Falscher Alarm um die Mutation B.1.1.7? Bezieht sich Ministerpräsident Söder zur Begründung weiterer Restriktionen auf „Fake-Science“?

Quelle: unbekannt

NÜRNBERG – Ministerpräsident Söder stellt die „Britische Variante“ des Corona-Virus als gefährlicher dar, als britische Wissenschaftler und instrumentalisiert diese Variante politisch in seinem Kampf gegen die Freiheiten und Grundrechte der Bürger Bayerns.

 

Während die britische Regierung in ihrem zweiten „Technical Briefing“ die eigentlich gute Nachricht offen legt, daß die Gruppe aller alten „Covid-Varianten“ etwa 60% mehr Krankenhausaufenthalte bewirkt, als die neue Variante B.1.1.7 und daß auch alle alten Varianten einen signifikanten größeren Anteil an „Re-Infektionen“ aufweisen, als die neue Vatiante B.1.1.7, behauptet der bayerische Ministerpräsident in seiner Osteransprache wieder einmal das genaue Gegenteil.

Einig sind sich die Wissenschaft und der bayerische Ministerpräsident in der Aussage, daß die Variante B.1.1.7 sich schneller ausbreitet. Nur die Geschwindigkeit dieser schnelleren Ausbreitung ist noch nicht geklärt. Die Britische Regierung führt in ihrem zweite „Technical Briefing“ am 20.12. (s.u.) eine Studie an, der gemäß die Ausbreitung etwa 60% schneller sei. Die Bildzeitung zitiert am 20.1. Prof Drosten, der von einer 35%ig schnelleren Ausbreitung ausgeht:

„Pro Tag ist die Übertragung sechs Prozent höher als beim Wildtyp“, so der Experte. Umgerechnet komme man insgesamt so auf eine höhere Übertragbarkeit von 35 statt wie bisher angenommen bis 70 Prozent.

Der WHO kann man im Wochenbericht vom 12.1. eine 10-15% schnellere Ausbreitung entnehmen:

„Analyses using contact tracing data showed higher transmissibility (secondary attack rates) where the index case has the variant strain, from around 11% to 15% of named contacts.“

Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=e-If-H57PTk

Fakt ist für den 6.3. hingegen, daß der 7-Tage-R-Wert, der Aussagen über die Ausbreitung von Viren erlaubt, bei 0,81 liegt, Tendenz stark fallend, weil der 4-Tage-R-Wert bei nur noch 0,74 liegt. Diese Werte stammen vom RKI höchstselbst. Sie bedeuten, daß in den letzten 7 Tagen 1000 Infizierte 810 Personen neu angesteckt haben, bzw. daß in den letzten 4 Tagen 1000 Infizierte 740 Personen neu angesteckt haben. Dies sind Zahlen, die z.B. der Behauptung Markus Söders, daß die

„so genannte Mutante aggressiver im Verlauf“ 

sei, diametral entgegen stehen.

Quelle: https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Situationsberichte/Apr_2021/2021-04-06-de.pdf?__blob=publicationFile
Quelle: https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Situationsberichte/Apr_2021/2021-04-06-de.pdf?__blob=publicationFile

Auch der Verlauf der Inzidenten in praktisch jedem der Bundesländer geht seit zwei Wochen kontinuierlich nach unten.

Quelle: https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Situationsberichte/Apr_2021/2021-04-06-de.pdf?__blob=publicationFile

Hierbei handelt es sich um Informationen, die seither der bayerischen Staatskanzlei und dem Bundeskanzleramt vorliegen dürften.

Da stellen sich uns schon Fragen, wie Ministerpräsident Söder dazu kommt in seiner Osteransprache Aussagen zu tätigen, die zu diesen Fakten in diametralem Gegensatz stehen.  Vor diesem Hintergrund stellt sich uns außerdem die Frage:

„Wenn B.1.1.7 eine schnellere Ausbreitung hat und tatsächlich – was noch zu zeigen sein wird (s.u.) 60% weniger Krankenhausaufenthalte notwendig macht, sollte B.1.1.7 dann nicht dazu beitragen, eine Zwangsimpfung überflüssig zu machen?“

Bisher war die AfD auch die einzige Partei, die von der Staatsregierung im Rahmen von parlamentarischen Anfragen Informationen zu B.1.1.7 erfragt hat. Man findet sie zur Ausbreitungsgeschwindigkeit und zur angeblich erhöhten Krankheitsschwere hier, zur weiteren Erforschung von B.1.1.7  hier und zur Studienlage hier.

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Osteransprache des Ministerpräsidenten

In seiner Osteransprache verbreitet Ministerpräsident Söder (erneut) das Argument:

„diese britische Mutation ist aggressiver im Verlauf, trifft vor allem viele Jüngere, mehr und hat größere Langzeitfolgen… denn die Langzeitfolgen dieser neuen Corona-Variante können sehr sehr schwer sein.“

In seiner Ansprache verknüpft Ministerpräsident Söder über die „Klammer Ostern“ das Thema „Corona“ mit dem Thema „Klima“ und vertieft das Thema „Corona“ mit den Unterthemen „Wasser“ und „erneuerbare Energien“ und einer „Photovoltaikpflicht“ und einer Aufzählung von weiteren Punkten, die allesamt im Wahlprogramm der Grünen zu finden sind, wie Plastik und Beton durch nachwachsende Rohstoffe zu ersetzen.

Am Ende der Ansprache gibt Ministerpräsident Söder das von Herrn Schwab und dessen Netzwerk vorgegebene Ziel einer Wirtschaftswende für Bayern unter dem Begriff einer Art „Clean Economy“ aus. „Beides zusammen ist die Zukunft“, behauptet Markus Söder, ohne daß er selbst dieses Ziel bisher einen demokratischen Diskurs unterworfen hat, oder hierüber eine demokratische Abstimmungen in den Parlamenten herbeigeführt hat.

