Die Corona-Neuinfektionen sinken trotz Lockerung des Lock-Down; „Experten“ rätseln angeblich über den Grund hierfür

Quelle RKI Abb. 5 Blatt 14 https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2020/Ausgaben/17_20.pdf?__blob=publicationFile

BERN – „Stell Dir vor, das Virus geht zurück und keiner weiß warum„. So oder so ähnlich lassen sich zwei Wochen nach der weitgehenden Rücknahme der Lock-Down-Bestimmungen in der Schweiz die aktuellen Zahlen für Neuansteckungen lesen.

Tatsache ist, daß Virenepidemien auch saisonalen Effekten / Schwankungen ausgesetzt sind. Es ist auch allgemein bekannt und gesichert, daß Viren-Epidemien im Herbst und Winter gehäufter auftreten, als im Sommer.

Dies wurde durch eine Untersuchung aus China auch für das COVID-19-Virus bestätigt, die am 9. März 2020 veröffentlicht wurde, also erhebliche Zeit vor dem Lock-Down in Mitteleuropa, der in Mitteleuropa ab dem 13.März anrollte und in Deutschland am 23.3. verkündet wurde. Die chinesischen Forscher schrieben bereits am 9. März:

Unter der Annahme eines Anstiegs der Temperatur und der relativen Luftfeuchtigkeit um 30 Grad und 25 Prozent von Winter zu Sommer auf der Nordhalbkugel erwarten wir einen Rückgang der R-Werte um etwa 0,89 (0,69 nach Temperatur und 0,20 nach Luftfeuchtigkeit). Darüber hinaus spielen Temperatur und relative Luftfeuchtigkeit nach den Sperrungen in China und den USA immer noch eine wichtige Rolle bei der Reduzierung der R-Werte, jedoch in geringerem Maße. Angesichts der Annahme, dass die nicht intervenierten R-Werte bei etwa 2,5 bis 3 liegen, können nur Wetterfaktoren die R-Werte nicht unter ihren kritischen Zustand von R <1 bringen, unter dem die Epidemie allmählich abnimmt. Daher sind Interventionen im Bereich der öffentlichen Gesundheit wie soziale Distanzierung von entscheidender Bedeutung, um die Übertragung von COVID-19 auch im Sommer zu blockieren.

Dem Ergebnis zufolge ist es also so, dass wärmere Temperaturen und eine höhere Luftfeuchtigkeit offenbar doch die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus signifikant einschränken. Die Forscher haben für ihre Untersuchung insgesamt 100 chinesische Städte mit jeweils mehr als 40 bestätigten Coronafällen untersucht. Sie haben die jeweilige Übertragungsrate für diese Stadt errechnet und dabei auch Bevölkerungsdichte und wirtschaftliche Aktivität berücksichtigt. Dabei zeigte sich: Ein Temperaturanstieg von einem Grad Celsius und eine Zunahme der Luftfeuchtigkeit um ein Prozent reduzierte die Ansteckungsrate für die jeweilige Stadt deutlich. Dieses Ergebnis decke sich mit den Beobachtungen über Grippeviren.

Die chinesischen Forscher verrtreten daher die Auffassung, daß mit Beginn des Sommers auf der Nordhalbkugel, ergänzt durch die Regenzeiten an manchen Orten, alleine hierdurch die Reprdoduktionszahl um den Faktor von ca. 1 reduziert werden kann.

Tatsache ist jedenfalls auch, daß der R-Wert in Deutschland am 21.3.2020 bereits unter 1 war und daß der Lock-Down in Deutschland dessen ungeachtet erst zwei Tage später in Kraft gesetzt wurde, nämlich am 23.3.2020.

Nun scheinen erste empirische Daten aus der Schweiz diese Voraussagen zu bestätigen.

Zwei Wochen ist es her, seit so etwas wie Normalität zurückkehrte: Am 11. Mai durften die Läden wieder öffnen, die Kinder wieder in die Schule, und auch das Feierabendbier im Restaurant lag wieder drin. Und nach acht Wochen in den eigenen vier Wänden geniessen die Schweizer nun die wiedergewonnene Freiheit sichtlich: Strassencafés sind voll, Märkte gut besucht, die Naherholungsgebiete werden überschwemmt. Beim Bund war man davon ausgegangen, dass in der Folge die Zahl der Corona-Neuinfizierten wieder leicht ansteigen würde – weil es immer schwieriger wird, die nach wie vor geltenden Abstandsregeln durchzusetzen. Passiert ist das Gegenteil.

Der oberste Epidemiologe für die Schweiz „Koch“ gibt ganz offen zu, daß er nicht in der Lage ist, zu bestätigen, daß der Rückgang des R-Werts auf die Maßnahmen des Lock-Down kausal zurückzuführen sind.

«Was genau dazu geführt hat, wissen wir nicht», sagte er bei der wöchentlichen Medienkonferenz auf eine BLICK-Frage. Wenn die Lockerungsschritte zu einer Erhöhung der Ansteckungen geführt hätten, würde man das jetzt sehen – die Inkubationszeit bei Corona liegt bei maximal 14 Tagen. Aber das ist nicht der Fall.

Da also den Zahlen nicht entnehmbar ist, daß die Lockerungen zu Neuinfektionen geführt haben, stellt sich natürlich die Frage, warum nicht schon früher gelockert wurde, bzw. welchen Sinn der Lock-Down überhaupt gehabt hat!