KIEW / WASHINGTON / BERLIN – Nachdem zur Frage, wer denn die Nordstream-Leitungen gesprengt habe, immer mehr Indizien auftauchen, die alle in die selbe Richtung deuten präsentierten eine US-Zeitung und der deutsche Spiegel nun ein erstes Bauernopfer.
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Ein weiterer Zeigefinger deutet auf die Ukraine als dem Land, das bisher am deutlichsten in die Sprengung der Nordstream-Pipeline verstrickt ist, was nicht ausschließt, daß es weitere Beteiligte z.B. in den USA oder in Polen geben könnte:
Die Ukraine hatte sich schon lange darüber beschwert, daß die Nord-Stream-Leitung es Russland erlauben würde, ukrainische Pipelines zu umgehen, wodurch Kiew riesige Transiteinnahmen entzogen würden.
Personen, die Oberst Chervinsky eine Beteiligung am Nord Stream-Angriff bescheinigen,
Laut eines am Samstag veröffentlichten gemeinsamen Berichts der US-amerikanischen Washington Post und des deutschen Spiegel, soll ein hochrangiger ukrainischer Militärbeamter bei der Sprengung der Nord Stream-Gaspipelines in der Ostsee im vergangenen Jahr eine Schlüsselrolle gespielt haben.
Roman Chervinsky, ein Oberst der Spezialeinheiten der Ukraine, sei der „Koordinator“ der Nord Stream-Operation gewesen, sagten mit seiner Rolle vertraute Personen den US-amerikanischen und deutschen Zeitungen. Zu diesem Zweck zitierten die Zeitungen
- Beamte in der Ukraine und
- anderswo in Europa sowie
- Andere mit Kenntnis der Operation
Die Interviews wurden anonym durchgeführt.
Seit dem RAND-Papier vom Januar liegt es in der Luft, daß sich die USA aus dem Ukraine-Konflikt verabschieden wollen. Diese aktuellen Veröffentlichungen könnten ein Mittel zum Zweck sein, dieses Ziel umzusetzen. Biden sind die Wahlen in den USA in einem Jahr wichtiger, als die Ukraine.
Der erhärtete Vorwurf an Kiew, die Pipeline gesprengt zu haben, könnte als weiterer Vorwand genutzt werden, die Hilfen an die Ukraine zu reduzieren oder ganz einzustellen, weil sie eine so unfreundliche Tat begangen hat. Außerdem könnte hierdurch von einer (Mit-)Täterschaft der USA abgelenkt werden.
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Weitere Details zu dem Bauernopfer
Die Ukraine hat viele gewagte und geheime Operationen gegen russische Streitkräfte gestartet. Doch der Nord Stream-Angriff richtete sich gegen zivile Infrastruktur, die zur Energieversorgung von Millionen Menschen in Europa errichtet wurde. Während Gazprom, der staatliche russische Gaskonzern, 51 Prozent an Nord Stream besitzt, sind westliche Energiekonzerne, unter anderem aus Deutschland, Frankreich und die Niederlanden, Partner und investierten Milliarden in das Projekt.
Chervinskys Rolle veranschaulicht die komplexe Dynamik und die internen Rivalitäten der Kriegsregierung in Kiew, wo der Geheimdienst und das militärische Establishment der Ukraine oft in Spannungen mit ihrer politischen Führung stehen.
Seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine im Februar 2022 diente Oberst Roman Chervinsky in einer Einheit der Spezialkräfte der Ukraine und konzentrierte sich auf Widerstandsaktivitäten in den von Russland besetzten Gebieten des Landes, ist in der Presse zu lesen. Er unterstand Generalmajor Viktor Hanushchak, einem erfahrenen und angesehenen Offizier, der direkt mit dem Oberkommandierenden der ukrainischen Streitkräfte Valery Saluzhny kommunizierte.
