Gutachten von Prof. Schrappe vernichtet die Covid-Maßnahmen-Politik von Bund und Ländern

Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=YsLePnIHPBM

KÖLN – Acht namhafte Wissenschaftler machen deutlich, daß es bei Covid nicht – wie fälschlich behauptet – die Regierung ist, die der Wissenschaft folgt, sondern daß es im diametralen Gegensatz dazu die Wissenschaft ist, die durch die Politik unterdrückt wird, oder auf Linie gezwungen wird. In Folge haben Covid und die minderwertigen Maßnahmen der Regierungen in Bund und Ländern auch die Gesellschaft infiziert.

 

Eine Gruppe namhafter Wissenschaftler und Führungspersönlichkeiten aus der Gesundheitsbranche mit Prof. Matthias Schrappe an der Spitze hat eine tiefgehende Analyse der aktuellen Gesundheitspolitik veröffentlicht:

Die Gruppe setzt betreffend der Covid-Maßnahmen einen gezielten Kontrapunkt gegen die Covid-Maßnahmen von Merkel, Spahn und Söder. Besonders scharf kritisieren die Wissenschaftler, da die Maßnahmen der Politik die Kinder zu „Verlierern“ macht:

Ihre Kritik umfasst das gesamte, sich selbst erhaltene System der Covid-Kampagne, bestehend aus Medien, die sich dem Regierungsdiktat unterworfen haben, und Wissenschaftlern, die sich dem Regierungdiktat unterworfen haben:

„Von Medien, die für sich in Anspruch nahmen, zwischen guten und schlechten Virologen zu unterscheiden, um letztere aktiv zu bekämpfen, sich also als Instanz der Ab- und Zuerkennung wissenschaftlicher Reputation gerierten; von einer Politik, die sich mit ihrer Berufung auf die Wissenschaft ihrer politischen Begründungspflicht zu entledigen und zugleich Kritiker moralisch ins Abseits zu stellen suchte, und von Wissenschaftlern, die bereitwillig zur Verfügung standen, politischem ‚Dilettantismus … ein Mäntelchen des Rationalen überzuwerfen‘.“

Ihre Kritik ist vernichtend. Sie umfasst die im Kanzleramt betriebene Bevorzugung dieser unterwürfigen „Wissenschaftler“ trotz deren erwiesenen Fehleinschätzungen, wie z.B. die Einschätzung, daß die „Dritte Welle die Gefährlichste sei“ und die damit verbundene Ignoranz gegenüber der Wirklichkeit.

Hervorhebenswert ist außerdem der kämpferische Appell der acht für den Rechtsstaat: Die

„Wiedereinsetzung der Grundrechte [ist] als unbedingtes Ziel zu bezeichnen. […] Versuche, über die Argumentation „Gesundheitsschutz“ und „Epidemie- Bekämpfung“ Instrumente der fortgesetzten Orts- und Kontaktkontrolle der Bürgerinnen und Bürger in digitaler Form zu etablieren, [sind] abzulehnen und müssen sofort beendet werden.“

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Acht echte Experten: eine vernichtende Meinung

Am 29. August haben die acht Experten aus dem Gesundheitsbereich

  1. Prof. Dr. med. Matthias Schrappe; Universität Köln, ehem. Stellv. Vorsitzender des Sachverständigenrates Gesundheit
  2. Hedwig François-Kettner; Pflegemanagerin und Beraterin, ehem. Vorsitzende des Aktionsbündnis Patientensicherheit, Berlin
  3. Prof. Dr. Dr. med. René Gottschalk; Ehemaliger Leiter des Gesundheitsamtes Frankfurt am Main
  4. Franz Knieps; Jurist und Vorstand eines Krankenkassenverbands, Berlin und Vorstand im Dachverband der Betriebskrankenkassen
  5. Dr. med. Andrea Knipp-Selke; Ärztin und Wissenschaftsjournalistin
  6. Prof. Dr. rer. pol. Philip Manow; Universität Bremen, SOCIUM Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik
  7. Prof. Dr. med. Klaus Püschel; Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Rechtsmedizin
  8. Prof. Dr. rer.nat. Gerd Glaeske; Universität Bremen, SOCIUM Public Health, ehem. Mitglied im Sachverständigenrat Gesundheit

ihr Thesenpapier zu den Covid-Maßnahmen der Regierungen in Bund und Ländern veröffentlicht.

