als großen Vorteil für Bargeld sieht, verfolgt sie gelegentlich die Reise bestimmter Banknoten. Dies zeigt ein internes Dokument von 2021, das herauskam, dass sich das Seriennummernlesen wohl dauerhaft etablieren wird;
schreibt sie in einem internen Dokument von 2021, das per Informationsfreiheitsanfrage zugänglich gemacht wurde.
Seriennummern-Scanning und Datenschutz
Das massenhafte Scannen von Seriennummern auf Geldscheinen dürfte auch die Datenschützer auf den Plan rufen. Datenschützer warnen in diesem Zusammenhang jedenfalls vor einem möglichen Überwachungsinstrument im Massenmaßstab. Hierzu wird jetzt schon vorgetragen, dass ein derartiger Scan eine immense Verletzung der Grundrechte darstellen könnte. Personenbezogene Daten, die aus dem Bargeld-Tracking resultieren könnten, könnten unter Umständen sogar sensibler sein als ursprünglich angenommen.
Das Geschäftsmodell der Elephant & Castle IP GmbH
Die Elephant & Castle IP GmbH in Deutschland versucht das Monitoring auf die nächste Stufe zu heben, indem sie eine umfassende Datenbank von Bargeldbewegungen bereitstellt, die in Ermittlungen wertvolle Informationen bieten könnte.
Der Geschäftsführer von Elephant & Castle IP GmbH, Gerrit Stehle, bietet deutschen Sicherheitsbehörden eine kontinuierliche und automatisierte Möglichkeit, Banknoten-Seriennummern abzugleichen. Sein Unternehmen arbeitet bereits mit einigen deutschen Staatsanwaltschaften zusammen. Diese Technologie könnte Rückschlüsse auf die Reise von bestimmtem Bargeld ermöglichen und kriminelle Machenschaften aufdecken.
Das Geschäftsmodell der Glory Ltd.
Ein Interesse der Behörden besteht darin, solche Systeme zu nutzen, um verdächtige Muster zu identifizieren. Die Firma Glory Ltd. liefert hierfür angeblich technische Lösungen, die am zuverlässigsten für die Verfolgung von Bargeldströmen seien.
Ausblick und Herausforderungen
Gerrit Stehle hat jedenfalls ein Patent für eine neue, überwachte Art von Bargeldautomaten angemeldet. Diese könnten bei Auffälligkeiten direkt Sicherheitsdienste benachrichtigen.
Frank Buckenhofer fordert, dass derartige Technologien flächenmäßig ausgeweitet und die Daten verknüpft werden, um gesetzeswidrige Ansprüche frühzeitig zu erkennen. Doch es gibt einen Streit um die datenschutzrechtlichen Voraussetzungen.
Datenschutzbedenken
Derartige Möglichkeiten und Perspektiven rufen natürlich Datenschützer auf den Plan, da ein derartig umfassendes System tief in die Privatsphäre der Bürger eingreifen könnte. Dies könnte sowohl persönliche als auch geschäftliche Geheimnisse betreffen.
Die Datenschutzbeauftragte von Schleswig-Holstein, Marit Hansen, betont die Risiken, die mit dem Sammeln von Zeit- und Ortsdaten verbunden sind. Wenn diese Informationen in großem Umfang erhoben werden, könnte die Anonymität von Bargeldzahlungen verloren gehen.
Zusammenfassung
Zusammengefasst wirft die Entwicklung des Bargeld-Trackings viele Fragen über den Spagat zwischen Sicherheit und Privatsphäre auf. Der Nutzen im Kampf gegen Kriminalität steht einem potenziellen Verlust von Anonymität und Persönlichkeitsrechten gegenüber. Die Zukunft dieser Technologie wird daher eng mit der gesellschaftlichen Haltung zu Datenschutz gekoppelt.