Die Nachricht deckt sich mit früheren Informationen
Der Spiegel verwiest auf eine tatsächlich ergangene Warnung des niederländischen Geheimdienstes:
Der ahnungslose Präsident Selenski
Es mag merkwürdig klingen, aber in dem Punkt, dass diese Operation mindestens offiziell an Präsident Selenski vorbei könnte sogar zutreffen. Der in der Regel gut informierte Seymour Hersh hatte ähnlich argumentiert gehabt und dafür die Begründung geliefert, daß dies bei US-geführten Geheimdienstoperationen nicht unüblich sei, denn wenn der US-Geheimdienst schon solche Operationen durchführt, kann er einen tatsächlich ahnungslosen Präsidenten gut als Tarnung nutzen:
Andere geheime ukrainische Operationen gegen russische Streitkräfte, darunter die mit dem russischen Flugzeug, seien ebenfalls darauf ausgelegt, den ukrainischen Präsidenten zu umgehen, sagten Personen, die mit ihrer Planung vertraut sind.
„Alle, die an der Planung und Ausführung beteiligt waren, berichteten direkt an [Verteidigungschef] Saluzhny, sodass Selenskyj nichts davon wusste“,
heißt es in einem Geheimdienstbericht der CIA, der angeblich von Jack Teixeira, einem Mitglied der CIA, geteilt wurde Massachusetts Air National Guard, auf der Chat-Plattform Discord. Beamte in mehreren Ländern haben privat erklärt, sie seien zuversichtlich, dass Selenskyj den Nord Stream-Angriff nicht persönlich genehmigt habe.
sagte Selenskyj in einem Presseinterview im Juni und antwortete damit auf einen Bericht der Post, dass der US-Geheimdienst Central Intelligence Agency vor dem Angriff von den Plänen der Ukraine erfahren hatte.
„Die Ukraine hat nichts dergleichen getan. Ich würde niemals so handeln“,
sagte Selenskyj.
Chervinsky hat Yermak und mehrere andere Selenskyj-Berater dafür verantwortlich gemacht, dass sie im Jahr 2020 den Plan vermasselt hatten, Wagner-Kämpfer nach ihrer Reise nach Weißrussland in die Falle zu locken. Diese verdeckte Operation sei gescheitert, sagte Chervinsky in einem Presseinterview im Jahr 2021, weil etwas aus Selenskys engstem Kreis bekannt geworden sei.
„Es ist nicht nur ein ‚Maulwurf‘ [in der Regierung Selenskyjs], es ist eine Gruppe von Menschen“,
sagte Chervinsky und nannte Jermak sowie zwei weitere Berater Selenskyjs beim Namen. Er warf Regierungsbeamten vor, sie hätten
US-Beamte haben zuweilen insgeheim ukrainische Geheimdienst- und Militärbeamte dafür gerügt, dass sie Angriffe gestartet hätten, die Russland zu einer Eskalation seines Krieges gegen die Ukraine provozieren könnten. Aber Washingtons Unbehagen hat Kiew nicht immer davon abgehalten.
Der belastete Oberkommandierende
In einem Interview mit The Post im Juni sagte Salushny, die CIA habe ihn nie direkt zu einem Angriff auf Nord Stream befragt. Er sagte, dass er nach den Explosionen im September 2022 einen Anruf von General Mark A. Milley, dem damaligen Vorsitzenden der Joint Chiefs of Staff, erhalten habe
. „Er fragte mich: ‚Hatten Sie etwas damit zu tun?‘ Ich sagte: ‚Nein‘. Es sind viele Operationen geplant, viele Operationen laufen, aber wir haben nichts damit zu tun, überhaupt nichts .“
Salushnydeutete in dem Interview an, dass russische Propagandisten versucht hätten, ihn und das ukrainische Militär mit der Operation in Verbindung zu bringen.
Der tote Adjudant des Oberkommandiernenden
Ziemlich genau zum selben Zeitpunkt, also der Oberst gefangen genommen wurde, starb der Adjudant des Oberkommandierenden bei einem Attentat: Der ukrainische Major Gennadij Chastiakov kam ums Leben, als eine in einem Geburtstagsgeschenk versteckte Bombe explodierte.
Chastiakov ist als enger Freund und zuverlässige Stütze Saluschnyjs bekannt. Man kann davon ausgehen, dass er auch gut über einzelne Operationen der Streitkräfte informiert war. Hinzu kommt, daß es nicht unüblich ist, daß Chefs schmutzige Aufträge durch ihre Adjudanten ausführen lassen, um, sich selbst die Finger nicht schmutzig zu machen.
Welche Rolle soll Chervinsky bei der Nordstream-Sprengung gehabt haben?