Auf 151 Seiten vernichten die Autoren darin die Gesundheitspolitik der Regierungen in Bund und Ländern aus den letzten anderthalb Jahre und fordern ein fundamentales Umdenken im Umgang mit dem Covid-Virus. Fundamental ist auch die Kritik an dem bisherigen Vorgehen. So sind die Experten davon überzeugt:

„Wir verfügen über zahlreiche Zahlen zum Virus, aber wir verstehen nicht das Geringste“.

Als Beispiel führen sie am, daß es fundamental falsch sei, den

  • Verlauf der Pandemie an einzelnen Parametern („Inzidenz“, „Hospitalisierungsrate“) zu bemessen, sowie auf einseitige Lösungsansätze (Impfkampagne) zu vertrauen.
  • Stattdessen sei es notwendig, über die „wesensmäßigen Eigenschaften“ der Pandemie (z.B. Altersabhängigkeit) und die Wirksamkeit von Interventionen (z.B. Schulschließungen) zu forschen.
Das aber ist politisch derzeit nicht gewollt.
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Unbrauchbare Parameter

Hospitalisierungsrate als Indikator ebenso unbrauchbar, wie 7-Tages-inzidenz

Die von der Politik eingeführte und zur Richtschnur ausgebaute „Hospitalisierungsrate“ ist nach Überzeugung der acht ebenso unbrauchbar, wie die bisher durch von der Politik definierte „7-Tage-Inzidenz“. ein Grund: Die Zahl der Krankenhausaufnahmen betrifft praktisch nur die Altersgruppe der 36- bis 65-Jährigen. Für ältere und jüngere Infizierte ist sie aber unbrauchbar, da diese erfahrungsgemäß seltener ins Krankenhaus eingeliefert werden.

Vorschlag eines „Multidimensionalen Indikatoren-Sets“

Die acht stellen einen verbesserten Indikator vor, der in unterschiedliche Altersgruppen aufgeteilt wird und Daten aus folgenden Indikatoren beinhaltet:

  • Impfstatus,
  • Nebenerkrankungen,
  • sozioökonomische Faktoren,
  • Positivitätsrate,
  • Testfrequenz sowie Hospitalisierung,
  • Intensivbettenbelegung und
  • Beatmungspflichtigkeit.

Die Unterscheidung nach Altersklassen spielt dem Papier zufolge ohnehin eine zu geringe Rolle.

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Fundamentalkritik am Umgang mit Kindern

Kinder und Jugendliche sind nach Überzeugung der acht

„die großen Verlierer der Pandemie“.

Der Grund: Kinder und Jugendliche erkranken praktisch nie am Covid-Virus und wenn diesdoch der Fall sein sollte, dann eher harmlos. Dessen ungeachtet wird ihnen durch die Regierungen von Bund und Ländern eine Hauptlast der Covid-Maßnahmen auferlegt. Die zentralen Botschaften lassen sich wie folgt zusammenfassen:

  • Bei einer Corona-Infektion sind Kinder und Jugendliche entweder asymptomatisch oder haben nur einen milden Krankheitsverlauf – verfügen aber dennoch über einen langfristigen Immunschutz. Weniger als ein Prozent aller Kinder und Jugendlichen mit einer Corona-Infektion mussten ins Krankenhaus eingeliefert werden. Ein tödlicher Verlauf ist extrem selten.
  • Es wird in diesem Herbst mit einem Anstieg des relativen Anteils der Kinder und Jugendlichen am Infektionsgeschehen gerechnet – ob dieser sich aber in absoluten Zahlen bemerkbar machen wird, sei fraglich. Es ist außerdem unwahrscheinlich, dass mit dem relativen Anstieg mehr schwere oder tödliche Verläufe einhergehen werden.
  • Die Corona-Maßnahmen und ihre Folgen („Schul- und Kindergartenschließungen, Fehlernährung, Bewegungsmangel und erhöhter Medienkonsum“) haben zu einem „deutlich erhöhten gesundheitlichen Risiko“ für die Kinder und Jugendlichen geführt. Außerdem haben „psychische Erkrankungen, Gewalttaten gegen Kinder und Jugendliche, sexueller Missbrauch und Kinderpornographie“ beträchtlich zugenommen.
  • „Schulen sind keine Hotspots.“ Nur selten haben Infektionsketten hier begonnen, vielmehr wurden Infektionen in die Schulen hineingetragen.
  • Es gibt keine wissenschaftliche Evidenz dafür, dass Reihentestungen, Quarantäneregeln und Maskenpflicht für Schüler das Infektionsgeschehen beeinflussen. Die Maßnahmen sind „hinsichtlich der Risiko-, Aufwands- und Nutzenbewertung weder geeignet noch verhältnismäßig“.
  • Auf Kinder und Jugendliche wirkt ein großer Impfdruck, der nicht durch die reale Gefahr einer Erkrankung hervorgerufen wurde (siehe oben), sondern durch eine „Politik, die den Lebensalltag der Heranwachsenden in einem unverhältnismäßigen Ausmaß einschränkt“.
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12 Punkte Fundamentalkritik:

In dem Thesenpapier haben die acht Experten ihre wichtigsten zwölf Punkte wie folgt wortwörtlich ausformuliert:

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1. Vom Tunnel zum Labyrinth – eine falsche Politik führt zu einer chaotischen Unübersichtlichkeit von Folgeregelungen:

Reste von „Inzidenzregelungen“, eindimensionale Ersatzparameter, „3G“, Sanktionen gegen nicht geimpfte Personengruppen, „2G“, Bundesland-spezifische Verlautbarungen, unterschiedliches Handling von öffentlichen und privaten Stellen, eine Schulpolitik, die die Last den Maskentragenden Kindern aufbürdet, tägliche Zahlenmeldungen weiterhin ohne jegliche Angabe von Altersbezug oder Impfstatus, Verunglimpfung der Wissenschaft (Beispiel STIKO) … ein unwürdiges Schauspiel des Scheiterns. Die Folgen einer einseitigen Lockdown-Politik (nämlich deren Perpetuierung) und eines einseitigen Setzens auf die Impfkampagne (z.B. der nicht lösbare Konflikt mit Ungeimpften bei mangelnden flankierenden Maßnahmen) waren klar vorherzusehen. Es fehlt jegliche Perspektive für die Bevölkerung, es fehlt jegliche Perspektive für die Mitarbeiter im Gesundheitswesen, und die Schäden für das demokratische System sind unabsehbar. Eine Bilanz, die guten Rat erschwert. Das Thesenpapier 8 versucht es trotzdem, in erster Linie durch den Vorschlag eines Konzeptes für das Verständnis der Pandemie, in zweiter Linie durch den Vorschlag eines zur Steuerung geeigneten Indikatoren-Sets, drittens durch nochmalige Vertiefung des Wissenstandes zu den Kindern, und viertens durch den Versuch einer politischen Deutung.

 

2. Pandemie als komplexes System:

Die Grundannahme eines linearen, oligokompartimentellen Verhaltens der Epidemie kann nicht sinnvoll aufrechterhalten werden – eine Epidemie entwickelt sich nicht entlang einzelner (noch dazu nicht genau zu bestimmender) Parameter („Inzidenz“, „R größer 1“), auch nicht, wenn man einzelne zusätzliche Parameter mit einschließt (multivariate Modelle). Als Alternative wird daher ein Konzept vorgeschlagen, das die Epidemie als komplexes System (analog Vogelschwarm, Wetter) versteht. Die einzelnen Personen stellen die Elemente des Systems dar, die Infektion als eine Form der Interaktion, die Infektionsvorgänge als Resultante von Virus-, Wirts- und Umgebungseigenschaften nach den in komplexen Systemen durchaus vorhandenen, jedoch nicht sichtbaren Regeln dieser Interaktion. Ein erfolgsorientiertes Umgehen mit einer Epidemie erfordert die Kenntnis der wesensmäßígen Eigenschaften (Attraktoren, z.B. Altersabhängigkeit), die Erweiterung der Kenntnisse durch iterative Interventionen (z.B. Evaluation der Schulschließungen), und als Grundlage aller Anstrengungen gesellschaftliches Selbstbewusstsein und Offenheit gegenüber unterschiedlichen Lösungsansätzen.

