LANDWIRTSCHAFT – Der allgäuer Landwirt Peter Felser spricht am 15.11.2019 über die Position der AfD zur Digitalisierung in der Landwirtschaft.
„Der Bundestag hat am Freitag, 15. November 2019, einen Antrag von CDU/CSU und SPD mit dem Titel „Chancen der Digitalisierung nutzen – Offener Zugang und standardisierte Datenformate für eine zukunftsfähige Landwirtschaft 4.0“ (19/10147) angenommen. CDU/CSU, SPD und AfD stimmten für den Antrag, die übrigen Fraktionen enthielten sich. Dem Beschluss lag eine Empfehlung des Ausschusses für Ernährung und Landwirtschaft (19/11242) zugrunde.
Abgelehnt wurde hingegen ein Antrag der FDP-Fraktion mit dem Titel „Chancen der Digitalisierung für die Landwirtschaft und ihre Wertschöpfungskette nutzen“ (19/436). CDU/CSU und SPD, lehnten ihn ab, AfD und FDP stimmten für den Antrag, die Linksfraktion und Bündnis 90/Die Grünen enthielten sich. Zugrunde lag eine Beschlussempfehlung des Ausschusses für Ernährung und Landwirtschaft (19/14494).
Angenommener Antrag von CDU/CSU und SPD
Mit der Annahme des Koalitionsantrags wird die Bundesregierung unter anderem aufgefordert, den Breitbandausbau im ländlichen Raum zu intensivieren, um die Präzisionslandwirtschaft auf allen Äckern, Wiesen sowie eine moderne multifunktionale Forstwirtschaft in den Wäldern zu ermöglichen, die digitale Spaltung in Deutschland zu überwinden sowie den flächendeckenden Ausbau von LTE-Netzen (LTE steht für long term evolution und bezeichnet den Mobilfunkstandard 4G) zu beschleunigen und darauf aufbauend 5G spätestens mit der Vergabe von Flächenfrequenzen ab dem Jahr 2025 in die Fläche zu bringen.
Des Weiteren soll gemeinsam mit den Bundesländern geprüft werden, wie Wetter-, Boden- und andere Geodaten sowie relevante Betriebsmitteldaten den Bürgern, vor allem den Landwirten und Waldeigentümern, kostenlos zur Verfügung gestellt werden können.
Abgelehnter Antrag der FDP
Die FDP forderte in ihrem Antrag (19/436) die Bundesregierung auf, eine Strategie zur Digitalisierung der Landwirtschaft voranzutreiben. Bundesweit sollten einheitliche, maschinenlesbare und hochwertige Geo-, Wetter- und Katasterdaten für die Landwirtschaft, die Maschinenringe und die Lohnunternehmen kostengünstig, möglichst kostenlos, zur Verfügung gestellt werden. Die Möglichkeiten für den Einsatz von Drohnen in der Landwirtschaft sollten nicht unangemessen eingeschränkt werden, heißt es weiter.
Zentral sei die Entwicklung von Standardschnittstellen für eine Datenübertragung zwischen Maschinen, technischen Einrichtungen, Datenanbietern und Datenmanagementsystemen sowie die Entwicklung von Anwendungen zur Auswertung und Weiterverwendung großer Datenmengen.
Ferner sollte sich die Regierung für eine wirkungsvollere Start-up-Förderung einsetzen und universitäre Unternehmensgründungen erleichtern. Der durch die Digitalisierung beschleunigte Strukturwandel in der Landwirtschaft sollte unterstützt und abgefedert werden. Wichtig sei sowohl die Verfügbarkeit schneller Breitbandanschlüsse als auch eine leistungsfähige mobile Netzabdeckung“. (sas/eis/15.11.2019)
Peter Felsers Argumente zum Thema Digitalisierung gehen auch aus einem früheren Beitrag hervor:
In dieses digitale Gedankenchaos haben wir am vergangenen Freitag, gemeinsam mit dem Arbeitskreis für Ernährung und Landwirtschaft, Licht ins Dunkel gebracht.
Zu einem Expertengespräch war der Präsident des Thünen-Instituts, Prof. Dr. Folkhard Isermeyer geladen.
Ein Beispiel für die Anwendung von Digitalisierung in der Landwirtschaft zeigt sich bereits bei der sensorgestützten, punktgenauen Saat der Pflanzen. An der dazugehörigen Bekämpfung von Beikräutern wird derzeit bereits getüftelt. Der Clou ist der Einsatz von Miniaturmaschinen, die durch ihre geringe Größe beispielsweise zwischen den Pflanzreihen hindurchfahren können und die Unkräuter auf minimaler Fläche hacken oder weg mulchen können. Auch die Ernte von Mais ist mit Hilfe von Miniharvestern (Erntemaschinen aus der forstwirtschaftlichen Anwendungstechnologie) in der Forschungsphase. Mit dieser Technologie verringert man den Bodendruck und die befahrene Fläche erheblich.
Selbstständig denkende Maschinen, sogenannte „smart machines“ gibt es in der Landwirtschaft bereits, man denke nur an die wie von Geisterhand gesteuerten Traktoren, die selbständig mittels Parallelfahrsystemen in korrekten Spurbreiten über die Äcker fahren.
Die Daten jedes einzelnen bearbeiteten Quadratmeters werden gespeichert in einem Logbuch, inklusive der Speicherung der Historie der Bearbeitung.
Der Einsatz von Flugdrohnen ist ebenfalls bereits in der Anwendung. Sogenanntes „Ground Truthing“ ermöglicht bereits die Erfassung der Kleinstflächen nach Graustufen. So kann man anhand der Farbabstufung feststellen welchen Reifegrad oder Gesundheitszustand die Pflanze hat.
Auch im Bereich Tierwohl wird bereits einiges getan. So gibt es bei der Legehennen-Haltung miniaturisierte Mobilställe, die sich frei auf der Fläche weiterbewegen, sich abends automatisch verschließen, oder abends selbstständig an Ei- und Kotübergabestationen andocken.
Es bleibt die Frage: wer hat am Ende die Herrschaft und die Steuerung der riesigen Datenmengen, und wie kann man den Ausbau des Breitbandnetzes beschleunigen und flächendeckend gewährleisten? Sollte das Datenmonopol am Ende bei Einzelunternehmen liegen, oder sollte man die voranschreitende Digitalisierung staatlich begleiten?
Das gemeinsame Lernen der Landwirte für- und miteinander erscheint mir hierbei am wichtigsten.
Man sieht, es bleibt ein weites Feld an Herausforderungen die wir genau prüfen und vor allem für Alle verfügbar machen müssen!