Merkur nimmt Artikel „Virologe Streeck warnt vor Impfstoff-Euphorie – und kritisiert Söder scharf“ vom Netz

Quelle: https://www.merkur.de/lokales/region-miesbach/schliersee-ort29415/corona-impfung-streeck-virologe-schliersee-warnung-soeder-bayern-rotary-club-90118134.html

MÜNCHEN – Kurz nachdem der Artikel „Virologe Streeck warnt vor Impfstoff-Euphorie – und kritisiert Söder scharf“ erschien, war er auch schon wieder aus dem Netz genommen worden. Für uns ein Grund, die gelöschten Fakten zu benennen,  dieses Verhalten eines „Qualitätsmediums“ aufzubereiten und zu hinterfragen.

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Am Montag, den 30.11. verfolgten über 80 Mitglieder und Gäste des Rotary-Clubs in Schliersee online einen Vortrag des Virologen und Direktors des Instituts für Virologie und HIV-Forschung an der Medizinischen Fakultät der Universität Bonn Prof. Streeck. Im Nachklang beantwortete er einige Fragen im Chat. Einer der Schwerpunkte der Fragen im Chat drehte sich um die Zulassung eines Impfstoffs.

Am 3.12.2020 veröffentlichte der Merkur aus München Inhalte aus seinen Beiträgen. Der mit diesem Vortrag korrelierende Beitrag im Merkur, der auch von massiver Kritik am Kurs von CSU-Chef Markus Söder begleitet war, ist jedoch sehr schnell wieder aus den Online-Seiten des Merkur verschwunden gewesen. Offenbar hat diese Veröffentlichung gewissen Kreisen nicht gefallen.

Doch das WWW vergißt nichts! Daher ist der Beitrag für Kenner im Umgang mit Quellen aus dem WWW über den Cache von Google von https://www.merkur.de/lokales/region-miesbach/schliersee-ort29415/corona-impfung-streeck-virologe-schliersee-warnung-soeder-bayern-rotary-club-90118134.html noch immer einsehbar, Es handelt sich dabei um ein Abbild der Seite, wie diese am 3. Dez. 2020 03:43:35 GMT angezeigt wurde.

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Einige Aussagen von Streeck kann man aber noch immer auf der Webseite des Rotary-Clubs nachlesen. Darunter offenbar die später von Prof Höckertz von der Uni Hamburg bestätigte Tatsache:

„Momentan wissen wir noch sehr wenig über den Impfstoff“

und die Warnung:

„Die schlechteste Situation wäre, dass der Impfstoff nur sechs Monate wirksam ist und wir kommendes Jahr im Herbst wieder dasselbe Problem wie heute haben.“

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Völlige Ahnungslosigkeit über den Impfstoff und dessen mögliche Nebenwirkungen

Offenbar ist bisher außer die Marketingparolen noch recht wenig über die in den Startlöchern befindlichen Impfstoffe bekannt. So ist gemäß Prof Streeck z.B. noch unbekannt, ob die Impfstoffe

„vor einer Infektion oder nur vor einem schweren Verlauf“

schützen. selbst wenn ein Impfschutz aufgebaut werden kann, ist praktisch nichts über die Wirksamkeit des Impfstoffs bekannt:

„Wir wissen auch nicht, wie lange ein Impfschutz vorhält“, berichtete Streeck. „Wir können nur von der natürlichen Immunität auf die Wirksamkeit des Impfstoffs schließen – und auch in Deutschland gibt es inzwischen Fälle von Re-Infektionen.“

Welche Risiken bei einer derartigen Erkenntnislage von praktisch Null durch die politischen Entscheidungsträger der Bevölkerung  auferlegt werden, geht aus einem Interview des Journalisten Reitschuster mit dem Immunologen Hockertz von der Uni Hamburg hervor: Die Risiken seien bei dieser Impfung enorm, faßt Hockertz zusammen – und verweist etwa auf die Erfahrungen, die bei der Impfung gegen die Schweinegrippe gemacht wurden:

„Da haben in etwa die gleichen agierenden Personen in Deutschland die Impfung als Allheilmittel ausgerufen. Tatsächlich wurde eine Impfung entwickelt und verabreicht. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem man feststellte, dass etwa 7000 Kinder eine Narkolepsie entwickelten. Eine Anfalls-Schlafkrankheit, die nicht heilbar ist, und auf einer Veränderung des Nervensystems beruht“.  

Diese Nebenwirkung, daß „Pandemrix bei der Impfung eine Narkolepsie auslöste“ hätte man bei einer standardgemäß geführten, statt einer übereilten Entwicklung im Tierexperiment feststellen können, so der Professor:

„Schon hier also das Zeichen: wenn man schnell, überschnell, fahrlässig einen Impfstoff entwickelt, dann kann es bei Menschen, nein, es wird zu Nebenwirkungen kommen, die nicht unerheblich sind. Und ich spreche hier nicht von Errötung der Haut oder leichtem Fieber. Diese Nebenwirkungen sind erwünscht. Aber Veränderungen, die etwa das Nervensystem anbelangen, die das Immunsystem dazu bringen können, dass es autoimmun, also gegen uns selbst sich richtet, diese Nebenwirkungen sind völlig unakzeptabel. Immer vor dem Hintergrund, wir behandeln keine kranken Menschen, die uns vielleicht versterben könnten, sondern gesunde, denen wir eine Art Versicherung in die Hand geben.“

Hockertz‘ Fazit:

„Corona ist zwar gefährlich. Aber nicht so bedrohlich, dass es eine so gefährliche Impfstrategie rechtfertigen würde.“

Das sehren jedoch die Vertreter der Regierungsparteien in Bund und Land anders. Vielleicht auch deswegen schwärmen sie von einer angeblich vorhandenen phantastischen Impfbereitschaft in der Bevölkerung:

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Phantasievolle Imfpfbereitschaft

Zur Impfbereitschaft unter den deutschen kursieren phantasievolle Zahlen:

  • Pharmazeutische Zeitung am 5.6.: 67% Impfbereitschaft

Rund zwei Drittel der Menschen in Deutschland würden sich einer repräsentativen Umfrage zufolge gegen das Coronavirus impfen lassen. 10 Prozent sagen ganz klar »nein, danke«.

  • Pharmazeutische Zeitung am 24.7.: 55% Impfbereitschaft

Einer Studie der Universität Heidelberg zufolge wollen sich nur 55 Prozent der Befragten im Fall eines verfügbaren Impfstoffes impfen lassen… Je stärker die Verschwörungsmentalität ausgeprägt ist, desto größer ist der Widerstand gegen Schutzmaßnahmen wie die Warn-App oder Impfungen, wie das interdisziplinäre Forscherteam herausfand.

  • Tagesschau am 27.11. 71% impfen sich sicher oder wahrscheinlich

Aktuell geben 37 Prozent an, sich auf jeden Fall impfen zu lassen, wenn ein Impfstoff vorliegt – im August waren es noch sieben Prozentpunkte mehr. 34 Prozent halten es aktuell für wahrscheinlich, dass sie sich impfen lassen. Das hat eine Umfrage von Infratest dimap für den ARD-DeutschlandTrend ergeben. 29 Prozent gaben hingegen an, dass sie sich „wahrscheinlich nicht“ oder „auf gar keinen Fall“ impfen lassen wollen.

  • Boulevardblatt „Gala“ am 27.11. 66% wollen sich im ersten Jahr impfen lassen:

So gaben nur 23 Prozent der Befragten an, sich sofort impfen lassen zu wollen, wenn der Stoff bereitstünde. Knapp die Hälfte der Bundesbürger (47 Prozent) würde zumindest nicht länger als drei Monate nach Impfstart warten wollen und 66 Prozent planen eine Impfung noch innerhalb des ersten Jahres nach der Zulassung. Im internationalen Vergleich hinkt die deutsche Impfbereitschaft zu Umfragen im asiatischen Bereich deutlich hinterher. So würden in sich Indien 87, in China 85 und in Südkorea 83 Prozent der Umfrageteilnehmer impfen lassen. Am geringsten ist die Akzeptanz überraschenderweise bei unseren Nachbarn in Frankreich. Nur 54 Prozent würden sich derzeit für eine Impfung entscheiden. 

  • Barmer Ersatzkasse Zeitung am 30.11.: 64/70% Impfbereitschaft

„Laut Umfrage wollen sich 70 Prozent der Befragten in Niedersachsen und 64 Prozent in Bremen impfen, um bestmöglich geschützt zu sein. 57 Prozent in Niedersachsen und 64 in Bremen wollen es tun, um andere zu schützen. Für 18 Prozent der Befragten in Niedersachsen und 26 Prozent in Bremen kommt eine Coronavirus-Impfung nicht in Frage. Dabei stellt das Vertrauen in die Sicherheit der angekündigten Corona-Impfstoffe bei 12 Prozent der Befragten in Niedersachsen und 13 Prozent in Bremen eine große Hürde dar. So meinten 40 Prozent in Niedersachsen und 37 Prozent in Bremen, das die angekündigten Impfstoffe erst einmal unter Beweis stellen müssten, dass sie sicher seien.“

Doch in dem Vortrag von Prof Streeck klanz Skepsis zu diesen Zahlen heraus:

„eine Impfbereitschaft in der Bevölkerung von 50 Prozent als sehr hoch gegriffen“

bezeichnete.

 

Logistik völlig unklar

Doch nicht nur das:

„Auch wenn man das möchte, wird man es gar nicht schaffen, die Menschen so schnell zu impfen“,

gab Streeck zu bedenken.

Der Landesgeschäftsführer des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) Leonhard Stärk, der in Miesbach wohnt und Streeck für den Online-Vortrag gewonnen hatte, ergänzte hierzu: 

„Zunächst war von hundert zu Impfenden pro Tag in den Testzentren in den Landkreisen die Rede, jetzt spricht man von 300 Personen“,

Als Grund hierfür führt Stärk an, daß der Corona-Impfstoff von BioNtec in Gebinden von 975 Impfdosen geliefert wird, aber nur drei Tage haltbar sei. Um also die Haltbarkeit nicht zu überschreiten, müssten in jedem Impfzentrum pro Tag 300 Impfwillige vor der Türe Schlange stehen. Selbst wenn das Impfzentrum 12 Stunden geöffnet hätte, müßten pro Stunden 25 Personen geimpft werden, also ca. 2 1/2 Minuten pro Impfung:

„Ich kann mir nicht vorstellen, wie das gehen soll, wenn man mit jedem Probanden auch noch fünf Minuten sprechen will.“

Für die Durchimpfung der Bevölkerung prophezeihte der Professor daher Probleme:

„Das wird mit Impfzentren nicht zu lösen sein“

und resumiert:.

„Ohne die Hausärzte wird es nicht funktionieren – oder wir müssen die Armee aufstocken.“

Doch wie die Hausärzte es sicherstellen wollen diese großen Gebinde zu verabreichen und wie die Hausärzte es sicherstellen wollen, den BioNtec-Impfstoff bei Minus 80 Grad Celsius aufzubewahren, ist völlig unklar

 

Politischer Wille verdrängt wissenschaftliche Erkenntnisse

Eine besondere Spitze leistete sich am Ende Schliersees Rotary-Präsidentin Linda Gebser mit ihrer Frage welche Chance denn Virologen hätten, sich mit ihrem Rat gegen profilierungssüchtige Ministerpräsidenten durchzusetzen:

„Ich glaube, die Entscheidungen werden nicht auf Virologenbasis getroffen“,

antwortete Streeck hierauf. Dies läßt sich gemäß Streeck auch an einem weiteren Punkt ablesen, den Sterbezahlen:

Sreeck erinnert daran, daß im Schnitt in Deutschland pro Tag rund 2600 Menschen sterben. Außerordentliche Ereignisse, wie z.B. auch grippale oder andere Infekte können kurzzeitig zu einer erhöhten Sterblichkeit führen. Streeck macht darauf aufmerksam, daß durch die aktuellen Vorsichtsmaßnahmen und Beschränkungen dieser Wert trotz Corona sogar unter der Sterblichkeit des Durchscnitts der vergangenen fünf Jahre liegt.

„Wenn Herr Söder sagt, die Todeszahlen sind aktuell so hoch, als würde jeden Tag ein Flugzeug abstürzen, dann redet er an der Realität vorbei“, 

stellt Streeck fest und versucht so die Deutungshoheit von der Politik zu den Wissenschaftlern zurückzuholen. Jeder einzelne Tote sei seiner Überzeugung nach tragisch, und er wolle sich nicht einfach über den Einzelfall hinwegsetzen,

„aber wenn man sich die Zahlen anschaut“,

meint der Professor,

„dann ist es nicht die enorme Katastrophe, als die sie gerade dargestellt wird.“