LEIPZIG – Steimle hatte es gewagt Satire auch am Rand der politischen Korrektheit anzusiedeln. Das dürfte ihm wohl nun zum Verhängnis geworden sein, auch wenn als Gründe offiziell Andere genannt werden.
Am 31.10.2019 titelten wir:
„Meinungskorridor überschritten? Wird Steimle abgesetzt?… Laut Gerüchteküche steht der Kabarettist Steimle vor seinem TV-aus. Einer der Gründe: Er trug eine Aufschrift auf einem T-Shirt, welches alles Andere als politisch korrekt war und auch nicht unsrer Überzeugung entspricht. Ihm dafür jedoch die Lebensgrundlage zu entziehen verdeutlicht jedoch insbesondere Eines: Das totalitäre Denken derer, welche darüber entscheiden, wer beim z.B. MDR seinen Lebensunterhalt verdienen darf.“
Etwa sechs Wochen später war es dann soweit; die Zeitungen titeln z.B.
„Verstoß gegen die Regeln des MDR-Mitteldeutscher Rundfunk trennt sich von Uwe Steimle„
Als Argumentationsmuster wurde durch den MDR nicht der Gebrauch der Meinungsfreiheit durch den Kabarettisten angeführt, sondern vielmehr „Illoyalität seinem Arbeitgeber gegenüber“. Der MDR argumentiert:
Ob einer der in Betracht kommenden Gründe „Gebrauch der Meinungsfreiheit“ oder „Illoyalität“ zutrifft, oder nur vorgeschoben ist, mag sich der Leser auf Basis der folgenden Vorkommnisse um Steimle selbst überlegen:
Eigentlich garantiert das Grundgesetz in Artikel 5 die Kunstfreiheit wie folgt:
Der Schutz der Kunstfreiheit wurde aus der Weimarer Reichsverfassung in das Grundgesetz übernommen. Dort wurde die Freiheit der Kunst auf Betreiben der Sozialisten 1919 in der Verfassung verankert. Heute tun sich jedoch insbesondere Sozialisten hervor, indem sie ihnen missliebige Gedanken und auch Kunst mit einem Berufsverbot belegen und damit unmöglich machen.
So wird dem beliebten Satiriker Steimle doch glatt vorgeworfen, die Hand zu beißen, die ihn füttert:
Doch damit nicht genug, Staimle wagte es offenbar außerdem auch noch rote Linien zu übertreten, die zwar nicht im Grundgesetz stehen, die aber offenkundig dennoch existieren. Von diesen erwähnt der Spiegel alleine drei Stück:
- In einem Interview mit der Wochenzeitung „Junge Freiheit“ hatte Steimle Deutschland als „besetztes Land“ bezeichnet und
- einen staatsfernen Rundfunk bestritten. Im vergangenen Juni erst ließ sich Steimle
- mit einem „Kraft durch Freunde“-Shirt fotografieren – eine Anspielung auf die nationalsozialistische Freizeitorganisation.
- von „Besatzungsmoderatoren“ im öffentlich-rechtlichen Rundfunk – welche
- „Besatzersprache“ verwenden würden. Und der gesamte öffentlich-rechtliche Rundfunk sei sowieso
- „kapitalistisches Staatsfernsehen“.
- „Die Wahrheit ist eben, dass wir keine eigene Politik haben, weil wir ein besetztes Land sind.“…
- Angela Merkel sei für ihn übrigens eine Marionette.
- Außerdem bezeichnete er ZDF-Moderator Claus Kleber als „Karl-Eduard von Schnitzler der BRD“.
Ein weiterer Zusammenschnitt seiner „Verfehlungen“
Das war also nun womöglich zuviel. Beim MDR mehrten sich die Hinweise, die auf ein baldiges Ende seiner Kooperation mit dem MDR deuten.
„Die Redaktionen sind aktuell dabei, den Bereich Kabarett und Satire inhaltlich neu aufzustellen.“
Kürzlich äußerte der MDR mit einem Tweet:
Und das so genannte „Zentrum für politische Schönheit“, das im Verdacht steht dem Urheber des Ibiza-Videos, über das die FPÖ stolperte, 600.000 Euro in Goldmünzen gezahlt zu haben, tritt natürlich noch einmal kräftig nach:
Dämliche Sprüche sollte man von Kabarettisten gewöhnt sein, auch dämliche Sprüche über die Sozialisten, seien es nationale oder internationale. Man muß diesen Humor ja nicht mögen und kann ja auch abschalten. Außerdem sollte in Betracht gezogen werden, daß Dieter Hallervorden z.B. in seinem Sketch google: „DIE INNENSEITEN DER AUßENSEITER – von Didi Hallervorden“ vergleichbare Mister verarbeitete, jedoch um ein Vielfacheres expliziter, als es Steimle wagte.
Der Umgang mit Steimle dokumentiert vor allem Eines: Wer sich auf das Grundgesetz beruft, aber die sonstigen Sprech- und Denkverbote nicht beachtet, dem wird offenbar oftmals durch Personen die Lebensgrundlage entzogen, die sich selbst gerne als „bunt“ und „tolerant“ bezeichnen bzw. darstellen.