Chervinsky war jedenfalls mindestens theoretisch gut geeignet, bei der Durchführung einer verdeckten Mission zu helfen, die darauf abzielte, die Verantwortung der Ukraine zu verschleiern. Er war in leitenden Positionen im Militärgeheimdienst des Landes sowie im Sicherheitsdienst der Ukraine (SBU) tätig und steht wichtigen Militär- und Sicherheitsführern beruflich und persönlich nahe.
Er hat auch bei der Durchführung anderer geheimer Operationen geholfen.
Chervinskys Beteiligung an dem Nord-Stream-Bombenanschlag steht im Widerspruch zu Selenskyjs öffentlichen Dementis, dass sein Land daran beteiligt gewesen sei.
Demnach war es dieser ehemalige Oberst Chervinsky, der die Logistik für die Sprengung überwachte und das Team von sechs Personen beaufsichtigt haben soll, die unter falschen Identitäten das Segelboot Andromeda mieteten und von diesem Boot ausgehend mit Hilfe von Tauchausrüstung angeblich Sprengladungen an den Pipelines angebracht haben sollen. Er habe diese Operation weder geplant noch allein gehandelt, sondern habe von ukrainischen Stellen lediglich seine Befehle entgegengenommen, schrieb die Washington Post.
Ende September 2022 wurden an den beiden Nord Stream-Pipelines vor der dänischen Insel Bornholm vier große Gaslecks entdeckt, kurz zuvor hatten seismische Institute zwei Unterwasserexplosionen registriert.
Durch seinen Anwalt läßt Chervinsky jegliche Beteiligung an der Sabotage der Pipelines bestreiten.
„Alle Spekulationen über meine Beteiligung an dem Angriff auf Nord Stream werden von der russischen Propaganda ohne jede Grundlage verbreitet“,
behauptete Chervinsky in einer schriftlichen Erklärung gegenüber der Washington Post und dem Spiegel. Nach Angaben der Washington Post wurde die Sabotageaktion geplant, während Selenskyj im Dunkeln gelassen wurde. Das entspräche den Veröffentlichungen von Seymour Hersh, der die Auffassung vertrat, dass derartig sensible Operationen durch die USA gerne am Staatschef vorbei durchgeführt werden, um dessen tatsächliche Unkenntnis dann als Tarnung der eigene Tat nutzen zu können.
Die Washington Post und Der Spiegel gaben an, sie hätten die ukrainische Regierung um eine Reaktion auf ihre gemeinsame Untersuchung gebeten, aber keine Antwort erhalten.
Chervinsky steht derzeit in Kiew vor Gericht und wird beschuldigt, seine Macht missbraucht zu haben, um einen russischen Piloten zum Überlaufen zu bewegen. Medienberichten zufolge behauptet er, die Strafverfolgung sei eine politische Vergeltung für seine Kritik an Selenskyj. Chervinsky hat öffentlich erklärt, dass er Andriy Yermak, einen von Selenskyjs engsten Beratern, verdächtigt, für Russland zu spionieren. Er warf der Selensky-Regierung außerdem vor, das Land nicht ausreichend auf die russische Invasion vorbereitet zu haben. Im folgenden Video nimmt er dazu Stellung:
Dem Spiegel kann man dazu ergänzend entnehmen:
Chervinskyis Frau Olha sitzt auf einer Parkbank vor dem Gerichtsgebäude, um sie herum rattern Kinder in Plastikautos über die Wege. Sie und ihr Mann haben selbst drei Kinder. Sie sind 10, 11 und 13 Jahre alt. Olha sagt, dass die Kinder ihren Vater in der Einzelhaft nicht besuchen dürften. „Er war früher selten dort, weil er so viel gearbeitet hat“, sagt sie. „Jetzt ist er völlig verschwunden, weil er für seine Arbeit im Gefängnis sitzt.“
Was machte Chervinskyi dann in seinem Job? Olha sagt, sie wisse kaum etwas darüber. „Er wollte es so, zu meiner Sicherheit.“
Und hatte er etwas mit Nord Stream zu tun? In einem Telefongespräch später sagt Chervinskaya, sie habe noch nie etwas davon gehört. Aber sie sagt, dass ihr Mann niemals etwas tun würde, was der Ukraine schadet.
Das kann man so oder so verstehen. Immerhin ist es so, daß je weniger Gas durch Nordstream strömt, desto mehr Gas könnte durch ukrainische Pipelines fließen!?
Der Rest ist Spekulation!