George Friedman (Statfor): Das Ziel der USA ist es, eine von den USA abhängige Ukraine als neuen „Eisernen Vorhang“ zwischen Deutschland und Russland zu positionieren

Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=gcj8xN2UDKc

CHICAGO – Es ist das Ziel der USA, einen „Sicherheitsvorhang“ zwischen Deutschland und Russland zu errichten, um so zu verhindern, daß sich deutsches Geld und deutsche Ingenieurkunst mit russischen Ressourcen zu einer Gefahr für die USA verbinden könnten, argumentiert der Geostratege George Friedman.

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Im Februar 2015, also kurz nach der Eskalation Auseinandersetzungen der USA mit der Ukraine, hatte das Chicago Council of Global Affairs den in Budapest geborenen Chef des Think-Tanks Statfor, George Friedman eingeladen gehabt.

Quelle: unbekannt

Bei dieser Gelegenheit hatte Friedman letztendlich ein über 100 Jahre altes, und oftmals als „Verschwörungstheorie“ gebrandmarktes Narrativ bestätigt: Es ist das geostrategische Ziel der US-Politik, eine Kooperation zwischen Deutschland und Russland zu verhindern, denn beide zusammen könnten die einzige Macht darstellen, die dem US-Imperium gefährlich werden könnte, so Friedman.

Diese Situation wird in dem Bild rechts treffend zum Ausdruck gebracht:

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Die Strategie der USA in der Ukraine

Doch bei dieser Gelegenheit verriet Friedman Anfang 2015 auch die Strategie der USA im Umgang mit der Ukraine, in der seit 2014 die Konfrontation mit Russland eskalierte.

Es waren laut Friedman die USA, die die Ukraine systematisch gegen Russland militärisch aufgebaut haben. Und es sind die Kräfte, die ihr Ohr in den USA haben, die im Kampf mit jenen Kräften liegen, die erkennen, daß Deutschland in Energiefragen immer eine Abhängigkeit hat, und es daher nur einen Unterschied im Preis der Energie macht, ob man nun von Energie aus den USA abhängig ist, oder von Energie aus Russland.

Das Abschneiden Deutschalands von billiger Energie

Doch ist die Frage der Energie als Kriegsgrund vielleicht nicht einmal der zentrale Grund. Ein hoher Militär, den die Schweiz zur Analyse der Gründe für den Ukraine-Krieg dorthin entsandt haben, gibt in einem Interview nämlich zu bedenken:

Die USA haben immer die Energieabhängigkeit kritisiert?

Es ist eine Ironie, dass die USA die Energieabhängigkeit Deutschlands bzw. Europas von Russland kritisieren. Russland ist der zweitgrösste Lieferant an die USA. Die USA kaufen ihr Öl hauptsächlich von Kanada, dann von Russland, gefolgt von Mexiko und Saudi-Arabien. Das heisst, die USA sind abhängig von Russland. Das gilt zum Beispiel auch für Raketenmotoren. Das stört die USA nicht. Aber es stört die USA, dass die Europäer von Russland abhängig sind.

Während des Kalten Krieges hat Russland, also die Sowjetunion, immer alle Gas-Verträge eingehalten. Die russische Denkweise ist diesbezüglich sehr ähnlich wie die schweizerische. Russland befolgt die Gesetze, es fühlt sich an die Regeln gebunden wie die Schweiz. Man ist zwar emotional, aber die Regeln gelten, und man setzt diese Regeln durch. Während des Kalten Krieges hat die Sowjetunion nie eine Verbindung zwischen Wirtschaft und Politik gemacht. Die Auseinandersetzung in der Ukraine ist eine rein politische Auseinandersetzung.

