Vortrag: Prof. Hanns-Werner Sinn – „Die Entwicklung der Weltwirtschaft“

Quelle Screenshot: https://www.youtube.com/watch?v=9b8IRUGzPRk

PROF. HANNS-WERNER SINN – Ökonom Prof. Dr. Hans-Werner Sinn beleuchtete in seinem Gastvortrag an der Hochschule München die Weltwirtschaft, indem er das Zusammenspiel verschiedener Faktoren erklärte. Dabei ging er auf Trump, den Brexit, die Energiewende und vieles mehr ein.

 

PROF. HANNS-WERNER SINN – Ökonom Prof. Dr. Hans-Werner Sinn beleuchtete in seinem Gastvortrag an der Hochschule München die Weltwirtschaft, indem er das Zusammenspiel verschiedener Faktoren erklärte. Dabei ging er auf Trump, den Brexit, die Energiewende und vieles mehr ein.

 

I Weltwirtschaft

ifo-Index für die Weltwirtschaft sinkt. Er ist nun auf dem Niveau von 2006

 

II USA

Problem der USA ist, daß die Industrieproduktion seit Ende 2007 schwach ist und nach 11 Jahren jetzt erst das Niveau von vor der Lehmann-Krise erreicht. Die USA haben durch die Lehmann-Pleite und die nachfolgende Krise 2 Millionen Arbeitsplätze verloren und 40.000 Firmen

Eine Maßnahme Trumps hiergegen war die Senkung der Körperschaftssteuer um den Preis eines steigenden Staatsdefizits.

In Folge konnte Donald Trump aber die Protestwähler in den industriell geprägten Bundesstaaten abschöpfen.

Donald Trumps Renationalisierungspolitik der Industrie zielt auf genau diese Wählerkreise.

Derzeit holt er noch Jobs aus China in die USA zurück

Danach wird er Jobs aus der EU in die USA zurück holen. Sobald Trump die Handelsabkommen mit China zu den Vorteilen der USA verändert hat, ist damit zu rechnen, daß sich Trump die EU vornimmt.

Min. 8: Das QE-Programm bewirkt eine Absenkung des Euro im Vergleich des USD. Damit betreibt die EZB in ihre Wirkung verbotene Wechselkurspolitik und damit verbotene Wirtschaftspolitik

 

III Brexit (Min. 10)

Min 10:00 Mit dem Brexit scheidet die zweitgrößte Volkswirtschaft aus der EU aus.

18 Länder der EU haben das selbe Sozialprodukt wie die Britten mit Nordirland zusammen. In der Wirkung ist der Austritt Britanniens daher so als ob die 18 kleinsten Staaten der EU gingen.

Min. 18: Im Lissabon-Vertrag ist für den Ministerrat eine Sperrminorität vereinbart. Wer 35% der Bevölkerung der EU repräsentiert, kann Entscheidugen blockieren.

  • Bisher hatten Deutschland und Großbritanien auf der einen Seite diese Mehrheit und der „Clum Med“, bestehend aus F; I; ES etc. auf der anderen Seite auch.
  • Nordblock geht auf 30% runter und der Club Med auf 43% hoch

Lackmustest wird Trumps Forderungen an Europa zum Abbauen des Protektinsmus von Lebensmitteleinfuhren als nichttarifäre Handelshemmnisse. Deutschland wird die Agrarwirtschaft für den HAndel mit Maschinen opfern. Frankreich wird das Gegenteil fordern.

Bayern wird doppelt in die Zange genommen werden, denn Bayern hat sowohl eine starke Autoindustrie, als auch einen starken Bauernstand

 

IV Deutschland (Min. 23)

Min. 24 „it takes a Nixon to go to china. Der von dem man es nicht erwarte, der wird die Reform machen. Die eigenen Leute können nicht in den Rücken fallen, weil sie sonst die Macht verlieren, der Gegner auch nicht, weil es ja seine Positionen sind (asymmetrische Demobilisierung der Themen). Praktisches Beispiel ist die Agenda 2010.

Min. 30 Arbeitslosigkeit: Die Agenda 2010 hat 1,9 Millionen Arbeitslose weniger gebracht, aber um dem Preis der Implosion der SPD und des Aufschwungs des linken Flügels der SPD

Min. 31 Beim verarbeitenden Gewerbe ist Deutschland, Schweiz, Österreich über dem Niveau der Lehmann-Krise

Min. 33: Die fetten Jahre sind vorbei. Probleme Deutschlands sind:

  • Trump,
  • Brexit,
  • Abkühlung der Weltwirtschaft,
  • Energiewende mit gleichzeitigem Ausstieg aus Kohle und Kernkraft.