 

3. Prävention als komplexe Mehrfachintervention planen und durchführen:

Komplexe Systeme sind durch Einzelmaßnahmen nicht zu beeinflussen. Eine wirkungsvolle Prävention muss auf dem Konzept der Komplexen Mehrfachintervention (Complex Multicomponent Interventions, CMI) basieren, das auf den dreidimensionalen Grundsätzen containment, protection und mitigation einerseits und Erreger-seitigen, Wirts- und Umgebungsfaktoren andererseits beruht (s. Tab. 1). Ein solches Konzept umfasst ein adäquates framing (aktive Handlungsoptionen erkennbar machen, transparente Form der Wissensgenerierung), den Verzicht auf übersteigerte Erwartungen an die Impfkampagne (stattdessen flankieren durch nicht-pharmazeutische Prävention), Kontaktbeschränkungen mit Schutzmaßnahmen (protection) in Einklang bringen, positive Beeinflussung der Infektions- und Krankheitsfolgen betonen (mitigation), für eine reliable Messung des Erfolges der Maßnahmen sorgen, und: erreichbare Ziele setzen (als Kernpunkt einer adäquaten Risikokommunikation und eines adäquaten Führungsverständnisses). Die Impfkampagne muss – will sie erfolgreich sein – in ein solches Konzept eingepasst werden.

 

4. Emergente Effekte auf gesellschaftlicher Ebene sind nicht auszuschließen:

Zusammenfassend muss auf die Gefahr aufmerksam gemacht werden, dass durch das komplexe Wechselspiel zwischen Epidemie und Gesellschaft nicht nur erklärende, erhellende Einsichten sowie Handlungsoptionen gewonnen werden können, sondern dass auch unerwartete, emergente Entwicklungen generiert werden, die negative Auswirkungen, ja sogar neue und tiefergehende Konflikte zur Folge haben. Aus dieser Perspektive kann nur mit Nachdruck auf die Notwendigkeit zu einem bedachten, nicht eindimensionalen, sondern multiperspektivischen Vorgehen geraten werden. In diesem Sinne ist die Wiedereinsetzung der Grundrechte als unbedingtes Ziel zu bezeichnen. So sind z.B. Versuche, über die Argumentation „Gesundheitsschutz“ und „Epidemie-Bekämpfung“ Instrumente der fortgesetzten Orts- und Kontaktkontrolle der Bürgerinnen und Bürger in digitaler Form zu etablieren, abzulehnen und müssen sofort beendet werden.

 

5. Indikator „7-Tage-Inzidenz“ nicht zu verwerten:

Der Indikator „7-Tage-Inzidenz“ ist als alleiniges Mittel zur Beschreibung des Krankheitsverlaufes und der Nutzung der Einrichtungen des Gesundheitswesens nicht zu verwerten. Der Indikator ist weder adäquat spezifiziert (fragliche Begriffsbildung, inadäquater Beobachtungszeitraum, fehlender Populationsbezug) noch zuverlässig (reliabel) zu messen (v.a. abhängig vom Stichprobenumfang, Teststrategie), außerdem ist er nicht valide und wird sehr stark durch bekannte sowie unbekannte Störvariablen beeinflusst. Besonders fallen kleinräumige Unterschiede hinsichtlich Demographie, Komorbidität und Umgebungsfaktoren (v.a. Die wichtigsten Botschaften auf einen Blick soziale Benachteiligung, Arbeitsumwelt) ins Gewicht, weswegen eine Vergleichbarkeit gemessener Indikatorausprägungen (Melderaten-Werte) zwischen kleinräumigen Regionen nicht gegeben ist.

 

6. Multidimensionales Indikatoren-Set zur Steuerung:

Da die „7-Tage-Inzidenz“ und andere isolierte Werte wie die derzeit diskutierte „Hospitalisierungsinzidenz“ als alleinige Parameter ungeeignet sind, das (regionale) Infektionsgeschehen und dessen Entwicklung zu beschreiben, müssen multidimensionale Indikatorsysteme (Indikatoren-Sets) entwickelt werden. Ein systematisches Herangehen nach Differenzierung Laborwert/Outcome, global/spezifisch und Indikator/direkter Messwert erlaubt die Etablierung von IndikatorenSets, die unterschiedliche Aspekte der Epidemie beschreiben und deshalb sehr aussagekräftig sind. Ein konkreter Vorschlag wird vorgestellt, der basierend auf dem Entwurf der Deutschen Krankenhaus-Gesellschaft eine Alters-Stratifizierung und weiterhin eine nach Impfstatus, Komorbidität, sozioökonomischen Faktoren und Positivitätsrate nebst Testfrequenz spezifizierte Melderate in den Mittelpunkt stellt. Weiterhin werden Outcome-Indikatoren wie die (ebenfalls nach Komorbidität und Impfschutz spezifizierte) Hospitalisierung, Intensivbelegung und Beatmungspflichtigkeit berücksichtigt (s. Tab. 5, Indikatoren-Set der Thesenpapier-Autorengruppe). Allerdings ist eine politische Linie beim Übergang in multidimensionale Steuerungssysteme derzeit nicht erkennbar.

