Ein Test britischer Verbraucherschützer
Bei einem Test von Produkten aus vier Kategorien –
- Heißluftfritteusen,
- Smartwatches,
- smarte Lautsprecher und
- intelligente Fernseher –
entdeckte die britische Verbraucherschutzorganisation „Which?“ einen regelrechten Albtraum des Datensammelns. Besonders absurd:
Kategorie Heißluftfriteuse
DAs Sammeln der Daten wird zwar in den Datenschutzhinweisen der Hersteller offengelegt, aber Transparenz ist nichts Wert, wenn sie in juristischem Fachjargon vergraben ist, den man nie liest.
Wer versucht dies zu begreifen kann sich die Zeit nehmen, muß aber wissen, daß diese Unentschlossenheit bereits protokolliert wird.
- Eine der getesteten Heißluftfritteusen verlangte tatsächlich die Erlaubnis, die Telefonleitung der Nutzer abzuhören. Das ist kein scherz! Es geht um die Erlaunbis zu Audioaufzeichnungen, weil eine Fritteuse unbedingt mithören will, wenn man sich gerade über ein Rezept unterhält.
- Eine Heißluftfritteusen von Xiaomi ging noch einen Schritt weiter und verknüpfte seine App mit dem „Who is Who“ Facebook, TikToks Pangle und Tencent. Das sind die Weltmeister der Daten-Tracker,
- Auch die Friteusen von Aigostar und Xiaomi übermitteln die persönlichen Daten ihrer Nutzer an Server in China.
Das wirft die offensichtliche Frage auf: Wozu benötigt man eine Fritteuse, die gleichzeitig als Datensauger dient? Spoiler: Sie brauchen sie nicht. Aber sie verkaufen Ihre Gewohnheiten, Vorlieben und sogar Ihr Geschlecht und Geburtsdatum für Marketingzwecke und möglicherweise für die globale Datenherrschaft.
Kategorie Intelligente Lautsprecher
Vergleichbar verhält es sich bei so genannten „sparten Lautsprechern“
- Die Untersuchung ergab, dass die intelligenten Lautsprecher von Amazon Echo eine Datenschutz-Show liefern: Man kann zwar einige Aufforderungen zur Datenfreigabe während der Einrichtung überspringen. Aber um das Gerät zu verwenden, ist immer ein Amazon- oder Google-Konto notwendig, was gleichbedeutend damit sein dürfte, daß sie einen ständigen Strom an Daten austauschen.
- Der Bose Home Portable-Lautsprecher versuchte noch trickreicher vorzugehen. Er bittet zwar um die Erteilung einer minimalen Erlaubnis aber unter dieser Oberfläche verbirgt sich eine Erlaubnis für Tracker, darunter auch Facebook und Google.
Kategorie Smartwatches
Noch heftiger sieht es bei Smartwatches aus. Wenn man sich eine Smartwatch zulegt, ist dies eigentlich gleichbedeutend mit einem Onboarding von Big Brother:
- Die zwei Smartwatches Kuzil und WeurGhy, die auf Amazon verkauft werden, sind praktisch identisch. Wenn man sie nicht online verbindet haben sie lediglich die Funktion die Zeit ablesen zu können. Erst mit der Zustimmung zum „Datenschutz“, also mit der Verbindung zu Amazon erhält man die eingekauften Funktionen.
- Die Ultimate-Smartwatch von Huawei geht dabei noch einen Schritt weiter und fordert neun „riskante“ Telefonberechtigungen an. Darunter einen uneingeschränkten Zugriff auf die eigenen Dateien, auf den eigenen Standort, auf die Audiodaten und sogar das Recht Blick auf die anderen Apps zu schauen.