Ein identisches Argumentationsmuster vertritt auch der Chefvirologe der Charité Drosten, allerdings begründet dieser damit einen erneuten Lockdown:
so Drosten. Auf einmal sollen die erst vor einem Monat eingeführten abgestuften Maßnahmen keinen Wert mehr haben. Man habe eben in London oder Paris, dass ein Teillockdown mit abgestuftem Maßnahmenkatalog gegen diese aggressivere Variante nicht durchgreife, so der Leiter der Virologie an der Charité. 
„Die Inzidenz ist dort immer weiter gestiegen wie auch die Zahl der schweren und oft auch tödlichen Krankheitsverläufe.“
Der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin, Christian Karagiannidis, berichtet von Kollegen aus Paris, dass dort auf den Intensivstationen mittlerweile Personal eingesetzt werden müsse, das gar nicht dafür ausgebildet sei – weil es inzwischen so viele Covid-19-Patienten gebe. Der normale OP-Betrieb sei weitgehend eingestellt.
so Karagiannidis im „Spiegel“. Vor dem Hintergrund der folgenden Tatsachen spricht jedoch vieles dafür, daß es sich hierbei nicht etwa um eine echte Sorge von Politikern vor einem Killwer-Virus handelt bor dem sie ihre Bürger schützen möchten, sondern wohl eher um eine politische Kampagne auf der Basis von „Fake-Science“ handelt:

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Spekulationen über die Bildung von B.1.1.7

Wissenschaftler nehmen an, daß sich diese Variante über eine längere Zeit in einem Patienten mit geschwächtem Immunsystem entwickelte. So hätte es Zeit gehabt, all seine Mutationen auf einmal durchzuführen, denn es weist Ärzten zufolge eine ungewöhnlich hohe Anzahl gleichzeitiger Mutationen auf. Hieraus leiten die Forscher die Empfehlung ab, daß Ärzte, die an derartigen Patienten arbeiten,  sich zusätzlich schützen müssen.

Es ist immer noch sehr unklar, ob dies der Fall ist, aber Farrar ist der Ansicht, dass es wichtig ist, sicherzustellen, dass Ärzte zusätzliche Vorsichtsmaßnahmen treffen, wenn sie sich um solche Menschen kümmern:

„Bis wir sicher sind, denke ich, diese Patienten unter ziemlich kontrollierten Bedingungen zu behandeln, wie wir es sinnigerweise bei jemandem tun würden, der eine medikamentenresistente Tuberkulose aufweist. “

Dies betrifft beispielswiese auch Krebspatienten, die wegen einer Chemotherapie und ähnlichen Situationen behandelt werden. „Wir wissen auch noch nichts über Menschen, die beispielsweise aufgrund von HIV immungeschwächt sind“, sagt Farrar.

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Erste Studie vom 5.12.2020

Wissenschaftler arbeiten unterdessen hart daran, herauszufinden, ob B.1.1.7 wirklich besser in der Übertragung von Mensch zu Mensch ist – noch sind nicht alle davon überzeugt – und wenn ja, warum. Sie fragen sich auch, wie es sich so schnell entwickelt hat.
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Mutation B.1.1.7 enthält 17 Einzelmutationen

Eine Besonderheit vom B.1.1.7 sind Art und Umfang der Veränderungen:

eine Leistung, die nach Aussage der Wissenschaftler noch nie zuvor gesehen wurde. B.1.1.7 weist damit eine außergewöhnlich große Anzahl genetischer Veränderungen auf, insbesondere im Spike-Protein.

Ein Grund zur Besorgnis, sagt Rambaut, ist, dass unter den 17 Mutationen acht in dem Gen sind, das das Spike-Protein auf der Virusoberfläche codiert, von denen zwei besonders besorgniserregend sind. Es wurde bereits gezeigt, dass eines,

Drei dieser Mutationen haben potenzielle biologische Wirkungen, die zuvor in unterschiedlichem Ausmaß beschrieben wurden:

Das schnelle Wachstum dieser Linie zeigt nach Ansicht der Wissenschaftler die Notwendigkeit einer verstärkten genomischen und epidemiologischen Überwachung weltweit und Laboruntersuchungen der Antigenität und Infektiosität.

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Entdeckung der Mutation B.1.1.7 

Die Mutation B.1.1.7 wäre wohl viel später, oder ggf. auch nie gefunden worden, wenn nicht die Gesundheitssysteme in Belgien und Großbritannien jedes xte-Virus aus einer Virusinfektion automatisch einer Genanalyse unterziehen würden. Auf diesem Weg ist es den Forschern in Belgien und Großbritannien möglich  die Entwicklung eines Virus, wie z.B. dem Covid-Virus zu erkennen und zu analysieren.  

So verwundert es nicht, daß Belgien und Großbritannien die ersten waren die am 21.12.2021 ganz offiziell auf B.1.1.7 hingewiesen haben. jedoch mit diametral entgegengesetzten Kernaussagen. Während Belgien V.1.1.7 als harmlos bewertet, läßt Boris Johnson die Alarmglocken läuten:

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B.1.1.7 in Belgien: Virologen bewerten B.1.1.7 als ungefährlich

Entdeckung der Mutation B.1.1.7 in Belgien

Quelle: https://ourworldindata.org/coronavirus/country/belgium

Als Großbritannien am 21.12.2020 mit der Meldung über die Mutation B.1.1.7 die Bevölkerung und die Staatenlenker der EU in Angst und Schrecken versetzte, meldeten sich noch am selben 21.12. Virologen in Belgien erstaunt zu Wort und konnte offenbar gar nicht so recht verstehen, was sie da hörten: Aus Belgien kam nämlich noch am selben Tag der Hinwies, daß dort diese Mutation bereits drei Wochen zuvor, also Ende November 2020 nachgewiesen worden sei.

Dem Verlauf an Inzidenzzahlen (vgl. Bild rechts) kann man entnehmen, daß B.1.1.7 in Belgien keinerlei Anstieg der Inzidenzzahlen bewirkt hat.

Dies bestätigt sich auch, wenn die Kurve bis 7.4.2021  verlängert und streckt (vgl. nächstes Bild). Damit steht fest: B.1.1.7 hat mindestens in Belgien keinerlei erkennbaren statistischen Einfluß auf die Inzidenzzahlen.

Quelle: https://ourworldindata.org/coronavirus/country/belgium

Der belgische Virologe Van Ranst weist darauf hin, daß das aber nicht bedeuten würde, dass diese Variante nur dort am häufigsten anzutreffen ist, ganz im Gegenteil, denn nur der findet, der auch sucht:

„England ist einfach das Land, in dem man die meisten dieser Mutationen aufspüren kann, weil dort viel nach ihnen gesucht wird.

Es gibt Länder, die fast nicht oder gar nicht nach COVID-19-Varianten suchen. Sie haben dort einfach keine Ahnung.

In Belgien haben wir eine gute Vorstellung davon, was los ist, aber in Großbritannien sind die Virologen noch besser informiert. Ich denke, wir werden in den nächsten Tagen diese Virus-Mutation auch in vielen anderen Länder finden, das Gegenteil würde mich wirklich überraschen“,

argumentiert van Ranst.

