
PARIS – Seit knappen zehn Jahren kursiert das – bisher gerichtsfest bekämpfte – Gerücht, daß die Ehefrau des Präsidenten Frankreichs gar keine Frau sei und dieser Kampf geht mit zwei neuen Veröffentlichungen nun in eine neue Runde.
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Nach Überzeugung der AfD soll, wenn die Haustüre zu ist, jeder so leben, wie er mag. Im öffentlichen Raum sollte sich hingegen jeder so bewegen, daß er Anderen keinen Schaden zufügt und – im wörtlichen und im übertragenen Sinn – Anderen nicht zu nahe tritt. Das gilt natürlich auch für den Präsidenten Frankreichs, Emanuel Macron.
Doch Macron macht es in diesem Zusammenhang den Franzosen nicht gerade einfach, denn es ist eine unbestreitbare Tatsache, daß Macron im Alter von ca. 40 Jahren eine ca. 65-Jährige heiratete. Hinzu kommt, daß die äußere Erscheinung seiner neuen Ehefrau bei Dritten offenbar manchmal den Eindruck erweckt, daß Macrons Ehefrau tatsächlich Mann sein könnte. Letzteres Problem teilt Macron übrigens mit Barak Obama, dessen Frau ebenfalls nachgesagt wird, daß sie ein Mann sein könnte.
Und wenn schon, dann sollen sie halt Männer sein, wen interessiert das im Kern? Eigentlich niemanden, wenn es da nicht einen Krieg um Narrative gäbe, denn bei beiden kommt hinzu, daß sie als Staatenlenker eben die Politik ihrer Länder beeinflussen und deswegen einige Bürger Angst haben, daß derartige Staatenlenker Gesetze so umgestalten könnten, daß sie mit deren Privatleben, also dem Privatleben der Präsidenten im Einklang stehen, statt mit dem Privatleben des weit überwiegenden Teils der Bürger.
Aktuell heizt im Fall von Macron eine neue Buchveröffentlichung und eine Videoserie diese Fragen neu an. Die deutsche „Qualitätspresse“ erkennt hierin wieder einmal eine „Verschwörungstheorie“.
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„Becoming Brigitte“, eine aktuelle Doku
Fakt ist, sie, geboren am 13. April 1953, könnte theoretisch problemlos seine, geboren am 21. Dezember 1977, Mutter sein. Als er 25 war, war sie etwa 50. Seit 2007 sind beide miteinander verheiratet. Da war er 40 Jahre alt und sie etwa 65 Jahre alt. Das könnte alles relativ gleichgültig sein, wenn er nicht am 14. Mai 2017 Präsident Frankreichs geworden wäre. Es handelt sich bei beiden mämlich um Emauel Macron und Brigitte Macron:
Die Ehefrau von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron ist immer wieder Objekt im Kampf um Narrative. Die Einen sehen mindestens hinter dem Altersunterschied und der Tatsache der Kinderlosigkeit der beiden einen Anlaß über mehr nachzudenken. Die anderen Nutzen diesen Kampf ums Narrativ dazu, ihre eigene politische Ideologie weiterzutreiben.
