Bayerisches Wasserkraftforum in Töging – Welches Potenzial hat die Kraft der Flüsse noch in Bayern?

Quelle: Von Hansueli Krapf - Diese Datei ist ein Ausschnitt aus einer anderen Datei, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=44745115

TÖGING AM INN – Die Wasserkraft hat in Bayern noch viel Potenzial, dessen Hebung jedoch politisch verhindert wird.

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Am 6. Mai fand das 11. Bayerische WasserkraftForum in Töging am Inn statt. Die Bayerische GemeindeZeitung begrüßte dazu über 100 Fachleute aus Politik, Kommunen, Wissenschaft und Wirtschaft zum Austausch und zur Vernetzung. Zahlreiche Teilnehmer besichtigten im Anschluss das 2022 modernisierte Wasserkraftwerk Jettenbach-Töging, das rund 200.000 Haushalte mit Strom aus dem Inn versorgt.

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Bayerisches Wasserkraftforum in Töging – Welches Potenzial hat die Kraft der Flüsse noch in Bayern?

Ein Bericht von Franz Bergmüller, Metzgermeister, Immobilienunternehmer und bayerischer Landtagsabgeordneter aus Rosenheim

Die Bayerische Gemeindezeitung veranstaltete Anfang Mai erneut das Bayerische Wasserkraftforum in Töging am Inn. Die Fachtagung behandelte technische und rechtliche Fragestellungen rund um die Wasserkraft und richtete sich vorrangig an kommunale Entscheidungsträger sowie Behördenvertreter. Zusätzlich waren zahlreiche Unternehmen aus dem Energiesektor vertreten und berichteten über aktuelle Projekte. Der Verband der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft VBEW gab seine Einschätzung zur neuen Bundesregierung ab und lobte ausdrücklich den Koalitionsvertrag, nach dessen Wortlaut die vorhandenen Wasserkraftpotenziale gehoben werden sollen. Dieser Vertrauensvorschuss gegenüber der neuen „Großen Koalition“ überrascht, da auch die Koalitionsverträge der vergangenen Regierungen eher „empfehlenden Charakter“ hatten und in weiten Teilen nicht umgesetzt wurden. Im neuen Regierungsvertrag zwischen Union und SPD steht zur Wasserkraft außerdem lediglich ein allgemein gehaltener Absatz:

„Bestehende Potenziale bei der kleinen und großen Wasserkraft und bei Pumpspeicherkraftwerken werden wir heben.“

Warum der VBEW als wichtigster Energieverband Bayerns aus dieser Floskel ein echtes Bekenntnis zur Wasserkraft ableitet, blieb im Rahmen der Veranstaltung jedoch offen. Ein wenig realistischer schätzte der Referent des Verbands die angekündigte Subventionierung des Strompreises ein: Diese wurde wortwörtlich (und völlig zutreffend) als Wertvernichtung bezeichnet, da Subventionen keine echte Lösung für eine zu teure Stromerzeugung seien. Im Zusammenhang mit dem 500 Milliarden Euro umfassenden Sondervermögen bzw. Schuldenpaket wurde darauf hingewiesen, dass lediglich 100 Milliarden Euro für Investitionen der Länder vorgesehen seien. Über die zwölf Jahre Laufzeit des Pakets seien dies jährlich nur 8,3 Milliarden – eine doch überschaubare Summe angesichts des enormen Investitionsrückstaus in der Infrastruktur.

In weiteren Vorträgen zu technischen Innovationen im Bereich Wasserkraft wurde die Kombination von bestehenden Anlagen mit Batteriespeichern vorgestellt. Durch den Einsatz großer Speicher im Megawattbereich könne zukünftig Regelleistung erbracht werden, ohne das Wasserkraftwerk selbst hoch- oder runterfahren zu müssen. Statt mehreren Millionen Stellbefehlen an die aufwändige Mechanik der Turbine seien ab sofort nur noch wenige hundert Leistungsanpassungen pro Jahr erforderlich, weil kleinere Schwankungen nun vom Batteriespeicher übernommen würden. Diese Kombination habe sich mittlerweile bewährt und werde aktuell an mehreren Laufwasserkraftwerken in Bayern nachgerüstet.

Erwähnenswert hierzu war die Tatsache, dass die verbauten Batteriezellen vom chinesischen Hersteller CATL geliefert werden, die Steuerungstechnik selbst komme jedoch nach wie vor aus Deutschland. In einer anschließenden Diskussion zu Versorgungssicherheit und Cyberangriffen erwähnte die Betreiberfirma, dass sie zu allen eigenen Anlagen Glasfaserstandleitungen verlegt habe, um vor digitalen Angriffen geschützt zu sein. Weiterhin würden alte Sicherungsdateien der Kraftwerkssteuerung vorgehalten, um nach einer erfolgten Cyberattacke sofort wieder ein funktionsfähiges Betriebssystem aufspielen zu können.

Bemerkenswert waren auch einige Fakten zum österreichischen Energiemarkt. Dort werden sogenannte „Krisengewinne“ von Energieversorgern seit 2022 gesetzlich abgeschöpft und fließen in den Bundeshaushalt. Im vergangenen Jahr kamen so rund 200 Millionen Euro zusammen, die Maßnahme wurde von der österreichischen Bundesregierung erst kürzlich verlängert. Zusammen mit der neuen Stromsondersteuer sehen wir also auch in Österreich zunehmende planwirtschaftliche Eingriffe in den Energiemarkt. Die österreichische Regierung rechne aufgrund der fortschreitenden Elektrifizierung mit einer Verdoppelung des Stromverbrauchs bis 2040, was jedoch zu einer Verdreifachung der benötigten installierten Leistung führen würde. Bislang sei auch in Österreich völlig unklar, wie dies erreicht werden solle.

Zum Abschluss der Tagung wurde die überbordende Bürokratie im Wasserkraftrecht thematisiert. Selbst für kleine Anlagen unter 150 Kilowatt Leistung würden Genehmigungsverfahren mittlerweile über drei Jahre dauern, wobei dies je nach Behörde sehr unterschiedlich sei. Als wesentlicher Kritikpunkt wurde erwähnt, dass Behörden keine Zeitpläne für die Abwicklung von Wasserkraftvorhaben aufstellten und die Zuständigkeit häufig unklar sei. Bei großen Projekten wie dem deutsch-österreichischen Energiespeicher Riedl an der Donau sei die Lage noch dramatischer: Die Planungen für dieses Pumpspeicherkraftwerk gingen bereits auf die 70er Jahre zurück und noch immer sei das Genehmigungsverfahren nicht abgeschlossen. Hieraus kann man auch das Fazit zum Wasserkraftforum ableiten: Das Potenzial ist vorhanden – aber wir verhindern erfolgreich die Nutzung. Leider gilt dies nicht nur für die Wasserkraft, sondern mittlerweile für nahezu alle Bereiche. Eine Zeitenwende zurück zu Leistung, Eigenverantwortung und Freiheit ist dringender denn je.