„In unserem Land wurde die Variante bereits 4 Mal Ende November und Anfang dieses Monats in einer Stichprobe von 2.000 Proben entdeckt. Ist das Einreiseverbot also eine überzogene Reaktion? „Das wird uns die Zukunft zeigen“,

meint der Virologe. Doch der Virologe hat eine Botschaft, die man nur in einer belgischen Zeitung und in der NZZ aus Zürich findet. Sie halten die Mutation B.1.1.7 für nicht gefährlicher als alle anderen bisherigen Mutationen:

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Belgien stellt fest: Mutation B 1.1.7 läßt die Todeszahlen nicht steigen

Festhaltenswert ist jedenfalls der Grund dafür, warum Belgien bei der Entdeckung der Mutation B.1.17 keinen Alarm schlug, ja nicht einmal reagiert hatte: weil die Mutation nach Wochen eigener Erfahrung so ungefährlich ist, daß Belgien nach eigener Einschätzung gar nicht reagieren mußte. Die Mutation läßt zwar die Zahlen der Infizierten steigen, nicht aber die Todeszahlen:

«Wir haben kein Aufhebens darum gemacht, weil Viren immer mutieren, das ist nicht ungewöhnlich», so van Ranst gegenüber der NZZ. «Es gibt bis jetzt aber keinen Hinweis darauf, dass die Mutation tödlicher ist oder die Symptome verschärfen». Stark verbreitet haben dürfte sich die Variante mittlerweile auch in Belgien, ohne dass die Todeszahlen signifikant gestiegen wären.

Immerhin ist damit die Tatsache belegt, daß ein ganzes Land die Ausbreitung dieser Mutation als ungefährlich ansieht und bis Mitte Januar damit wohl recht behalten hat.

 

B.1.1.7 in Großbritannien: Boris Johnson bewertet B.1.1.7 als gefährlich

Großbritannien ist noch vor Belgien das Land, das in Europa im größten Umfang Proben von Viren systematisch analysiert (sequentiert), um auf diesem Weg über die Entwicklung eines Virus Kenntnis zu erhalten. So ist es nicht verwunderlich, daß B.1.1.7 zuerst in Großbritannien entdeckt wurde.

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Quelle: https://ourworldindata.org/coronavirus/country/united-kingdom

20.9.2020 früheste Probe einer B.1.1.7-Mutation

Gemäß der Unterlagen aus Großbritannien wurde B.1.1.7 dort am 15.10. entdeckt. Sie stammten aus Proben, die am 20. September 2020 in Kent und am 21. September 2020 in Greater London genommen wurden. Bis Anfang Dezember 2020 wurden weitere B.1.1.7-Infektionen in Großbritannien nachgewiesen.

Mit diesem Wissen um die Existenz von B.1.1.7 hob Boris Johnson ab dem 2.12. die Covid-Restriktionen zur Ankurbelung des Weihnachtsgeschäfts komplett auf:

„Earlier today, Boris Johnson confirmed that the national lockdown in England will be lifted on December 2. From this date, people will be able to go to the gym, hairdressers and beauty salons once again.“

Am 15. Dezember waren dann bereits 1623 Genome der B.1.1.7-Linie identifiziert worden. Davon stammten

  • 519 aus Greater London,
  • 555 aus Kent,
  • 545 aus anderen Regionen des Vereinigten Königreichs, einschließlich Schottland und Wales, und
  • 4 in anderen Ländern aufgefunden.
Quelle: https://assets.publishing.service.gov.uk/government/uploads/system/uploads/attachment_data/file/959359/Variant_of_Concern_VOC_202012_01_Technical_Briefing_4.pdf

Tabellen aus späteren Briefings zufolge stellt B.1.1.7 Anfang Januar 2021 im mittleren Alterssegment bereits 50% der Fälle.   

Erst viel später, mit dem vierten Briefing am 15.1. wird die britische Regierung eine Tabelle veröffentlichen, wie schnell sich B.1.1.7 ausbreiten wird. Tabelle 1 (rechts) aus dem vierten Briefing zeigt für alle Sequenzen der Säule 2 den wöchentlichen Anteil der Δ69-70-Sequenzen (was bedeutet, daß bei diesen die Aminosäuren Nr. 69 und 70 fehlen), von denen bestätigt wurde, dass sie VOC 202012/01 sind, also B.1.1.7. Vom 12.10. bis 28.12. wuchs der Anteil vom B.1.1.7 in den sequenzierten Proben damit von 3% auf 100%, wobei der Anteil vom über 90% bereits am 23.11. erreicht war.  

Vor der Öffnung am 2.12.2021 lag der wöchentlichen Anteil der Δ69-70-Sequenzen (was bedeutet, daß bei diesen die Aminosäuren Nr. 69 und 70 fehlen), von denen bestätigt wurde, dass sie VOC 202012/01 sind, damit bereits bei 95%.

Wie all diese Informationen in Einklang zu bringen sind, ist derzeit noch offen und geht aus den „technical Briefings“ der Regierung zu B.1.1.7 nicht hervor.

Angesichts der Tatsache, daß unter den vom britischen Gesundheitssystem offiziell sequenzierten Corona-Viren am 30.11. der Anteil der Mutation B.1.1.7 bereits bei 95% lag und angesichts der Tatsache, daß in diesem Zeitraum unter Lockdownbedingungen die Fallzahlen fielen und Boris Johnson am dem 2.11. die Restriktionen aufhob, um das Weihnachtsgeschäft zu ermöglichen,  erstaunt es, daß der selbe Boris Johnson am 21.12. ausgerechnet wegen B.1.1.7 die Sturmglocken läutete.

Wenig erstaunlich ist es hingegen, daß sich ein Virus bei völliger Öffnung im Winter leicht ausbreitet. Eine „Überlastung der Krankenhäuser“ wurde jedoch aus Großbritannien nicht gemeldet.

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Zweites „Technical Briefing“ vom 20.12.

Am 20.12. wurde in Großbritannien eine erste Kohortenstudie vorgestellt, in der eine Gruppe von mit B.1.1.7-Infizierten einer anderen Gruppe mit Infizierten durchgeführt wurde, die alle anderen Mutationen umfasst. Festhaltenswert ist an dieser Stelle, daß alle Ergebnisse aus dem zweiten Briefing offenbar unmittelbar auf die gesamte Breite der B.1.1.7-Mutationen bezogen sind, wie sie in den Proben vorgefunden wurden.

Dem zufolge breitet sich B.1.1.7 um ca. 65% schneller aus. Auf der anderen Seite haben alle anderen aufgefundenen Mutationen, als B.1.1.7 61% öfter die Folge, daß der Betroffene ins Krankenhaus muß. Außerdem schützt B.1.1.7 auch besser vor einer Neuinfektion:

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„Großbritannien-Mutation“ B.1.1.7 verursacht weniger Krankenhausaufenthalte

Diese britische Studie untersuchte 1.769 Patienten mit den gängigen SARS-CoV-2-Stämmen und 1.769 Personen mit der Variante B.1.1.7. Die Patienten zeigen keine wesentlichen Unterschiede im Alter, ihrer ethnischen Zugehörigkeit oder ihrer Lebenssituation.

Die Forscher entdeckten jedoch bei dieser Gegenüberstellung, dass 16 COVID-Patienten (0,9%), die mit dem Stamm B.1.1.7 infiziert waren, aufgrund ihrer Symptome ins Krankenhaus mussten.