Wie man dem französischen Eintrag von Brigitte Macron in Wikipedia entnehmen kann, ist dieser Kampf ums Narrativ schon relativ alt:
Im Jahr 2012 ging Emmanuel Macron in die Politik. Das Paar erregte daraufhin die Aufmerksamkeit der Medien , die das durch den Altersunterschied geweckte Interesse als Beweis für die Entwicklung der Meinungen zu diesem Thema betrachteten . [ 50 ] DER2. Juni 2015, anlässlich des Besuchs von König Felipe VI. und Königin Letizia von Spanien posiert Brigitte Macron zum ersten Mal neben ihrem Ehemann auf den Stufen des Élysée-Palastes [ 51 ] . Zusammen mit ihrer jüngeren Tochter Tiphaine Auzière – Abgeordnete von Thibault Guilluy, Kandidatin für La République en Marche im 4. Wahlkreis Pas-de-Calais bei den Parlamentswahlen 2017 [ 52 ] – engagiert sich Brigitte Macron im Präsidentschaftswahlkampf ihres Mannes 2017 [ 53 ] , [ 54 ] . Anfangs allgegenwärtig, tritt es dann in den Hintergrund, spielt aber für den Kandidaten weiterhin eine wichtige Rolle [ 55 ] , [ 56 ] , [ 45 ] . Vorgestellt in Paris Match Im Frühjahr 2016 empfahl der Geschäftsmann Xavier Niel Brigitte Macron Mimi Marchand , Leiterin der Fotoagentur Bestimage , die mit Paris Match zusammenarbeitet . Später wurde sie eine informelle Beraterin des Ehepaars Macron [ 57 ] , [ 58 ] , [ 59 ] . InApril 2016Das Ehepaar Macron schaffte es auf die Titelseite der Wochenzeitung, der sie private Fotos und ein Exklusivinterview zur Verfügung stellten. Später betrachten sie diese Überpräsenz als Fehler und bestreiten, dass es ihrerseits eine bewusste Medienstrategie gegeben habe [ 60 ] , [ 61 ] . Im Vergleich zu anderen Kandidaten erschienen die Fotos des Paares während des Wahlkampfs 2017 regelmäßig auf dem Cover von Paris Match , sechs Covers in einem Jahr, und ermöglichten ihnen so, einvernehmliche Ehe- und Familienwerte zu fördern [ 62 ] . Laut der Journalistin Nathalie Funès zielt diese Kommunikationsstrategie darauf ab, den Kandidaten in den Köpfen der breiten Öffentlichkeit in einer ehelichen Normalität zu verankern, während Gerüchte über Emmanuel Macrons angebliche Homosexualität seine Wahl hätten bremsen können [ 62 ] , [ 63 ] . Nach Emmanuel Macrons Sieg berät Mimi Marchand Brigitte Macron weiterhin im Élysée-Palast und nur Best-Image-Fotografen dürfen Bilder des Paares machen. Laut Le Figaro bleiben die Konturen von Michèle Marchands Aktion rund um das Präsidentenpaar vage, zwischen Kommunikation und Fotojournalismus [ 64 ] .
Doch am 5. Februar hat Xavier Poussard zu diesem Theme ein Buch veröffentlicht. Bei einem Inline-Händler wird ies mit den Worten beworben:
Mit diesen beiden Veröffentlichung wurde eine weitere – unterhaltsame – Runde in diesem Kampf ums Narrativ eröffnet. Die gesamte englische Playlist findet man hier. Bisher sind folgende zwei Episoden auf deutsch erhältlich:
Nicht die Art von Huumor, die Macron schätzt
Tatsache ist, daß dies nicht die Art von Humor ist, die Präsident Macron schätzt. Üblicherwieise prangerte „Falschinformationen“ und „erfundene Szenarien“ an, wenn dieses Thema aufkommt.
sagte Macron in Paris und spielte damit wohl auf Beiträge in Online-Netzwerken an, die seit lager Zeit in Frankreich herumgeistern. Macron wäre kein Politiker, wenn er nicht versuchen würde, diese Gerüchte zum eigenen Vorteil zu nutzen und er forderte eine Stärkung der
Er behauptete, daß Online-Netzwerke ein
„perfekter Ort für die Verbreitung der verrücktesten Ideen“,
seien, die noch immer zu wenig reguliert seien. Die Macrons sind in diesem Zusammenhang jedenfalls recht klagefreudig. Vor einem Jahr wurden zwei Frauen wegen des Verbreitens vergelichbarer Argumente verurteilt:
Eigentlich müßten die Macrons nun auch Herrn Poussard und Frau Owens anzeigen. Wir sind gespannt und genießen die Unterhaltung zu dieser Belanglosigkeit! In Frankreich hingegen scheint dieses Thema größeres Interesse zu wecken, wie knappe 200.000 Klicks zu Interviews hierzu belegen.