 

7. Kinder – minimale Morbidität:

SARS-CoV-2-Infektionen im Kindes- und Jugendalter verlaufen gewöhnlich asymptomatisch oder verursachen nur einen milden
Krankheitsverlauf von kurzer Dauer. Weniger als 1% aller Kinder und Jugendlichen musste wegen und mit einer SARS-CoV-2-Infektion hospitalisiert werden. Ein schwerer oder gar tödlicher Verlauf einer SARS-CoV-2-Infektion ist selbst bei bestehenden Vorerkrankungen extrem selten und liegt deutlich unter den so genannten „allgemeinen Lebensrisiken“.

 

8. Kinder und Jugendliche – am folgenschwersten durch Kontaktbeschränkungen betroffene Bevölkerungsgruppe:

Schul- und Kindergartenschließungen, Fehlernährung, Bewegungsmangel und erhöhter Medienkonsum sind für die Heranwachsenden mit einem deutlich erhöhten gesundheitlichen Risiko verbunden. Psychische Erkrankungen, Gewalttaten gegen Kinder und Jugendliche, sexueller Missbrauch und Kinderpornographie haben deutlich zugenommen.

 

9. Schulen sind keine Hot Spots:

Die Infektionen wurden in der Regel in die Schulen hineingetragen, selten nehmen Infektionsketten dort ihren Anfang. Um die Infektionsrate in Schulen zu senken, bedarf es vor allem der Senkung derselben in der übrigen Bevölkerung – und der Impfung bzw.  besonderer Hygienemaßnahmen (Maskenpflicht) des Lehrpersonals.

 

10. Sinnlose zusätzliche Hygienemaßnahmen an Schulen

Die besonderen Hygienemaßnahmen in Kindergärten und Schulen (Reihentestungen, Quarantäne, Maskenpflicht der Schüler) entbehren der
wissenschaftlichen Evidenz und sind hinsichtlich der Risiko-, Aufwand – und Nutzenbewertung weder geeignet noch verhältnismäßig. Gleiches gilt für mobile
Luftreinigungsgeräte.

11. Zweifelhafter Wert der Impfempfehlung:

Dass der auf den Jugendlichen lastende psychosoziale Druck durch die neue Impfempfehlung geringer wird, muss bezweifelt werden. Der Druck wird nämlich nicht durch eine Infektion hervorgerufen, die in aller Regel mild verläuft, sondern durch eine Politik, die den Lebensalltag der Heranwachsenden in einem unverhältnismäßigen Ausmaß einschränkt.

 

12. Der Infektionserreger als „Dritte Größe“:

Die Gesellschaft und das Behandlungssystem sind nicht nur als unilaterale Einflussfaktoren auf das Verhalten des Infektionserregers zu verstehen, sondern das infektiöse Agens wirkt seinerseits auf die Gesellschaft und die Strukturen des Behandlungssystems zurück: die Gesellschaft ist ebenfalls betroffen. Diese „Infektion der Gesellschaft“ erklärt die Massivreaktion, die alles außer Kraft zu setzen droht und Entwicklungen denkbar macht, die vorher undenkbar waren. Als Ursache dieser Massivreaktion wird in diesem Text eine historische Synchronisation unterschiedlicher Widersprüche des gesellschaftlichen Systems diskutiert, die durch gleichsinnige Ausrichtung eine überadditive Kraft entwickeln.

Neun Aspekte werden ausführlich dargestellt.