Im Vergleich hierzu wurden 26 Patienten (1,5%), die mit den gängigen SARS-CoV-2-Stämmen infiziert waren, im selben Zeitraum ins Krankenhaus eingeliefert worden. (vgl. Blatt 8)

Teilt man die 0,9% durch die 1,5%, erhält man ein Verhältnis von 0,61, also den Wert, daß ausgehend von der neuen Großbritannien-Mutation die alten Stämme zu 61% öfter einen Verlauf nehmen, der im Krankenhaus behandelt werden muß. Warum in der Studie trotz dieser Tatsache dieser Wert mit der Wertung

„but the difference was not significant“

wegrelativiert wird, ist an dieser Stelle nicht nachvollziehbar.

Aus diesem Wert ist dennoch offenbar die Tendenz ablesbar, daß die Infektionen durch die „Großbritannien-Mutation“ zu signifikant weniger derart schwerwiegenden Verläufen führt, daß sie im Krankenhaus behandelt werden müssen, als es bei den andren bekannten Varianten der Fall ist. Von diesem Aspekt her betrachtet muß man die „Großbritannien-Mutation“ als harmloser bezeichnen, als die bisher bekannten Varianten.

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„Großbritannien-Mutation“ B.1.1.7  schützt besser vor einer Neuinfektion

Doch die Forscher haben noch eine weitere Erleichterung gefunden, die die „Großbritannien-Mutation“ B.1.1.7 mit sich bringt: Es immunisiert besser vor Neuinfektionen. Sie schreiben auf Blatt 9:

Two reinfections were detected in in the variant case group (1.13/1000 cases) compared to 3 reinfections in the comparator group (1.70/1000 cases, Fisher’s exact P=1.00)

Das bedeutet:

  • Aus dem Personenkreis, die mit der Mutation B.1.1.7 infiziert war, zeigten nur zwei Personen innerhalb von 90 Tagen nach ihrer ersten Krankheit ein zweites Mal Symptome.
  • Aus dem Personenkreis, die mit den anderen Varianten infiziert waren, zeigten drei Personen innerhalb von 90 Tagen nach ihrer ersten Krankheit ein zweites Mal Symptome.

Insgesamt ist also die Wahrscheinlichkeit nach einer durchlebten Infektion ein zweites Mal Symptome zu erhalten, gering und bei der Mutation noch geringer.  Eine eigentlich gute Nachricht, möchte man meinen.

Die Autoren der Studie berichten auch, dass der neue Coronavirus-Stamm das Risiko einer zweiten Erkrankung nicht zu erhöhen scheint.

„Es gab auch keinen signifikanten Unterschied in der Wahrscheinlichkeit einer erneuten Infektion zwischen Variantenfällen und der Vergleichsgruppe“,

ist dem Bericht zu entnehmen.

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„Großbritannien-Mutation“ B.1.1.7 breitet sich schneller aus

Bei all diesen Fragen der Ausbreitungsgeschwindigkeit, der Zahl der Krankenhausaufenthalte und der Re-Infektionen von/durch B.1.1.7 ist zu beachten, daß gemäß der Unterlagen aus Großbritannien die Bezugsgröße die die Mutation B.1.1.7, die die dortigen Gesundheitsbehörden VOC 202012/01, also „Variant of Concern aus dem Monat 12 des Jahres 2020 Nummer 1“ genannt haben. Dies wird sich im dritten Briefing dann ändern.

Unter diesen Mutationen ist Forschern zufolge eine, die die Rezeptorbindungsdomäne seines Spike-Proteins betrifft. Dies ist jener Teil des Virus, der sich an der Zellen anlagert und in diese eindringt, um sich dann selbst zu vermehren. Diese Veränderung soll dafür verantwortlich sein, daß sich die gesamte Mutation schneller ausbreitet. 

Die Forscher haben auch ermittelt, wie viel schneller sich das Virus ausbreitet. Hierzu arbeiten sie mit einer „attack rate“ (Blatt 9): 

Übersetzt bedeutet dies:

  • unter 15,1% von diesen Indexfällen war die Variante VOC 202012/01 bestätigt worden
  • unter 9,8% von diesen Indexfällen waren andere Varianten bestätigt worden

Setzt man ausgehend von der Mutation beide wieder ins Verhältnis, dann erhält man das Ergebnis, daß die Großbritannien-Mutation sich 65% schneller ausbreitet, als die bisher bekannten Varianten.

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Drittes „Technical Briefing“ vom 5.1.

In diesem dritten Briefing erstaunt schon, daß die Frage behandelt wird, „wie viele Fälle“ denn diese neue Variante erzeugen würde, denn im zweiten Briefing wurde ja durch eine Kohorten-Studie ja bereits ermittelt, daß alle anderen Varianten zu 61% öfter einen Verlauf nehmen, der im Krankenhaus behandelt werden muß, als B.1.1.7, oder VOC 202012/01, wie es die Behörden in Großbritannien bezeichnen.

In diesem dritten Briefing wurde außerdem die Bezugsgröße B.1.1.7, oder VOC 202012/01, wie es die Behörden in Großbritannien bezeichnen durch „SGTF“ ersetzt. Hiernach konnte dann – im diametralen Gegensatz als in dem Briefing zuvor – verbreitet werden, daß durch die neue Mutation B.1.1.7 die Krankenhäuser stärker belastet werden würden, als durch alle anderen Mutationen zuvor, wobei aber diese Änderung der Bezugsgröße in der Regel verschwiegen wird, sodaß der Eindruck entsteht, diese Aussage würde sich auf alle B.1.1.7 beziehen.

Ab dem dritten Briefing am 5.1.2021 geschehen also merkwürdige Dinge: Die Britische Regierung bezieht die Zahl der Krankenhausaufenthalte nicht mehr auf alle positiven B.1.1.7-Testergebnisse, sondern bildet eine neue Referenzgruppe, die sie „SGTF“ nennt und in der offenbar alle B.1.1.7-Testergebnisse zusammengefaßt werden, die u.a. einen Ct-Wert kleiner 31 aufweisen, wodurch alle B.1.1.7-Testergebnisse ausselektiert werden, die eine geringe Virenlast haben.

Den Unterlagen ist aber nicht entnehmbar, daß bei allen anderen Mutationen eine vergleichbare Selektion vorgenommen wurde!

In Folge werden also offenbar Krankenhauseinlieferungen mit einer B.1.1.7-Virenlast, die einen Ct-Wert von unter 31 entsprechen mit Krankenhauseinlieferungen aller anderen Varianten verglichen, die einen beliebigen Ct-Wert haben.