Kategorie Fernsehgeräte
Dann gibt es noch die Smart-TVs. Hisense und Samsung verlangen bei der Einrichtung unter dem Vorwand der „Inhaltslokalisierung“ eine Postleitzahl. Samsung behauptet, dass dies optional sei. Die Verbraucherschützer von Which fanden jedoch heraus, daß das Gegenteil der Fall ist:
- Die TV-App von Samsung verlangte dagegen acht Berechtigungen, darunter die Möglichkeit, alle installierten Apps einzusehen. Das ist richtig: Ihr Fernseher macht sich Notizen über Ihre App-Bibliothek, während Sie Ihre Lieblingssendungen ansehen.
- Selbst Hisense, das keine Verbindung zu Trackern herstellte, nutzte die Standortdaten in großem Umfang.
- LG und Samsung verknüpften ihre Fernseher mit den üblichen Verdächtigen – Facebook, Google und anderen Marketing-Haien -, denn warum sollte man sich einen Film ansehen, ohne sich gleichzeitig in einen solchen zu verwandeln?
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Das große Bild: Überwachung durch Design
Der Redakteur von Which?, Harry Rose, fasst es mit erschreckender Klarheit zusammen:
„Hersteller von intelligenten Technologien und die Firmen, mit denen sie zusammenarbeiten, sind derzeit in der Lage, scheinbar rücksichtslos Daten von Verbrauchern zu sammeln, und dies geschieht oft mit wenig oder gar keiner Transparenz.“
Übersetzung: Ihre Geräte sind schwarze Löcher für den Datenschutz, und nein, Ihre Zustimmung gilt nicht als informiert, wenn sie unter Schichten von Jargon begraben ist.
Das britische Information Commissioner’s Office plant, bis 2025 neue Leitlinien für intelligente Produkte zu erlassen. Aber solange diese Regeln nicht mit Zähnen – und einem ernsthaften internationalen Schutz – versehen sind, wird der Überwachungszirkus die Aufsichtsbehörden weiter umtreiben.
Wenn Sie also das nächste Mal ein Küchengerät, ein Wearable oder sogar einen Fernseher kaufen, fragen Sie sich: Müssen Sie wirklich Ihre Privatsphäre für das Versprechen einer „intelligenten“ Technologie opfern? Oder ist es an der Zeit, der Überwachungswirtschaft ein Gerät nach dem anderen zu entziehen?
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Was kann man tun?
So verlockend die Annehmlichkeiten von Geräten mit Internetanschluss auch sein mögen, es ist klar, dass diese Geräte erhebliche Risiken für den Datenschutz mit sich bringen. Es ist immer am besten, sie nach Möglichkeit ganz zu vermeiden. Wenn das nicht möglich ist, gibt es glücklicherweise Maßnahmen, die Sie ergreifen können, um diese Risiken zu minimieren und die Kontrolle über Ihre persönlichen Daten zurückzugewinnen.
1. Lesen und verstehen Sie die Datenschutzrichtlinien
Datenschutzrichtlinien mögen trocken und voller Fachjargon sein, aber sie sind Ihre erste Verteidigungslinie. Informieren Sie sich vor dem Kauf eines Geräts, welche Daten es sammelt, wie sie verwendet und ob sie an Dritte weitergegeben werden. Wenn die Richtlinien zu sehr in die Privatsphäre eingreifen – oder schlimmer noch: vage sind -, sollten Sie sich zweimal überlegen, ob Sie das Gerät in Ihr Zuhause holen.
2. Datenschutzeinstellungen anpassen
Wenn Sie ein Smart-Gerät gekauft haben, sollten Sie sich nicht mit den Standardeinstellungen zufrieden geben. Nehmen Sie sich die Zeit, die Datenschutzeinstellungen zu durchforsten und alle unnötigen Funktionen zur Datenweitergabe zu deaktivieren. Bei einigen Geräten können Sie sogar bestimmte Datenerfassungsprozesse deaktivieren, aber diese Optionen sind oft tief in den Menüs verborgen. Suchen Sie sie heraus.