Das gebetsmühlenartig vorgetragene Argument der Abhängigkeit Deutschlands von russischer Energie wurde demnach künstlich aufgebaut. Tatsache ist, daß die USA noch Öl aus Russland importierten, als sie von Deutschland längst forderten, dies im Rahmen von Sanktionen zu unterlassen. Immerhin importierten die USA ca. 8% ihres Erdöls aus Russland! Anfang März 2022 galt noch:

Derweil importieren die USA weiter russisches Öl. Ihre weitreichenden Sanktionen gegen Russland lassen den Energiesektor außen vor. Zwar sind die USA weit weniger als Deutschland abhängig von russischer Energie, doch beziehen sie etwa sieben Prozent ihrer Ölimporte aus Russland. Im Dezember 2021 importierten die USA nur aus Kanada, Mexiko und Saudi-Arabien mehr Öl als aus Russland.

Im vergangenen Jahr sei der Umfang der Ölimporte von Russland in die USA gestiegen, so die US Energy Information Administration. In den letzten sechs Jahren importierten die Amerikaner monatlich im Schnitt 19,5 Millionen Barrel Öl aus Russland. Der zuletzt gestiegene Anteil russischen Öls an den Importen liegt unter anderem an den US-Sanktionen gegen Venezuela.

Es war der Außenminister des Klaus-Schab Zöglings Selenskij, der ein solches Öl-Embargo Anfang März 2022 am lautesten forderte und behauptete, daß auf diesem Weg die Staatskasse Russlands geschwächt werden könnte:

Derweil verlangte der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba jüngst ein „vollständiges Embargo für russisches Öl und Gas“.

Und es war dann der Klaus-Schwab-Pin-Up Justin Trudeau, also der Premierminister aus dem ölreichen Kanada, der am 8.3.2022 als erster einen Öl-Boykott gegen Russland umsetzte.

In den USA erregte derweil am Montag eine Nachricht aus Kanada Aufsehen: Als erstes G-7-Mitglied kündigte Kanadas Premierminister Justin Trudeau an, sein Land werde kein russisches Rohöl mehr importieren. „Diese Maßnahme sendet eine starke Botschaft“, sagte Trudeau.

Deutschland reagiert zwiegespalten auf diese Vorgaben. Auf der einen Seite steht das Klaus-Schab-Mädchen Annalena Baerbock, die als Außenministerin eingesetzt wurde  und auf der anderen Seite steht z.B. ein Gerd Schröder, der dabei half über die Nordstream-2 Pipeline Deutschland direkt an Russlands preiswerte Energie anzukoppeln.

Kanzler Scholz versucht wiederum durch seine Politik des Abwartens und Hinhaltens eine Zwischenposition einzunehmen.

Diese kommt allerdings bei den Transatlantikern zunehmend in Verruf:

Wirtschaftshistoriker Albrecht Ritschl. „Schon jetzt sind vor allem die USA und Großbritannien voll Zorn auf Deutschland“, sagt er in einem Interview mit der „Rheinischen Post“. Deutschland habe sich in den vergangenen Jahrzehnten „wie ein Drogensüchtiger“ von Russland abhängig gemacht. Es sei nicht ganz unwahrscheinlich, dass Deutschland dem Druck der Energieknappheit nicht standhalten könne, einknicke und wieder in russische Abhängigkeit gerade, prognostiziert Ritschl.

Zudem kritisiert er, dass die meisten Länder Europas seit Beginn des Kriegs nicht glücklich über die deutsche Zurückhaltung bei den Waffenlieferungen an die Ukraine sind. Deutschland spiele ein doppeltes Spiel, unterstellt er.

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Die Ukraine als geostrategischer Spielball der USA

Auf der bereits beschriebenen Veranstaltung Anfang 2015 beschrieb Friedman auch die Interessen der USA in der Ukraine. Ziel ist, diese als Teil einer Art „Eisernen Vorhang“ zwischen Russland und Deutschland zu etablieren.

Nur für den Fall, daß dieses Video durch YouTube gelöscht wird, was leider zu oft geschieht, haben wir es abgefilmt und betten es in Folge noch einmal ein.