Natürlich belasten hohe Lasten an Viren einen Organismus stärker, als geringe Lasten an Viren. Naturgemäß fallen Organismen, die mit einer hohen Virenlast beaufschlagt sind, früher aus, als Organismen, die mit einer geringen Virenlast beaufschlagt sind.

Da die meisten Krankenhäuser jede ihrer Einlieferungen inzwischen routinemäßig auf Covid testen, liegt es in der Natur der Sache, daß die Sterbezahlen von Krankenhauseinlieferungen mit höherer Virenlast höher ausfallen, als die Sterbezahlen von Krankenhauseinlieferungen mit geringerer Virenlast. Somit liegt es auch in der Natur der Sache, daß mit einer Begrenzung des Ct-Werts, die Opferzahlen steigen.

Nach den uns bisher vorliegenden Informationen sieht es so aus, daß die Britische Regierung durch die Schaffung einer neuen Referenzgruppe, die sie „SGTF“ nennt, genau diesen Weg gegangen ist, die statistische Darstellung Opferzahlen nach oben zu schrauben.

Hierauf bezieht sich offenbar auch Ministerpräsident Söder in seiner Osteransprache.

Ob dies wissentlich geschah, oder „zufällig“ versucht der Abgeordnete Bergmüller (MdL) mit Hilfe einer parlamentarischen Anfrage zu ermitteln, die am Ende dieses Beitrags angehängt ist.

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Änderung der Bezugsgröße B.1.1.7 / „VOC 202012/01“ auf „SGTF“

Möglicherwiese wurde dieses empirische Faktum aus dem zweiten Briefing mit den Worten

„but the difference was not significant“

auch deswegen wegrelativiert, weil dieses auf der Bezugsgröße B.1.1.7, oder VOC 202012/01 ermittelte empirische Faktum in dem dritten Briefing durch eine Änderung der Bezugsgröße von B.1.1.7, bzw. VOC 202012/01 auf SGTF geändert werden soll.

Während nämlich zur Beurteilung der Fragen der Ausbreitungsgeschwindigkeit, der Zahl der Krankenhausaufenthalte und der Re-Infektionen von/durch B.1.1.7 gemäß der Unterlagen aus Großbritannien die Bezugsgröße die Mutation B.1.1.7, bzw. VOC 202012/01, also „Variant of Concern aus dem Monat 12 des Jahres 2020 Nummer 1“, wie es die dortigen Gesundheitsbehörden genannt haben, wird nun die völlig neue Bezugsgröße „SGTF“ eingeführt. Einen ersten Hinweis, was denn „SGTF“ sein soll,  kann man dem ersten Briefing auf Seite 3 entnehmen:

Das Spike-Gen-Target-Versagen (SGTF) kann als Proxy für die Beförderung des VOC dienen (siehe Abschnitt Auswirkungen auf den diagnostischen Assay unten). Die Klassifizierungen von SGTF sind vorläufig, da noch Falldefinitionen entwickelt werden. Auf dieser Grundlage haben wir die SGTF-Raten an die variable Spezifität im Zeitverlauf und zwischen den lokalen Behörden angepasst und dann dieselben Modelle angewendet, um die Assoziation von VOC-Häufigkeit und Reproduktionszahl abzuschätzen.

Der Hinweis:

Die Klassifizierungen von SGTF sind vorläufig, da noch Falldefinitionen entwickelt werden

läßt den Eindruck entstehen, daß mit Hilfe des Begriffs „SGTF“ die damit verbundenen Aussagen von den Aussagen über B.1.1.7 entkoppelt werden sollen. Eine Art Bestätigung dieses Verdachts kann man bereits dem zweiten Briefing entnehmen:

Während also B.1.1.7 eine Variante beschreibt, die die eingangs beschriebenen 17 Einzelmutationen umfasst, egal wie hoch der Ct-Wert ist, werden diesen Quellen zufolge aus diesen B.1.1.7-Mutationen mit Hilfe dieser SGTF-Definition schon einmal nur diejenigen herausgepickt und noch einmal extra zusammengefaßt, die Ct-Werte kleiner 31 haben und damit auf eine höhere Virenlast hinweisen, als die B.1.1.7-Proben, die einen Ct-Wert, der über 31 liegt.

Auf diesem Weg werden schon einmal diejenigen Infizierten aus der Gruppe der B.1.1.7-Infizierten herausgepickt und in meiner eigenen Referenzgruppe zusammengefaßt, deren Organismus eine höhere Virenlast aushalten muß, als mit B.1.1.7 infizierte Organismen, die einen Ct-Wert oberhalb von 31 aufweisen.

Eine Recherche im www ergibt außerdem das Ergebnis, daß der Begriff „case definition SGTF“ erstmals und ausschließlich für diesen Fall von Covid-Mutationen Anwendung findet. Der Begriff SGTF und die damit in Verbindung stehende Methode und Zusammenfassung zu dieser Gruppe ist damit nicht standardisiert und auch kein allgemein anerkannter Stand der Technik, sondern ein situatives und erstmaliges Konstrukt der britischen Regierung.

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Bei der „Großbritannien-Mutation“ B.1.1.7 werden bezogen auf „SGTF“ statt 11%, 14,8% der Kontakte zu Fällen 

Zwischen dem 30. November 2020 und dem 20. Dezember 2020 wurden 386.805 Fälle an NHS „Test and Trace“ gemeldet. 9.321 (2,4%) dieser Fälle enthielten genomische Sequenzierungsdaten; 3.801 (40,8%) dieser Fälle waren VOC 202012/01. 212.943 (55,1%) Fälle hatten Daten von TaqPath; 90.401 (42,5%) dieser Fälle waren Isolate mit SGTF.

Zwischen dem 30. November 2020 und dem 20. Dezember 2020 wurden 956.519 Kontakte gemeldet, die NHS Test and Trace gemeldet wurden. 20.497 Kontakte wurden in Fällen mit genomischen Sequenzierungsdaten gemeldet; 9.228 dieser Kontakte wurden in Fällen mit VOC 202012/01 gemeldet. 525.001 Kontakte wurden in Fällen der Säule 2 gemeldet, die von TaqPath-Labors getestet wurden. 262.769 dieser Kontakte wurden in Fällen mit SGTF gemeldet.

Hieraus ermittelten die Forscher:

121,072 (12.7%) of all contacts were known to become cases (secondary attack rate):
• 14.7% among those whose index case had VOC 202012/01; 14.9% among those whose index case had SGTF
• 11% among those whose index case had a genomic result of wild type; 11% among those whose index case was tested by a TaqPath lab and did not have SGTF

oder übersetzt:

  • Es war bekannt, dass 121.072 (12,7%) aller Kontakte Fälle wurden (sekundäre Angriffsrate). 14,7% unter denen, die die aktuelle Mutation B.1.1.7. aufweisen; bzw. 14,9% unter denen, deren Indexfall SGTF hatte
  • 11% unter denen, die eine der andren Mutationen aufwiesen; 11% unter denen, deren Indexfall von einem TaqPath-Labor getestet wurde und keine SGTF hatte.