3. Unnötige Funktionen deaktivieren
Ein Smart-TV oder eine Heißluftfritteuse müssen sich nicht wie ein Spionage-Agent verhalten. Wenn er ohne zwingenden Grund Zugriff auf ein Mikrofon, eine Kamera oder GPS verlangt, sollten Sie diese Berechtigungen deaktivieren. Bei den meisten Geräten können Sie diese Funktionen entweder über die zugehörige App oder direkt in den Einstellungen Ihres Telefons steuern.
4. Internet-Konnektivität einschränken
Nicht jedes intelligente Gerät benötigt einen ständigen Internetzugang, um zu funktionieren. Eine Heißluftfritteuse zum Beispiel benötigt kein Wi-Fi, um Essen zu frittieren. Wenn Sie solche Geräte nach Möglichkeit offline halten, reduzieren Sie die Datenmenge, die sie an Hersteller und Dritte übertragen können, erheblich.
5. Sichern Sie Ihr Heimnetzwerk
Ihre Geräte sind nur so sicher wie Ihr Netzwerk. Schützen Sie Ihr Heim-Wi-Fi durch:
- Verwenden Sie ein sicheres, eindeutiges Passwort.
- Aktivieren der Zwei-Faktor-Authentifizierung auf Ihrem Router, falls verfügbar.
- Einrichten eines Gastnetzwerks für die Geräte von Besuchern.
- Regelmäßige Aktualisierung der Firmware Ihres Routers, um Sicherheitslücken zu schließen.
- Für zusätzliche Sicherheit sollten Sie ein virtuelles privates Netzwerk (VPN) verwenden, um die IP-Adresse Ihres Hauses zu verbergen und Ihren Internetverkehr zu verschlüsseln.
6. Halten Sie die Gerätefirmware auf dem neuesten Stand
Die Hersteller veröffentlichen häufig Firmware-Updates, um Fehler zu beheben und Sicherheitslücken zu schließen. Aktivieren Sie nach Möglichkeit automatische Updates oder planen Sie regelmäßige Überprüfungen, um sicherzustellen, dass Ihre Geräte über den neuesten Schutz vor neuen Bedrohungen verfügen.
7. Informieren Sie sich über Datenpraktiken
Wissen ist Macht. Folgen Sie vertrauenswürdigen Verbraucherschutzgruppen, um über Datenpraktiken und Datenschutzrisiken im Zusammenhang mit intelligenten Geräten auf dem Laufenden zu bleiben. Wenn Sie diese Themen verstehen, können Sie fundierte Kaufentscheidungen treffen und unnötige Risiken vermeiden.
8. Unterstützung strengerer Datenschutzbestimmungen
Individuelle Maßnahmen sind wichtig, aber um das Problem an der Wurzel zu packen, sind systemische Veränderungen erforderlich. Setzen Sie sich für solide Datenschutzgesetze ein, die Transparenz fordern, das Sammeln von Daten begrenzen und Verstöße streng bestrafen. Unterstützen Sie Organisationen und Politiker, die dem Verbraucherschutz Priorität einräumen.
9. Wählen Sie nicht-intelligente Alternativen
Nicht jedes Gerät muss mit dem Internet verbunden sein, um seinen Zweck zu erfüllen. Eine herkömmliche Kaffeemaschine, ein stummer Fernseher oder ein mechanischer Thermostat funktionieren oft genauso gut – wenn nicht sogar besser -, ohne in Ihre Privatsphäre einzudringen. Der einfachste und effektivste Weg, die Ausbeutung von Daten zu vermeiden, ist es, analog zu arbeiten.
10. Entscheiden Sie sich für Tools, die den Datenschutz berücksichtigen
Wenn Sie ein intelligentes Gerät verwenden müssen, suchen Sie nach datenschutzfreundlichen Alternativen. Zum Beispiel:
- Verwenden Sie Apps, die die Gerätekontrolle ohne unnötige Datenberechtigungen zusammenfassen.
- Erkunden Sie Open-Source-Plattformen, bei denen der Schutz der Privatsphäre der Nutzer im Vordergrund steht.
- Vermeiden Sie Apps, die mit bekannten Unternehmen verbunden sind, die Daten sammeln, wie Facebook oder TikTok.