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Die geostrategischen Thesen des George Friedman: Deutschland von Russland trennen

In seinem Buch The Next Decade: What the World Will Look Like skizzierte Friedman bereits im Jahr 2010 Zukunftsszenarien für die EU und auch für Deutschland: Andreas Rinke fasst in seiner Rezension in Deutschlandradio Kultur die seiner Meinung nach wesentlichen Aussagen Friedmans zusammen:

Auch Barack Obamas Aufgabe sei, die Vorrangstellung des einzigen Empires dieser Welt mit (fast) allen Mitteln zu verteidigen – vor allem mit dem klassischem Rezept „teile und herrsche“. Die Supermacht müsse auf jedem Kontinent Konkurrenten gegeneinander aufstellen, um die eigene Rolle als einzig globale Macht zu sichern. Immer wieder mahnt Friedman, die Lehren Macchiavellis müssten Richtschnur für jeden amerikanischen Präsidenten sein.

Auch für die EU und den Euro ist Friedman pessimistisch, während er für Deutschland eher optimistisch ist, was aus einer Sicht Deutschland zur Gefahr für die USA werden lässt:

Für ihn, der klassisch in Nationalstaats-Konfrontationen vergangener Jahrhunderte denkt, werden die Europäische Union und der Euro schon in den kommenden zehn Jahren erheblich an Bedeutung verlieren. Zu stark seien mittlerweile die Zentrifugalkräfte in der EU. In vielen Staaten gebe es Unmut über die deutsche Dominanz seit der Finanzkrise 2008 und über die Vorgaben der Brüsseler Bürokratie. Die Folge sei ein Paradigmenwechsel:

„“Wir haben den Höchststand der europäischen Integration hinter uns. In den kommenden zehn Jahren wird vor allem die Macht Deutschlands sichtbar werden.“

Wie viele amerikanische Republikaner sieht Friedman darin eher eine Gefahr, weil sich Deutschland seiner Meinung nach langsam von der EU und den USA abwenden und dafür eine enge Kooperation mit Russland suchen werde.

„Deutschland kann sich die Distanz zu den USA leisten, denn das traditionelle Problem, von zwei Seiten eingeengt zu werden, ist vorbei und es hat eine enge und freundschaftliche Beziehung zu Frankreich.“

Nur rät er Washington auch hier zur Härte: Aufgabe kommender US-Präsidenten sei es, zur Eindämmung Deutschlands die EU-Partner systematisch gegeneinander auszuspielen und vor allem enge Beziehungen etwa zu Polen oder Dänemark zu pflegen. 

Um dem entgegenzuwirken, müssten künftige US-Präsidenten die EU-Partner gegeneinander auszuspielen und die Beziehungen zu ausgewählten deutschen Nachbarstaaten wie Polen oder Dänemark intensivieren. All das diene der Eindämmung Deutschlands.

Die Umsetzung der geostrategischen Thesen George Friedmanns

 

Genau das, was George Friedman in jenem  Beitrag beschreibt, kann man auch dem Handeln der USA und Großbritanniens entnehmen. Seit 2014 leisten die USA und Großbritannien den größten Teil des materiellen und militärischen Aufbaus der Ukraine und verlangen von den anderen Alliierten und auch von Deutschland, daß diese sich an diesem Aufbau eines neuen eisernen Vorhangs beteiligen.

Während das Klaus-Schwab-Mädchen Annalena Baerbock ihren Posten des Außenministeriums nutzt, die Ziele der USA mit wehenden Fahnen zu unterstützen, schlägt Kanzler Scholz einen Doppelkurs ein. Auf der einen Seite akzeptiert er, daß durch Sanktionen gegen Russland die deutsche Industrie schwer geschädigt wird und hat damit die deutsche Industrie den Zielen der USA und Großbritanniens ausgeliefert. Auf der anderen Seite versucht Kanzler Scholz seinen Spielraum in militärischen Fragen zu nutzen und verschleppt und verzögert z.B. Waffenlieferungen immer wieder.

Dies ändert jedoch nichts daran, daß die USA in diesen Tagen der Ukraine weitere Unterstützungen geliefert haben. Damit summieren sich die Hilfen der USA mit inzwischen einer Milliarde US-Dollar zu den größten Hilfen, die diese seit dem zweiten Weltkrieg für ein anderes Land geschnürt haben:

 

 

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