Auf diese Weise kann nun das Argument in die Welt gesetzt werden, daß B.1.1.7 „aggressiver“ sei. Während also im zweiten Briefing empirisch nachgewiesen worden war, daß alle anderen Varianten 61% mehr Krankenhausaufenthalte verursachen, als B.1.1.7, das ja kleinrelativiert wurde, kann nun das gegenteilige Argument in die Welt gesetzt werden, daß nun statt 11% nun 14,8% „zu Fällen“ werden, was einer rechnerischen Zunahme von ca. 34% entspricht.

Daß diese „Fälle“ dadurch ermittelt wurden, daß man statt aller B.1.1.7-Positivtestungen, nur noch diejenigen betrachtet, die einen Ct-Wer von über 31 und damit eine höhere Virenlast aufweisen, wird jedoch verschwiegen.

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Die „Großbritannien-Mutation“ B.1.1.7 dominiert in den Routinescreenings bereits

Die britische Regierung fragt die Infizierten umfangreicher über ihre Infektion ab, als es in Deutschland der Fall ist. Auf dieser erweiterten Datenbasis wird dann die so genannte „attack-rate“ berechnet.

Für die Fallgruppe „direkter Kontakt“  lautet die Definition hierbei:

Gesicht zu Gesicht innerhalb von 1 Meter / Hautkontakt inklusive sexuellem Kontakt / angehustet, angeniest oder angespuckt.

Bereits am 5.1. veröffentlichte die britische Regierung, daß sich B.1.1.7 in den ersten beiden 10-Jahres-Altersgruppen im Vergleich zur Summe aller anderen Varianten an die Spitze gesetzt hat.

In diesem dritten „Technical briefing“ veröffentlicht die britische Regierung die Erkenntnis, daß B.1.1.7 sich per Stichtag 4.1.2021 die Variante B.1.1.7 bei den Screenings in den mittleren Altersjahrgängen bereits mit allen anderen Varianten gleichgezogen hat und in der Altersgruppe der 30-49-Jährigen bereits dominiert.

Quelle: https://assets.publishing.service.gov.uk/government/uploads/system/uploads/attachment_data/file/959360/Variant_of_Concern_VOC_202012_01_Technical_Briefing_3.pdf

Damit ist dem dritten Briefing der britischen Regierung nicht nur zu entnehmen, daß sich B.1.1.7 schneller ausbreitet, sondern auch, daß diese schnellere Ausbreitung insbesondere in der Alterskohorte der 30.49-Jährigen vor sich geht, also in der Personengruppe, die im Arbeitsleben steht und die in der Regel in Familienverbünden zusammenlebt.

Der Tabelle 1 des dritten Briefings vom 5. Januar kann man beispielsweise entnehmen, daß Teile der Generation 60+ von der alten Mutation bis zu 50% öfter befallen sind, als die Vergleichsgruppen im selben Alter, die mit allen der neuen Mutation B.1.1.1. infiziert sind. Gemäß dieser Tabelle breitet sich die neue Mutation am schnellsten in der Gruppe der 40-49-Jährigen aus. In dieser Altersgruppe sind prozentual als erstes bereits mehr Personen betroffen, als in jeder anderen 10-Jahresscheibe.Außerdem überwiegt in dieser Altersgruppe die relative Infektionsrate als erstes bereits der relativen Infektionsrate der selben Altersgruppe mit allen anderen Mutationen.

Der Tabelle 2 des dritten Briefings vom 5. Januar kann man außerdem entnehmen, Frauen das Virus öfter übertragen als Männer. 52.2% der Übertragungen werden damit durch Frauen übertragen. 47.7% durch Männer. Hierbei macht es statistisch offenbar keinen Unterschied, um welche Mutation es sich handelt.

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Viertes „Technical Briefing“ vom 15.1.

Die britische Regierung bestätigt in diesem vierten „technical Briefing“, daß sich B.1.1.7 in dem Zeitraum zwischen der ersten Probe, die B.1.1.7 enthielt, also zwischen 20.9 und dem 14.1., also innerhalb von knapp vier Monaten dominant geworden ist.

Tabelle 1 zeigt für alle Sequenzen der Säule 2 den wöchentlichen Anteil der Δ69-70-Sequenzen (was bedeutet, daß bei diesen die Aminosäuren Nr. 69 und 70 fehlen), von denen bestätigt wurde, dass sie VOC 202012/01 sind. Vom 12.10. bis 28.12. wuchs der Anteil vom B.1.1.7 in den sequenzierten Proben damit von 3% auf 100%, wobei der Anteil vom über 90% bereits am 23.11. erreicht war.  

Quelle: https://assets.publishing.service.gov.uk/government/uploads/system/uploads/attachment_data/file/959359/Variant_of_Concern_VOC_202012_01_Technical_Briefing_4.pdf

 

Fünftes „Technical Briefing“ vom 26.1.:

Epidemiologische Befunde Aktualisiert am 26. Januar 2021, um neue Daten aufzunehmen.

In dieser Veröffentlichung wird eine übereinstimmende Kohortenstudie mit SGTF- und Nicht-SGTF-Fällen vorgestellt, wobei die Übereinstimmung auf 10-Jahres-Altersgruppen, Geschlecht, Testwoche und kommunaler Unterschicht beruhte.

Warum bei der Ermittlung der Todeszahlen nun erneut auf SGTF-Fälle Bezug genommen wird, und nicht auf positive B.1.1.7-Testergebnisse wird an keiner Stelle erwähnt.

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„SGTF-Fälle“

Es gab 92.207 SGTF-Fälle und eine gleiche Anzahl entsprechender Komparatoren in der übereinstimmenden Kohorte (n = 184.414). Ein 28-Tage-Todesfallrisiko wurde sowohl für SGTF- als auch für Nicht-SGTF-Fälle berechnet. Die erste Analyse wurde am 8. Januar 2021 abgeschlossen. von 14.939 SGTF-Fällen und 15.555 Vergleichern, die zwischen dem Datum der Probe und dem Enddatum des Untersuchungszeitraums mindestens 28 Tage hatten. Es gab 25 Todesfälle (0,17%) in SGTF-Fällen und 26 Todesfälle (0,17%) in Vergleichspräparaten (RR 1,00, 95% CI 0,58 – 1,73).

