TOKIO – Japan hat gegenteilige Maßnahmen zur Zurückdrängung des Covid-19-Virus eingeführt, als Deutschland oder andere EU-Staaten So hält Japan seit März seine Grenzen für Ausländer geschlossen, lässt aber das Alltagsleben ohne Lockdwown und ohne Zwang und nur auf der Basis freiwilliger Beschränkungen weiterlaufen. Das Ergebnis: Japan hat viel bessere Infizierten-Werte als irgend ein Land der EU.
Die Ergebnisse einer aktuellen Studie aus Japan legen den Schluss nahe, daß ein Lockdown mehr Schaden anrichtet als er Nutzen bringt. Japan hat 126,5 Millionen Einwohner und dennoch pro einer Million Einwohner nur 14 Covid-19 Tote zu beklagen. Auf Grundlage dieser Ergebnisse für Japan die Rate derer, die an/mit Covid-19 sterben, auf 0,0006 Prozent berechnet werden. Doch nicht nur dass: in Japan gab es bereits zwei Corona-Wellen, eine im Frühjahr und eine im Sommer. Letztere begann Ende Juni und dauert immer noch an.
Der Studie zufolge wäre es sinnvoller, die gefährdeten Bevölkerungsgruppen zu schützen und ansonsten business as usual zu ermöglichen. In jedem Fall muss man aus dem Ergebnis aus Japan die Forderung ableiten, dass diejenigen, die in Lockdowns das Patentrezept sehen, um die Folgen von SARS-CoV-2 zu minimieren, Belege vorbringen, die diese Behauptung stützen.
Der Seite der WHO kann man hierzu entnehmen:
Eine aktuelle Studie untersucht die Maßnahmen, die Japan zur Zurückdrängung des Covid-19-Virus ergriffen hat. Die Studie kommt zu dem Schluss, daß wenn man es richtig macht, ein Lockdown vollkommen überflüssig werden kann.
Wie Japan Covid-19 bekämpft
Als souveräner Staat und Insel, die ihre Grenzen selbst kontrollieren kann, hat Japan seit dem 21. März 2020 die Visafreiheit für deutsche Staatsangehörige ausgesetzt. Alle vor dem 21. März 2020 ausgestellten Visa sind ungültig. Am 26. März 2020 hat Japan ein Einreiseverbot für Drittstaatsangehörige verhängt. Nicht-japanische Staatsangehörigen, die sich in den letzten 14 Tagen vor ihrer geplanten Einreise nach Japan in einem Risikoland aufgehalten haben, wird daher die Einreise nach Japan in der Regel nicht gestattet. Erst seit dem 1. Oktober 2020 können Visaanträge für Geschäftsreisen, Studienaufenthalte sowie weitere mittel- und langfristige Aufenthalte wieder gestellt werden.
Diesen Zahlen ist zu entnehmen, daß es in Japan im Sommer zu einer 2. Welle an Infektionen gekommen ist.
- Arbeitsplätze blieben geöffnet;
- Öffentliche Verkehrsmittel fahren wie eh und je;
- Das soziale Leben ist in keiner Weise eingeschränkt;
- Restaurants, Fitness-Studios etc. blieben geöffnet;
Das öffentliche Leben hat durch diese Maßnahmen in diesem Jahr in Japan weitgehend ungestört von SARS-CoV-2 funktioniert.
Der Aufbau der Studie: Eine Firmenbelegschaft wird durchgetestet
Noch bemerkenswerter, wenn nicht geradezu ungeheuerlich, sind die Ergebnisse, die Sawako Hibino, Kazutaka Hayashida, Andrew C. Ahn und Yasutaka Hayashida gerade auf medRxiv veröffentlicht haben: Ergebnisse einer Studie unter Angestellten eines Tokyoer Unternehmens.
- Vom 26 Mai bis zum 25 August wurde 615 Angestellten eines Tokyoer Unternehmens mindestens eine Blutprobe entnommen, 350 Angestellten davon wurden zwei Blutproben entnommen.
- Für alle Angestellten wurden IgM und IgG-Antikörper getestet. IgM ist die – wenn man so will – schnelle Eingreiftruppe, die von IgG abgelöst wird.
- Die Verteilung der Angestellten nach Geschlecht und Alter entspricht in etwa der Verteilung in der Bevölkerung Tokyos.
- Die Art der Arbeitsorganisation verhindert, dass die Angestellten in intensiven Kontakt mit einander kommen.
- Alle Angestellten sind mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit gefahren.
- Alle Angestellten, die an der Studie teilgenommen haben, sind asymptomatisch. Wer Fieber, Husten etc. hatte oder im Beobachtungszeitraum entwickelt hat, wurde ausgeschlossen.
- Die Studie liefert somit einen Anhaltspunkt darüber, wie verbreitet SARS-CoV-2 tatsächlich ist und wie verbreitet Immunität gegen SARS-CoV-2 ist.
Das Ergebnis der Studie ist erstaunlich. Dr. Champell erklärt die Studie:
Die grau unterlegte Kurve zeigt die Anzahl der Angestellten, die zum jeweiligen Zeitpunkt seropositiv waren, die also Antikörper, IgM und IgG, gegen SARS-CoV-2 gebildet haben. Um Antikörper bilden zu können, muss man infiziert sein. Die Kurve zeigt somit die Entwicklung des Anteils derjenigen, die sich mit SARS-CoV-2 infiziert haben und deren Immunsystem Antikörper gebildet hat. Das erstaunliche Ergebnis: Die Anzahl derjenigen, die Antikörper gegen SARS-CoV-2 gebildet haben, ist von 5,8% Ende Mai auf 46,8% zum 25. August gestiegen. Knapp die Hälfte der Angestellten, die die Grundgesamtheit der Studie darstellen, hat somit im Zeitraum von drei Monaten der deckungsgleich mit der zweiten Welle in Japan ist, Antikörper gegen SARS-CoV-2 entwickelt. Unter den 350 Angestellten, für die zwei Bluttests durchgeführt wurden, fanden sich 21,4% (N= 75), die zunächst seronegativ und dann seropositiv getestet wurden, die sich somit in der Laufzeit der Studie mit SARS-CoV-2 infiziert und Antikörper gebildet haben.