  1. In den Gesundheitswissenschaften (Aspekt 1) ist es zu einer gewaltigen Macht- und Ressourcenverschiebung zugunsten der Grundlagen-orientierten,
    patientenfernen Forschung gekommen. Die Klinische Forschung, die den Patienten in seiner Gesamtheit untersucht (einschließlich seines psychosozialen Daseins) und wichtige Konzepte wie die der Evidence-based Medicine, der Patientenautonomie und der Patient-Reported Outcomes wurden an Rand gedrängt und ihrer epistemischen Grundlagen beraubt.
  2. Der Krankheitsbegriff (Aspekt 2) in seinem Wechselspiel zwischen biologischem und sozialen Verständnis hat durch die SARS-CoV-2/CoViD-19-Epidemie eine
    abrupte Wendung hin zu einem dezidiert biologischen Reduktionismus genommen, was sich besonders in der Konfiguration der Präventionsanstrengungen
    niederschlägt, die einseitig auf die Minimierung der Erregerausbreitung ausgerichtet ist und soziale Formen der epidemischen Kontrolle sowie die Folgen der
    containment-Politik weitgehend ausblendet.
  3. In der Rolle der Patienten (Aspekt 3) im Behandlungssystem hat sich in der Corona-Epidemie wieder auf der ganzen Linie ein autoritär-paternalistisches
    Verständnis durchgesetzt.
  4. Die für die Organisationen (Aspekt 4) des Gesundheitswesens typische Form der Expertenorganisation (professional bureaucracy) wurde zu klassischen
    hierarchischen Strukturen rückentwickelt. Aufseiten der Experten wurde diese neue Situation durch höhere Bettenbestände, Freistellung von ökonomischen Zwängen und anderen als „bürokratisch“ erlebten Anforderungen stabilisiert.
  5. In der Pandemie ist der etablierte und eingespielte korporatistische Steuerungsmodus im deutschen Gesundheitswesen einer hierarchischen ad-hocSteuerung (Aspekt 5) gewichen. Politischer Aktivismus des zuständigen Ressortchefs und die mangelnde operative Kompetenz eines vornehmlich auf Regulierung und Gesetzesvorbereitung ausgerichteten Ministeriums haben der Bundesrepublik eine Reihe kostenintensiver Beschaffungsskandale beschert,
    während gleichzeitig die politische Führungsebene sich nicht in der Lage sah, das Pandemiemanagement auf eine angemessene Datengrundlage zu stellen oder
    überhaupt eine mehr als auf kurzfristiges containment setzende Strategie zu entwickeln.
  6. Die Pandemiepolitik (Aspekt 6) hat sich in der Bundesrepublik im institutionellen Rahmen einer Bund-Länder Koordinierung gestaltet. Sie setzte den parteipolitischen Wettbewerb nahezu gänzlich aus, verunklarte politische Verantwortlichkeiten, beförderte aber die Neigung, Kritik an diesem ‚überparteilichen‘, angeblich rein sachorientierten Modus schnell als unzulässige Systemkritik abzustempeln.
  7. In der gesellschaftlichen Koordination (Aspekt 7) sind persönlich-interaktive und soziale Mechanismen im Rahmen der SARS-CoV-2/CoViD-19-Pandemie in den Hintergrund getreten. Besonders in der Auswahl der Präventionsstrategien zeigte sich ein fehlendes Vertrauen in die Lösungskompetenz sozialer Prozesse,
    stattdessen werden apersonale, technologisch orientierte Koordinationsmechanismen hierarchischer Struktur bevorzugt. Marktmechanismen
    haben partiell versagt und werden gegenwärtig wenig betont.
  8. In der internationalen Koordination (Aspekt 8) hat die SARS-CoV-2/CoViD-19-Pandemie zunächst zu einem auf den Ursprung und die Ausbreitung bezogenen
    „Pandemie-Nationalismus“ geführt, der auch die Ressourcen zur Bekämpfung der Epidemie (Masken etc.) betraf. In der Folge hat sich dieser Prozess mit
    vorbestehenden Tendenzen nationalistischer, die internationale Kooperation einschränkender Natur verbunden. Es bleibt abzuwarten, ob der pandemische
    Charakter der Epidemie als Anlass einflussreich genug ist, um die internationale Ebene wieder zu stärken.
  9. Durch die Einebnung der Rollendifferenzierung zwischen Politik, Wissenschaft und Medien (Aspekt 9) gerierten sich die Medien als Instanzen der
    autoritativen Zu- und Aberkennung wissenschaftlicher Reputation, Politik suggerierte, nur Vollzug wissenschaftlicher Imperative zu sein, und Wissenschaftler
    zeigten sich oft willig, der Politik die situativ gerade benötigte Empfehlung jeweils zu liefern. In der Summe drängt sich der Eindruck eines „Großen Zurück“ auf: lineare, hierarchische, gut messbar-biologistische, ins Paternalistische reichende, letztlich einfache Erklärungs- und Steuerungsansätze haben komplexe Sichtweisen und Handlungsansätze überrollt, obwohl gerade diese die Kompetenz einer entwickelten Gesellschaft repräsentieren.