Am 19.01.2021 führte die aktualisierte Verknüpfung der Todesdaten mit derselben übereinstimmenden Kohorte zu einer längeren Zeit für die Nachverfolgung und Feststellung der festgestellten Todesfälle. Es gab 65 Todesfälle bei Nicht-SGTF-Fällen (0,1%) und 104 Todesfälle bei SGTF-Fällen (0,2%). innerhalb von 28 Tagen nach dem Datum der Probe. Damit erhöhte sich die Risikokennzahl auf 1,65 (95% CI 1,21-2,25). S-Gen-Zielversagen / Abstammungskorrelation Nur ein kleiner Teil aller neuen Fälle von VOC 202012/01 wird durch Sequenzierung des gesamten Genoms identifiziert, und diese Daten verzögern das Testdatum typischerweise um ungefähr 2 Wochen, daher ein Proxy-S-Genzielversagen (SGTF) wird zur Überwachung der VOC verwendet.

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Fragen des Abgeordneten Bergmüller an die Staatsregierung

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1. Verbreitung der Covid-19-Variante/Mutation B.1.1.7. in Bayern

1.1. Wie entwickelt sich die zeitliche Verbreitung der Mutation B.1.1.7 in Gesamtbayern (Bitte hierzu den Anteil an B.1.1.7 in Bayern in Prozent und vorzugsweise wöchentlich angeben und auch den Wohnort und Datum der Probe der ersten zehn mit dieser Variante Infizierten offenlegen)?

1.2. Wie entwickelt sich die örtliche Verbreitung der Mutation B.1.1.7 in den Landkreisen und kreisfreien Städten Bayerns (Bitte hierzu die „Top Ten“ der betroffenen Städte / Landkreise mit dem höchsten Anteil an B.1.1.7 vorzugsweise für jede erste Woche im Monat bis zum Zeitpunkt der Beantwortung dieser Anfrage angeben)?

1.3. Wie verhindert die Staatsregierung die Bildung von Varianten mit vielfachen – bei B.1.1.7 z.B. 17 – Einzelmutationen, die auf einen „Wirt“ schließen lassen, der längere Zeit z.B. in einem Krankenhaus o.ä. behandelt worden sein könnte, und dadurch dem Virus den zeitlichen Spielraum gegeben hat, all diese Einzelmutationen durchzuführen (Bitte hierbei die Máßnahmen beschreiben, die einzuhalten sind, daß on derartigen z.B. Krebsbehandlungspatienten als „Wirte“ derart vielfache Mutationen nicht nach außerhalb der Behandlungsstätte gelangen)?

 

2.  Aussagen des Ministerpräsidenten aus der Osterbotschaft

2.1. Welche wissenschaftlichen Tatsachen liegen der Aussage des Ministerpräsidenten „…die Britische Mutation ist aggressiver im Verlauf….“ (Bitte hierbei die Bedeutung des Begriffs „aggressiver im Verlauf“ ofenlegen, also ob damit eine jede der folgenden Möglichkeiten einzeln und/oder kumulativ gemeint ist, daß sich B.1.1.7 schneller verbreitet, und/oder mehr symptomatische Personen bewirkt, und/oder mehr Krankenhauseinlieferungen bewirkt und/oder Todesfälle bewirkt)?

2.2. Wie entwickeln sich die Patientenzahlen in Gesamtbayern, bei denen B.1.1.7 festgestellt wurde (Bitte wie in 1.1. darstellen)?

2.3. Wie entwickeln sich die Zahlen der Verstorbenen in Gesamtbayern, bei denen B.1.1.7 festgestellt wurde (Bitte wie in 1.1. darstellen)?

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3.  Aussagen des Ministerpräsidenten aus der Osterbotschaft

3.1. Welche wissenschaftlichen Tatsachen liegen der Aussage des Ministerpräsidenten „…die Britische Mutation … trifft vor allem viele Jüngere….“ zugrunde (Bitte die wissenschaftlichen Studien offenlegen, auf die sich die Staatsregierung bei dieser Aussage bezieht)?

3.2. Aus welchen Gründen teilt die Staatsregierung die sich aus der „Heatmap“ des RKI – vgl. Tagesbericht vom 6.4.2021 Abbildung 7 – ergebende Erkenntnis nicht, daß der politisch gewollte Eingriff in die Pandemie durch eine bevorzugte Impfung der älteren Generation,  das aus dieser Heatmap entnehmbare empirische Faktum bewirkt hat, daß Covid 19 und damit auch B.1.1.7 durch einen impfbedingten Entzug der geimpften, älteren Generation als „Wirte“ gezwungen wurde in die jüngere Generation auszuweichen?

3.3. Für wie wahrscheinlich hält es die Staatsregierung, daß es die von ihr selbst getroffenen Entscheidungen sind, daß wenn sie auf Covid-19 bei den älteren Mitbürgern beginnend durch eine Impfung der immer nächstjüngeren Alterskohorte es bewirkt, daß das Virus letztendlich in die Kindergeneration drückt wird?

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4.  Aussagen des Ministerpräsidenten aus der Osterbotschaft

4.1. Welche Tatsachen liegen der Aussage des Ministerpräsidenten „…die Britische Mutation … hat größere Langzeitfolgen… denn die Langzeitfolgen dieser neuen Corona-Variante können sehr sehr schwer ein….“ (Bitte Studienlage zu Art und Umfang der Langzeitfolgen chronologisch so offenlegen daß diese nachlesbar ist)?

4.2. Welche der in 4.1. abgefragten Langzeitfolgen liegen bei den Nicht-B.1.1.7-Varianten nicht, oder in nachweislich geringerem Umfang vor (Bitte Studienlage zu Art und Umfang der Unterscheide der Langzeitfolgen zwischen B.1.1.7 und allen anderen Varianten so offenlegen daß diese nachlesbar ist)?

4.3. Welche der in 4.1. abgefragten Langzeitfolgen liegen bei den Nicht-B.1.1.7-Varianten nicht, oder in nachweislich geringerer Intensität / Schwere vor (Bitte Studienlage zu Art und Umfang der Unterscheide der Schwere der Langzeitfolgen zwischen B.1.1.7 und allen anderen Varianten so offenlegen daß diese nachlesbar ist)?

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5.  Wissenschaftliche Tatsachen zu geringeren Einlieferungszahlen in Krankenhäuser durch B.1.1.7-Infizierte

5.1. Wie erklärt sich die Staatsregierung die empirische Tatsache, daß ausweislich des „second technical Briefing Seite 8“ der britischen Regierung vom 20.12.2020 bei einer Gegenüberstellung vergleichbarer Gruppen mit V.1.1.7 bzw. allen anderen Mutationen „16 COVID-Patienten, also 0,9%, die mit dem Stamm B.1.1.7 infiziert waren, aufgrund ihrer Symptome ins Krankenhaus mussten, während im Vergleich hierzu wurden 26 Patienten, also 1,5%, die mit allen anderen gängigen SARS-CoV-2-Stämmen infiziert waren, im selben Zeitraum ins Krankenhaus eingeliefert worden“ was ergibt, daß ausgehend von der neuen Großbritannien-Mutation die alten Stämme zu 61% öfter einen Verlauf nehmen, der im Krankenhaus behandelt werden muß (Bitte ausführlich darlegen)?

5.2. Aus welchen Gründen teilt die Staatsregierung den aus 5.1. ableitbaren Schluß nicht, daß es für einen mit B.1.1.7 Infizierten eine eher positive Botschaft ist, mit B.1.1.7 infiziert worden zu sein, statt mit irgend einer der anderen Varianten, da sich für ihn persönlich die Wahrscheinlichkeit um ca. 60% reduziert, deswegen ins Krankenhaus zu müssen?

5.3. Aus welchen Gründen teilt die Staatsregierung den aus 5.1. ableitbaren Schluß nicht, daß es für einen mit B.1.1.7 Infizierten eine eher positive Botschaft ist, mit B.1.1.7 infiziert worden zu sein, statt mit irgend einer der anderen Varianten, da sich für ihn, wie ebenfalls aus dem „zweiten technical Briefing“ aus Blatt 9 erster Absatz Satz 2 hervorgeht, daß die Wahrscheinlichkeit einer „Re-Infection“ durch B.1.1.7 im Vergleich zu allen anderen Varianten deutlich reduziert ist?

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6. Bezugnahme auf „SGTF“ in den „Technical Briefings“ 1-5 der britischen Regierung

6.1. Welche Kenntnisse hat die Staatsregierung über die von den britischen Behörden eingeführte „SGTF“-Fallgruppe, vgl. erstes Briefing Blatt 3; zweites Briefing Blatt 9, die sich dadurch auszeichnet, daß in ihr nur diejenigen B.1.1.7-Fällen enthalten sind, die einen Ct-Wert kleiner von 31 aufweisen (Bitte die Eigenschaften aufschlüsseln, die SGTF-Fälle haben, nicht aber Nicht-SGTF-Fälle?

6.2. Welche Kenntnisse hat die Staatsregierung darüber, daß eine zur „SGTF“-Fallgruppe, vergleichbare Fallgruppe aller anderen Nicht-B.1.1.7-Varianten erstellt wurde?

6.3. Welche Aussage kann nach Ansicht der Staatregierung aus einem Vergleich wie folgt zusammengesetzter Gruppen eine Aussage über „schwere Fälle“ im Sinne der Fragen 2.1. bis 4.3. abgeleitet werden „Mutation  1 umfassend alle Fälle mit Ct < 31“ verglichen mit „Mutation  1 umfassend alle Fälle mit beliebigem Ct-Wert“ oder verglichen mit „allen Mutationen Nicht-1 umfassend alle Fälle mit beliebigem Ct-Wert“ (Bitte hierbei insbesondere auf „schwere Krankheitsverläufe“, oder „Todesfälle“ eingehen?

 

7. Behauptete Gefahren durch B.1.1.7

7.1. Wie bringt die Staatsregierung jede der in 2.1.; 3.1.; 4.1. abgefragten Aussagen des Ministerpräsidenten in Einklang mit der Aussage  des belgischen Virologen van Ranst, abgedruckt in er NZZ vom 21.12.2020 „«Es gibt bis jetzt aber keinen Hinweis darauf, dass die Mutation tödlicher ist oder die Symptome verschärfen». Stark verbreitet haben dürfte sich die Variante mittlerweile auch in Belgien, ohne dass die Todeszahlen signifikant gestiegen wären.

7.2. Wie bringt die Staatsregierung jede der in 2.1.; 3.1.; 4.1. abgefragten Aussagen des Ministerpräsidenten und jede der in 7.1. abgefragten Diskrepanzen in Einklang mit der empirischen Tatsache, daß die inzidenz-Zahlen in Belgien im März 2020 ausweislich der Inzidenz-Kurve von „Our World in Data / Belgium“ nicht gestiegen sind, obwohl B.1.1.7 in genau diesem Zeitraum dominant geworden ist (Bitte für jeden der Punkte einzeln beantworten)?

7.3. Wie bringt die Staatsregierung jede der in 2.1.; 3.1.; 4.1. abgefragten Aussagen des Ministerpräsidenten und jede der in 7.1. abgefragten Diskrepanzen in Einklang mit der empirischen Tatsache, daß für Großbritannien und Irland der Notfallchef der WHO Mike Ryan am 11.1. gegenüber der Irish-Times feststellte „Mein eigenes Land in Irland. . . hat einen der akutesten Anstieg der Krankheitsinzidenz eines Landes der Welt erlitten… und zwar nicht aufgrund der Variante, möchte ich hinzufügen, sondern aufgrund der zunehmenden sozialen Vermischung und Verringerung der physischen Distanzierung. Neue Variantenstämme... waren nicht der Treiber der neuen Entwicklung.“, was belegt, daß nicht B.1.1.7 der Treiber für höhere Inzidentien in dieser Zeit ist, sondern die durch das Weihnachtsgeschäft politisch gewollt geschaffenen besseren Ausbreitungsmöglichkeiten für Viren (Bitte für jeden der Punkte einzeln beantworten)?

 

8. Missbrauch vom B.1.1.7 zu politischen Zwecken

8.1. Welche Argumente sprechen aus Sicht der Staatsregierung gegen eine Lesart der in den Fragen 1 bis 7 abgefragten Gegenstände dahingehend, daß die Staatsregierung wohl kein prioritäres Interesse an der Bekämpfung von Covid in Bayern hat, sondern andere prioritäre Interessen verfolgt, für die Covid nur ein Mittel zum Zweck ist?

8.2. Welche Argumente sprechen aus Sicht der Staatsregierung dagegen die wirklich von der Staatsregierung verfolgte Ziele auch darin zu finden, für Bayern ihren Beitrag dazu zu leisten, daran mitzuwirken ein weltweites System aufzubauen, über den Vorwand der Gesundheit die Bewegungen der Bürger als dem Souverän demokratisch gewählter Staatslenker weltweit zu erfassen und damit auswerten und kontrollieren zu können und sich damit letztendlich ein Instrument zu schaffen, den eigenen Bürger als Souverän entmachten zu können oder tatsächlich zu entmachten?

8.3. Welche Argumente sprechen aus Sicht der Staatsregierung dagegen die wirklich von der Staatsregierung verfolgte Ziele auch darin zu finden, für Bayern ihren Beitrag dazu zu leisten, daran mitzuwirken eine  Art Gesundheitsdiktatur aufzubauen, indem innerhalb des parlamentarischen Systems über eine Art „Notrecht“ eine Schneise für Rätesystem geschaffen wird, innerhalb dessen von der demokratisch nicht legitimierten Institution des EU-Rats über die im Grundgesetz nicht vorgesehene und als Institution demokratisch nicht legitimierte Bund-Länder-Konferenz bis zum Landrat als unterstes staatliches Vollzugsorgan durchregiert werden kann?