Deutschland hat wegen der Windenergie und der Regenerativen die höchsten Energiekosten. Dies drückt ausschließlich in Deutschland auf die Margen der Industrie.

Min. 39: Der CO2-Anteil von durch Kohle produzierten Strom wird politisch gewollt mit 0 in der Bilanz angesetzt.

 

V Krise in Südeuropa und Frankreich

Min. 41 Prof. Pisani, der wichtigste Ökonom Frankreichs, meint inzwischen, daß der Euro ein Fehler war.

  • Frankreich ist noch 9%,
  • Portugal -14%,
  • Italien -19%,
  • Spanien -21%

unter dem Niveau vor der Lehmann-Krise.

In Italien sind netto ein Viertel der Unternehmen weggebrochen.

Grund: Die Südländer sind beim Euro in eine Blase geraten durch die billigen Zinsen.  Südländer haben sich bei niedrigen Zinsen höher verschuldet und die Binnenwirtschaft angeheizt, ohne die Exportwirtschaft, wodurch im Ausland gemachte Gewinnen nicht ins Land kommen. Zugleich werden durch die Binnenkonjunktur die Löhne getrieben.

Seit 1995 ist Italien im Vergleich zu Deutschland um 39% teurer geworden. Hanns Werner Sinn: Vier Lösungsoptionen

 

Min 51; Vier Optionen zur „Lösung“

  1. Transferunion mit Steuergeld aus dem Norden. Nachteil ist, daß die Binnennachfrage gestützt wird, Export aber keiner ermöglicht wird. Folge ist eine Zementierung der Zustände.
  2. Deflationierung des Südens mit dem Ziel die Preise zu senken. Dies bedeutet Senkung der Löhne, was gegen die Gewerkschaften des Südens nicht durchsetzbar ist.
  3. Inflationierung des Nordens, um die Preise im Norden anzuheben. Diesen Weg geht die EZB, indem sie sagt „Preisstabilität bedeutet 2% Inflation. Das geht aber nur, wenn die Südländer Preise nicht auch anheben. Um die 39% Preisunterschied abzubauen bräuchte man 16 Jahre lang eine 2%-Inflation
  4. Austritt aus dem Euro und Abwerten, was die Griechen mit Hilfe des Referendums machen sollten, aber nicht durften.

Nicht von Prof. Sinn angesprochen, aber immer stärker in Erscheinung tretend ist als fünfte Komponente der Transfer ganzer Industrien von z.B. Deutschland aus in Länder des „Club Med“, die dann staatsdirektistsch durch die Regierungen in mdie Lage versetzt werden, die von der EU „erlaubten Produktgruppen“ zu produzieren. Punkt fünf wäre demnach:

  1. Transfer von Industrie von Deutschland in den Club MEd
    1. Über die Energiekosten
    2. Über „European Champions“ Airbus, Höchst => Aventis; Batteriezellenfertigung etc.

 

Min. 58: Die Lega-Regierung in Italien hat die Lösung 4 favorisiert und als Parallel-Währung die „Mini-Bots“ (kleingestückelte Staatspapier, die der Staat als nichtverzinsliche Zahlungsmittel annimmt)  eingeführt. Es gilt inflationsunabhängig immer der Nennwert. Parallel fordern die Italiener einen Erlass der bei der EZB gelagerten Schulden zu streichen. Taktisches Ziel Italiens ist wohl die Transferunion.

 

Transferunion:

Im „Club Med“ leben 40% der EU-Bevölkerung. 60% der Bevölkerung im Norden finanzieren dann 40% der Bevölkerung im Süden finanzieren müßten.

 

Target-System:

Das Target-System ist praktisch bereits ein Teil einer Transferunion. Die Folge: Wenn der Euro platzt, müssen diese Zahlungen abgeschrieben werden.

 

Prof. Sinns Äußerungen kann man auch als „Vertreibungspolitik“ der Industrie mit Hilfe der Energiepriese lesen:

Die Folge wird die „Holländischer Krankheit“ sein, also die Deindustrialisierung aufgrund einer anderen Geldquelle, die verhindert mit Hilfe von am Weltmarkt verkauften Produkten Geld von außerhalb des Landes in die eigene Volkswirtschaft zu holen.