 

Weitere Details aus dem Thesenpapier

Weitere Details können aus dem Inhaltsverzeichnis des Thesenpapiers entnommen werden:

Die wichtigsten Botschaften auf einen Blick 5
Zusammenfassung 11

1. Einleitung 21

2. SARS-CoV-2/CoViD-19: Pandemie als Komplexes System 25

2.1. Vorbemerkung 25
2.2. Linearität und biologischer Reduktionismus 26
2.3. Epidemie als komplexes System 30
2.4. Konzept: Grundverständnis der SARS-2/CoViD-19-Epidemie 35
2.5. Messung und Steuerung 39
2.6. Konsequenzen für das Präventionskonzept 40
2.7. Politischer und gesellschaftlicher Kontext 47

3. Epidemiologie 50

3.1. Einführung 50
3.2. Konzept: Indikator „7-Tage-Inzidenz“ bzw. Melderate 52
3.2.1. Allgemeines 52
3.2.2. Zur Spezifizierung des Indikators „7-Tage-Inzidenz“ 54
3.2.3. Zur Reliabilität (Zuverlässigkeit) der Messung des Indikators 56
3.2.4. Zur Validität des Indikators 58
3.2.5. Zu Störvariablen und confoundern 60
3.3. Alternativen: Zur Systematik von Indikatoren 65
3.4. Wichtige Rolle der Problemstellung 68
3.5. Parameter- und Indikatorenset zu SARS-CoV-2/CoViD-19 – Systematisierung 68
3.6. Indikatoren-Set der Thesenpapier-Autorengruppe 73

4 Kinder und Jugendliche

4. Kinder und Jugendliche in der Corona-Pandemie 76
4.1. Epidemiologie und Morbidität 76
4.1.1. Infektionsrate bei Kindern: Melderate („Inzidenz“) 76
4.1.2. Infektionsempfänglichkeit und Infektiosität bei Kindern 81
4.1.3. Morbidität 85
4.1.3.1. Allgemeines 85
4.1.3.2. Pediatric Inflammatory Multisystem Syndrome (PIMS) 86
4.1.3.3. Long Covid 89
4.1.4. Mortalität und Letalität 93
4.1.5. „Kollateralschäden“ 96
4.2. Prävention 100
4.2.1. Allgemeine Präventionsmaßnahmen 100
4.2.2. Kinder als Pandemietreiber – Schulen als hotspots? 101
4.2.3. Lufthygiene in Schulen 106
4.2.4. Tests in Kindergärten und Schulen 108
4.2.5. Quarantäne von Kontaktpersonen 112
4.2.6. Impfung 115
4.3. Schlussbemerkung: Kinder in der Corona-Politik 118

5. Politik und Gesellschaft 120

5.1. Einleitung: die „Dritte Größe“ 120
5.2. Gesundheitswissenschaft: Grundlagen- vs. Anwendungs-orientierte Wissenschaft
(1. Aspekt) 124
5.3. Krankheitsverständnis: biologischer vs. sozialer Krankheitsbegriff (2. Aspekt) 126
5.4. Patienten im Versorgungssystem: Autonomie vs. Paternalismus (3. Aspekt) 128
5.5. Organisationstheorie: zurück zur hierarchischen Bürokratie (4. Aspekt) 129
5.6. Politikfeld Gesundheitswesen: hierarchisches vs. korporatistisches
Verständnis/Governance-Konzepte (5. Aspekt) 132
5.7. Krise der Demokratie: Alternativlosigkeit der übergroßen ‚Mitte‘ vs.
parteipolitischem Pluralismus (6. Aspekt) 135
5.8. Gesellschaftliche Koordination: anonyme vs. soziale Steuerung (7. Aspekt) 139
5.9. Internationale Koordination: Globalisierung vs. nationale Steuerung (8. Aspekt)141
5.10. Medien: Aufmerksamkeitsökonomie vs. Pluralismus (9. Aspekt) 145
Thesenpapiere und Stellungnahmen 150
Autoren 151