Studienergebnis: Ein Lockdown bringt nichts
Das Ergebnis der Studie: Die zweite, wie die erste Welle sind nach ein paar Wochen von alleine abgeebbt. Keiner der Angestellten ist an COVID-19 erkrankt. Der Anteil der asymptomatischen Träger von SARS-CoV-2, der in der Arbeit von Hibino et al. ermittelt wurde, dürfte zudem unterschätzt sein, denn Angestellte, die Husten oder Fieber hatte, wurden gar nicht zur Studie zugelassen.
Man weiß aus den offiziellen Daten aus Japan, dass – obwohl die zweite Welle mit einer höheren Fallzahl als die erste Welle einhergeht – die Anzahl der Hospitalisierungen und Toten deutlich hinter der ersten Welle zurückgeblieben ist. So sind in Tokyo in der zweiten Welle bis Ende August 31 Menschen an COVID-19 gestorben. Im Verlauf der gesamten ersten Welle sind 244 Menschen in Tokyo an COVID-19 verstorben.
Das Ergebnis aus Japan ist der bislang eindrucksvollste Indiz dafür, dass ein Lockdown mehr Schaden anrichtet als nutzt.
Die Ergebnisse sprechen dafür, dass ein Lockdown mehr Schaden anrichtet als er Positives bewirkt, denn:
- offenkundig hat die leichte Verbreitung, die SARS-CoV-2 in Tokyo im Besondern und Japan im Allgemeinen findet, engen Wohnverhältnissen und überfüllten Bussen und Bahnen, dazu geführt, dass ein großer Teil der Bevölkerung Antikörper entwickelt hat und damit die Dauer der Epidemie verkürzt werden konnte. Tatsächlich gehen Hibino et al. davon aus, dass Herdenimmunität in Japan entweder bereits erreicht wurde oder kurz bevor steht.
- Lockdowns zögern nicht nur die Verbreitung von SARS-CoV-2 hinaus, sie verlängern auch die Zeit, in der sich Angehörige der besonders gefährdeten Gruppen anstecken können. Irgendwie ist es in Japan gelungen, alte Menschen und Angehörige der Risikogruppen zu schützen und dennoch für eine schnelle Verbreitung des Virus zu sorgen.
- Weshalb die Sterberate in Japan so gering ist, ist eine Frage, deren Antwort wir mit Spannung erwarten. Möglicherweise hat das verbreitete Tragen von Masken zur positiven Entwicklung beigetragen, denn wenngleich Masken keinen guten Schutz vor Ansteckung bieten, so sind sie doch in der Lage, die Virenlast zu reduzieren, so dass eine Infektion mit SARS-CoV-2 eine höhere Wahrscheinlichkeit hat, einen milden oder asymptomatischen Verlauf zu nehmen. Natürlich fallen einem bei der Suche nach den Faktoren, die dieses erstaunliche Ergebnis für Japan erklären, auch kulturelle Unterschiede, z.B. in der Ernährung ein. Was es damit auf sich hat, bleibt weiterer Forschung vorbehalten. Auch ein besseren immunologisches Gedächtnis, z.B. weil möglicherweise Coronaviren in Japan weiter verbreitet sind als anderswo, und das Immunsystem entsprechend auf SARS-CoV-2 vorbereitet ist, könnte eine Erklärung für die viel geringere Sterberate in Japan sein, so wie immer die Möglichkeit besteht, dass in Japan ein harmloserer Stamm von SARS-CoV-2 unterwegs ist, wenngleich das eher unwahrscheinlich ist.
Auf Grundlage der Studie von Hibino et al. (2020) kann die Infection Fatality Rate, also der Anteil derer, die nach Infektion mit SARS-CoV-2 sterben, auf 0,0006% für Japan berechnet werden. Damit wäre COVID-19 harmloser als eine Grippe.
Ungeachtet der bislang aufgeworfenen Fragen kann man feststellen, dass die Ergebnisse aus Japan den Schluss nahelegen, dass ein Lockdown mehr Schaden anrichtet als er Nutzen bringt, dass es allemal sinnvoller wäre, die gefährdeten Bevölkerungsgruppen zu schützen und ansonsten business as usual zu ermöglichen. In jedem Fall muss man aus dem Ergebnis aus Japan die Forderung ableiten, dass diejenigen, die in Lockdowns das Patentrezept sehen, um die Folgen von SARS-CoV-2 zu minimieren, Belege vorbringen, die diese Behauptung stützen.
Die folgende Visualisierung der Stärke der Maßnahmen, die in Japan gegen die Verbreitung von SARS-CoV-2 ergriffen wurden, im Vergleich zu Deutschland, Italien, Spanien usw. haben wir auf Basis des COVID-19 Government Response Tracker der University of Oxford erstellt.
Die Indizien dafür, dass ein Lockdown mehr schadet, als dass er zum guten wendet, mehren sich. Wer sich einlesen will, wir haben u.a. in den folgenden Beiträgen entsprechende Studien besprochen: