
UTRECHT – Eine Sozialistin baut die niederländische Stadt Utrecht kontinuierlich zu einer 10-Minuten Smart City um.
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Die Niederlande leiste(te)n sich nicht nur einen besonders opportunistischen Ministerpräsidenten, Marc Rutte, der immerhin vier Kabinette aufstellte, bevor er durch einen Bauernaufstand weggefegt wurde. Der Bauernaufstand entzündete sich am Umstand, dass Rutte Ökoauflagen dazu benutzte, um bei Nichtbeachten das Land der Bauern in Staatsbesitz umzuwandeln.
Innerhalb der Niederlande leistet sich die Stadt Utrecht die Sozialistin Sharon Dijksma auch noch als Bürgermeisterin. Zuvor war Dijksma stellvertretender Vorsitzender der VNG (2022–2023), Stadtrat von Amsterdam (2018–2020), Staatssekretär für Infrastruktur und Umwelt (2015–2017), Wirtschaft (2012–2015) in den Kabinetten von Marc Rutte und Bildung, Kultur und Wissenschaft (2007–2010) sowie Abgeordneter (1994–2007, 2010–2012 und 2017–2018).
der folgende Beitrag über die Entwicklung Utrechts hin zu einer Smart City ist in einem niederländischen Blog erschienen. Wir haben ihn zur leichteren Lesbarkeit lediglich strukturiert und mit Überschriften versehen.
Wie die alte Domstadt Utrecht durch eine Sozialistin in eine „Smart City“ und „Zehn-Minuten-Stadt“ verwandelt wird
Utrecht ist auf dem besten Weg, eine 10-Minuten-Stadt zu werden. Gleichzeitig wächst das Netzwerk aus Kameras, 5G-Sendemasten und intelligenter Infrastruktur weiter. Die Initiatoren des „10-Minuten-Spaziergangs“ – einer Stadtführung entlang der Schattenseiten der Smart City Utrecht – wollen die Teilnehmer auf die Entstehung eines Freiluftgefängnisses aufmerksam machen.
Rund vierzig Spaziergänger haben sich vor dem Mariaplein in Utrecht versammelt. Die drei Organisatoren des „10-Minuten-Spaziergangs“, der in Wirklichkeit über eine Stunde dauert, sind Robbert Recourt, Dirk Plat und Rens van den Bulck. Sie wollen zeigen, wie weit Utrecht als sogenannte 10-Minuten-Stadt fortgeschritten ist. Teilnehmerin Afke Huitema, die neugierig auf die neuesten Entwicklungen ist und Gleichgesinnte treffen möchte, erlebt ein Heimspiel.
scherzt sie.
In einer 10-Minuten-Stadt sind alle grundlegenden Einrichtungen wie Geschäfte, Schulen, öffentliche Verkehrsmittel und Gesundheitsversorgung innerhalb von zehn Minuten zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichbar, so die Philosophie hinter dem Konzept. Kommunen bewerben es als nachhaltig, Kritiker sehen darin einen Schritt in Richtung einer Kontrollgesellschaft, in der die Einschränkung von Reisebewegungen dafür sorgt, dass man als Einwohner in seiner eigenen Stadt eingesperrt ist.
Im Juni letzten Jahres gingen besorgte Bürger, darunter Recourt, ins Rathaus, um den Ratsmitgliedern ihre Bedenken über diese Entwicklungen mitzuteilen. Ihm zufolge wurden sie praktisch ignoriert.
Utrecht auf dem Weg in eine „Smart City“
Neben dem Anspruch, eine 10-Minuten-Stadt zu werden, entwickelt sich Utrecht auch zu einer Smart City: einer „intelligenten“ Stadt, in der Technologie und Daten genutzt werden, um Prozesse mithilfe von Kameras und fortschrittlichen Sensoren effizienter und sicherer zu gestalten.
Organisator Robbert Recourt schlüpft zu diesem Anlass in die Rolle der fiktiven Figur Piet von der PTT. Er trägt ein Kostüm und eine Tasche mit Briefen, die er gelegentlich für Fragen, Erklärungen oder Aufgaben hervorholt. Mit seinem Auftritt möchte er die Kinder aktiv einbeziehen. Schwierige Konzepte werden ruhig erklärt. Maartje van den Berg, die seit Jahren zum Aufstieg intelligenter Städte forscht und Vorträge hält, begleitet die Kinder mit einer Handpuppe: einer Krähe. Auch sie wird damit die Aufmerksamkeit der Kinder auf sich ziehen, ihnen Fragen stellen und mit viel Humor scharfsinnige Beobachtungen machen.
„Was für eine schöne Uhr du hast! Oh nein, ich werde sie nicht stehlen, denn das wird auf der Kamera festgehalten.“
Der erste Halt führt an zwei Beobachtungspunkten vorbei: einer Kamera mit QR-Code und einer um 360 Grad drehbaren Polizeikamera.
Kennzeichen-Scann-Geräte zur Überwachung der Umweltkonformität der Autos
Ein Mädchen aus der Gruppe liest eine Frage vor:
„Wie viele ANPR-Kameras gibt es in Utrecht?“
Diese Kennzeichenscanner (Automatic Number Plate Recognition) registrieren Fahrzeuge und verknüpfen die Daten mit Polizeidatenbanken. In Utrecht gibt es mittlerweile neunzehn davon. Sie spielen auch in den Null-Emissionszonen eine Rolle: Bereiche, in denen nur emissionsfreie Fahrzeuge willkommen sind. Umweltschädliche Autos werden automatisch erkannt und registriert.
5G Elektrosmog
sagt Frank Zweers, bildender Künstler und Gründer des Aktionskomitees 5Gisnietoke.nl, der ebenfalls mitläuft. Zweers ist auch Initiator der EMF Kaart NL, einer Bürgerplattform, die elektromagnetische Strahlung anhand lokaler Messungen kartiert. Neben ihm steht seine Mitbürgerin Lizzy Weeber, die ebenfalls auf die schädlichen Auswirkungen von Strahlung aufmerksam macht, die von Kopfschmerzen über Schlafstörungen bis hin zu Krebs reichen.
Laut Zweers werden kritische Studien bewusst ignoriert:
In Studien, die von Telekommunikationsunternehmen finanziert werden, sind die Zahlen deutlich niedriger. Zweers sagt, er habe Strahlungswerte von über einer Million Mikrowatt pro Quadratmeter gemessen: genug, um eine LED-Lampe pro Quadratmeter zum Leuchten zu bringen.
„Das liegt aber auch daran, dass so viele Menschen mit Handys herumlaufen“,
bemerkt ein Teilnehmer.
„Ja, wir machen das selbst, mit unseren selbstfahrenden Autos und Mobiltelefonen.“
Smart Poles und „intelligente Polizeistationen“
An den nächsten Stationen werden Sendemasten und andere Kontrollinstrumente einer Smart City erklärt. Der Bahnhofsvorplatz ist das Herzstück der Überwachungsgesellschaft mit Kameraüberwachung, 5G-Türmen und einer intelligenten Polizeistation.
Die intelligente Polizeistation ist eine Neuerung: Besucher können dort eine digitale Anzeige erstatten. Es sind keine Beamten anwesend, nur ein Servicemitarbeiter und ein Sicherheitsbeamter. Die Idee stammt aus Dubai, wo solche unbemannten Stationen üblich sind. Die Utrechter Version folgte einem Besuch von Bürgermeisterin Sharon Dijksma in den Vereinigten Arabischen Emiraten.
Jemand bemerkt, dass die „feindselige Architektur“ des Utrechter Hauptbahnhofs zu noch mehr Aggression führe. Viel Asphalt, kaum Grünflächen, keine Bänke: Alles, was ein angenehmes Beisammensein verhindert. In Städten wie Rotterdam geht es sogar noch weiter: Dort sind sogar Stahlzangen an Bänken montiert, sodass man keine entspannte Position einnehmen kann. Gleichzeitig werden Erinnerungen an den alten Utrechter Bahnhof wach. Ein Foto macht die Runde, das dem Spaziergang einen Hauch von Nostalgie verleiht. Ein anderes Foto zeigt, wie klassische Häuser einer modernen, distanzierten Architektur aus Glas und Beton gewichen sind.
Politik des Autofahrermobbings
Dann stößt die Gruppe mitten in der Innenstadt auf einen sogenannten „Cut“: eine Straße, die für den Durchgangsverkehr gesperrt ist. Nur Anwohner mit Genehmigung, Rettungsdienste oder Elektro-Carsharing dürfen passieren. Der Rest wird über Kennzeichenkameras erfasst.
erklärt Recourt.
Ein Resume
Für Teilnehmer Colijn Wakkee aus Utrecht bestätigte der Spaziergang vor allem sein bereits vorhandenes Wissen. Er hat Geographie studiert und kennt sich gut mit Raumplanung aus. Am Ende des Spaziergangs ließen sich alle auf einer Terrasse nieder. Die Teilnehmer tauschten Eindrücke aus. Neben einem informativen Spaziergang war es auch ein angenehmes Treffen mit Gleichgesinnten.
Die Luft ist klamm, es beginnt zu regnen. Robbert Recourt packt seine Sachen. Er schließt eine Fortsetzung nicht aus.
Er lud auch Ratsmitglieder ein, doch niemand antwortete.